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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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allem machten ihn jedoch seine ungezügelte Freude und offene Art zu einer faszinierenden Gesellschaft. »Ich bin überrascht, dass Sami mir nichts von ihren Gefühlen für die Kimberley-Wildnis erzählt hat.«
    »Ach, Ihr Geist und Ihr Herz sind offen für all diese Dinge. Aber Sami empfand es als Konfrontation. Aus diversen Gründen.«
    »Sie hat Ihnen von unserer Familie erzählt?«
    »Ein paar Dinge hat sie mir anvertraut«, sagte Palmer vorsichtig. Er wollte Samis Vertrauen nicht missbrauchen. »Sie ist immer noch dabei, sich über einiges klar zu werden. Wenn sie so weit ist, wird sie sich öffnen.«
    Plötzlich versetzte es Lily einen Stich. Würde ihre Tochter sich ihr gegenüber öffnen? Oder gegenüber Palmer? Sie brachte das Gespräch wieder auf ihn.
    »Also, was ist das für eine Sache, die Sie noch einige Zeit bei uns halten wird?«
    »Unter anderem habe ich beantragt, eine Zeit lang die Dinosaurierfunde erforschen zu dürfen.«
    »Weiß Sami davon?«
    »Noch nicht.« Er sprach mit sanfter Stimme. »Hätten Sie etwas dagegen, dass ich es ihr sage?«
    »Natürlich nicht. Sie können das viel besser erklären.« Aber sie spürte, dass Palmer nur diplomatisch war. Sami würde die Neuigkeit wahrscheinlich nicht von ihrer Mutter erfahren wollen.
    Palmer berührte sie am Arm. »Es war ein großartiger Tag, Lily. Danke.«
    »Ja, nicht? Und den Sonnenuntergang haben wir immer noch vor uns.« Doch als sie sich umdrehte, um zurück auf die Veranda zu gehen, erhielt ihre überschwängliche Stimmung erneut einen Dämpfer: Ihr fiel der Streit mit Dale wieder ein. Im Gespräch mit Palmer hatte sie ihn völlig vergessen. Ach, egal! Mit Dale sowie der Ankunft von Sami und Biddy würde sie sich morgen befassen. Und mit allem Übrigen ebenfalls. Jetzt wollte sie den Sonnenuntergang mit Dudelsack und allem Drum und Dran genießen.
     
    Das Auto war bis obenhin voll mit den Sachen ihrer Mutter, aber auf der Rückbank hatte Sami für Biddy ein bequemes Lager bereitet und hoffte, die Fahrt über die holprige Straße würde nicht zu unangenehm für die alte Frau werden. Biddy war schon beim ersten Tageslicht zum Aufbruch bereit gewesen. Nun war es beinahe acht Uhr, und sie schlief in ihrem Lieblingssessel auf der Veranda.
    Rosie kam mit dem schnurlosen Telefon heraus zum Auto. »Es ist die Farm. Tim fragt, ob er hierher kommen soll.«
    »Wozu?«, fragte Sami irritiert. Sie nahm das Telefon. »Hi.«
    »Hallo, Sami«, grüßte er munter. »Ich habe über Ihre Autofahrt mit Biddy nachgedacht – soll ich Sie beide nicht lieber abholen? Sie werden den Wagen hier oben nicht brauchen.«
    »Oh. Nein, danke. Ich habe gerade eine Stunde lang den Wagen beladen.«
    »Verstehe. Wie geht’s der alten Dame?«
    »Biddy ist ziemlich aufgeregt. Sie schläft viel, deshalb hoffe ich, dass sie die Fahrt auch größtenteils verschläft. Tja. Danke jedenfalls.«
    »Geben Sie ihr was, damit sie schläft.«
    »Ich hoffe, das wird nicht nötig sein.«
    »Ich helfe Ihnen dann hier. Ihre Mutter hat ihr Häuschen für Sie beide geräumt. Sie bekommen das Sofa.«
    »Das ist lieb von ihr.«
    »Gute Fahrt.«
    Achselzuckend reichte Sami Rosie das Telefon.
    »Aufmerksam von ihm«, meinte Rosie.
    »Ich komme schon zurecht«, erwiderte Sami. Doch innerlich hegte sie gemischte Gefühle. Hielt er sie für unfähig, war er wirklich so besorgt, oder hatte ihre Mutter ihn dazu angestiftet?
    Als sie aus Broome hinausfuhren, spähte Rakka immer wieder vom Beifahrersitz nach hinten zu Biddy, die bequem auf der Rückbank lag und in einer Mischung aus Bardi und Englisch vor sich hin murmelte. Sami verstand nicht alles, doch offenbar durchlebte Biddy Ereignisse aus ihrer Vergangenheit, als seien sie erst gestern geschehen. Schließlich döste sie ein und schlief eine ganze Stunde. Doch als sie sich der Abzweigung zur alten Missionsstation näherten, war sie plötzlich wieder munter und setzte sich auf. »Ich kenne diesen Platz.«
    »Es ist deine alte Missionsstation. Wie lange ist das her, dass du hier warst, Biddy?«
    »Ist lange her. Wir sehen Vater. Gehen zur Kirche, okay?«
    »Biddy, wir fahren weiter, zur Farm, zu Lilys Farm. Weißt du noch?«
    »Tyndall-Farm.« Aufgeregt beugte sie sich vor und klopfte Sami auf die Schulter. »Nein, wir müssen zu der Kirche da. Besuchen alle.«
    »Nein, Biddy, wir fahren zur Star-Two-Farm. Wir besuchen Lily und dann gehen wir aufs Schiff und fahren zu deinem Land … besuchen all die alten Leute.«
    Knochige Finger krallten sich

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