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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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wirken. »Keine Sorge.« Er gab ihr ein Küsschen auf die Wange und winkte den anderen halbherzig zu.
    »Ich glaube, du hast alle irgendwann schon mal getroffen«, meinte Lily, »außer vielleicht Mika, einer Freundin von Bobby. Sie hilft uns mit Übersetzungen ins Japanische.«
    »Sieht so aus, als hätte ich eine tolle Segelpartie verpasst!«
    »Du hättest Bescheid geben sollen, dass du kommst«, sagte Lily kurz. »Wie auch immer, entspann dich und trink was.« Sie nahm Dale am Arm und nahm ihn mit in die Küche. »Wie läuft’s denn so in der großen Stadt?«
    »Alles ziemlich fad im Vergleich zum Trubel hier.«
    »Dale! Nun sei doch nicht so … das heute Vormittag war eine Ausnahme. Wir haben entschieden, wann wir die Ernte einbringen, und mit dem Ausflug wollten wir spontan feiern, was wir bisher erreicht haben.«
    »Was will der Professor hier? Seine Anwesenheit ist für die Ernte ja wohl nicht zwingend erforderlich, oder?«
    Lily nahm den Köder nicht an. »Palmer arbeitet hier an einem Projekt mit. Wir haben ihn eingeladen, weil er sich ein fantastisches Programm zur Mitarbeiterentwicklung überlegt hat. Ross betreut das dann vor Ort.«
    »Mich hast du nie eingeladen.«
    »Weil hier unheimlich viel zu tun war. Wie gesagt, das heute war eine Ausnahme, ich wollte den Leuten hier danken … Es hat sich einfach so ergeben.« Lily war angespannt; sie sollte sich nicht entschuldigen müssen. »Jedenfalls ist es großartig, dass du hier bist. Mich interessiert deine Meinung zu dem, was wir hier tun! Bleibst du länger?«
    »Bin ich denn eingeladen?«
    »Natürlich bist du hier willkommen. Allerdings ist die Situation nicht ganz unkompliziert. Ich bin in die Frauenunterkünfte gezogen, weil Sami mit Biddy herkommt, und sie sollen in diesem Häuschen wohnen. Ich dachte, so wäre es bequemer für sie …« Ihre Stimme verklang.
    »Du meinst, du willst nicht, dass ich die Nacht mit dir verbringe?«
    »Wir sind dem Personal gegenüber ziemlich streng, was … das betrifft. Ich will nicht, dass sie glauben, wir messen hier mit zweierlei Maß, und …«
    »Oh, ich hatte schon das Gefühl, dass hier einiges an Nähe besteht … Ach, vergiss es, Lily. Ich fahre zurück nach Broome.«
    »Dale, sei doch nicht so! Es ist alles nicht so einfach hier oben. Wir sehen uns in Broome wieder, wenn ich nicht so viel um die Ohren habe.« Beiden war bewusst, dass sie ihn hinhielt.
    Er stellte seinen Drink ab. »Du verkehrst mit ein paar komischen Leuten, Lily. Ich wünsche dir wirklich, dass dieses Geschäft sich für dich auszahlt, aber mach es besser nicht zu deinem Lebensinhalt! Ruf mich an, wenn du wieder auf der Erde bist.« Sein Zorn war verflogen, ein Anflug von Trauer lag in seiner Stimme. Dennoch verließ er das Häuschen ohne ein Abschiedswort durch die Hintertür. Lily zog einen Küchenstuhl heran und setzte sich. Sie zitterte am ganzen Körper. Das Lachen und die Begeisterung, die den Tag erfüllt hatten, waren wie weggeblasen.
    Palmer kam herein und sah sich um. »Wo ist Dale? Sie sind ja völlig aufgelöst.« Er setzte sich ihr gegenüber. »Eine kleine Meinungsverschiedenheit?«
    »Vielleicht nicht ganz so klein.«
    »Es geht mich ja nichts an, aber möchten Sie darüber reden?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin mir selbst nicht sicher, was genau passiert ist. Vielleicht gibt es gar nicht viel, worüber man reden kann. Ich sollte wieder zu den anderen gehen und diese Feier über die Bühne bringen. Das Fest verschlingt eh so viel Zeit.«
    »Na, kommen Sie, Lily, Sie haben doch die ganze Zeit unter Hochdruck gearbeitet! Die Pause heute haben Sie gebraucht. Das rückt die Dinge wieder in die richtige Perspektive.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Denken Sie mal nach. Diese Umgebung, Ihre Arbeit, Ihre Pläne. Ihr Leben in Sydney, Ihr Leben in Broome, Ihre Tochter, das ist doch alles ganz weit weg. Mit vollen Segeln voraus über die Red Rock Bay … können Sie sich einen Ort vorstellen, wo Sie lieber gewesen wären?«
    Ein schwaches Lächeln umspielte Lilys Mund. »Eigentlich nicht. Da kommt einfach nur mein protestantisches Arbeitsethos durch. Und wenn ich ehrlich bin, ist meine Beziehung zu Dale in einer Sackgasse. Es liegt jetzt an mir, ob ich sie wieder belebe oder nicht.«
    »Da haben wir’s. Das ist ziemlich freimütig. Die Farm ist wahrscheinlich der richtige Ort, um über so etwas nachzudenken. Aber nicht jetzt. Kommen Sie, ich wollte gerade meinen Dudelsack holen.«
    »Na, das könnte die Party sprengen.« Lily

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