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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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hohen Uferböschung eines Creeks. An dessen Mündung erhaschte er den ersten Blick auf die Farm. Sie wirkte alt und etwas abgenutzt, aber man sah deutlich die Spuren einer Art von Frühjahrsputz. Die Schuppen waren frisch gestrichen, Außenbereiche und Muschelkieswege gefegt, die Ausrüstung ordentlich gestapelt und die Taue aufgerollt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Farm schon so ausgesehen hatte, als Dave sie noch allein geleitet hatte.
    Dale parkte auf dem überdachten Parkplatz neben einem Holzpfeil mit der Aufschrift »Büro«. Als er die Bucht betrachtete, musste er zugeben, dass die Aussicht spektakulär war. Dennoch war es kein Ort zum längeren Verweilen. Ein paar verstreut gelegene Unterkünfte, einige vor langer Zeit gepflanzte Palmen, Schuppen, Werkstätten – das war alles. Das Ganze. Selbst das geruhsame Broome wirkte gegen diesen abgelegenen Ort wie eine Großstadt. Na ja, dachte Dale, Lily hat hier kein Bombengeschäft gemacht. Selbstverständlich wusste er, dass der eigentliche Wert des Betriebs im türkisfarbenen Wasser lag. Doch er sah gerne, wo er sein Geld hineinsteckte, und kam zu dem Schluss, dass ihm Ziegel und Mörtel deutlich lieber waren.
    Er ging an den Schlafräumen vorbei, vor denen Schutzanzüge über den Verandageländern hingen, und streifte eine Wäscheleine, die zwischen den Duschen und der Wäscherei gespannt war. Eine junge Frau hängte dort Handtücher auf. »Das ist doch der Weg zum Büro, oder?«, fragte Dale.
    »Ja. Aber ich glaube, da ist niemand. Lily hat ein paar Leute zu einem Ausflug auf der
Georgiana
mitgenommen. Sie wollte nach dem Mittagessen zurückkommen.«
    »Ein Ausflug … klingt nicht nach harter Arbeit.«
    Die junge Frau fuhr auf. »Sie arbeitet so hart wie jeder hier. Alle Chefs tun das. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich bin ein enger Freund von Lily. Am besten warte ich einfach auf sie. Kann ich irgendwo ein kaltes Bier bekommen?«
    »Die Kantine ist da drüben. Gibt aber nur Erfrischungsgetränke, Tee und Kaffee«, erklärte sie ihm.
    »Hartes Leben hier oben«, sagte Dale.
    »Man gewöhnt sich dran. Bis dann.«
    Mit einem kühlen Getränk versorgt, folgte Dale einem Hämmern in der Nähe und sah einen Mann, der an einem neuen Wellblechdach arbeitete. Es war strahlend weiß und bildete einen kühnen Kontrast zu der abblätternden Farbe und den beschädigten alten Wänden. Das Schild »Labor« passte nicht so recht zu dem Gebäude. Ein weiterer Mann stand mit einer Blechplatte neben der Leiter. Als Dale »Guten Tag« rief, drehte er sich um.
    »Na, so was! Hallo, Bobby!«, sagte Dale überrascht. »Lässt Lily dich hier aushelfen?« Er beschattete seine Augen und erkannte Ross auf dem Dach. Sie hatten sich einmal zusammen mit Lily in der Stadt getroffen. »Und Sie auch, Ross! Was ist denn hier los? Ich wusste gar nicht, dass Sie in der Baubranche sind!«
    »Hallo, Dale!«, rief Ross fröhlich. »Nur ein paar neue Dächer. So weit bin ich im ersten Jahr meiner Zimmermannsausbildung seinerzeit noch gekommen.«
    Dale nickte, doch er war insgeheim verstimmt. Warum bat Lily ihn nicht um Hilfe? Einer seiner Jungs hätte doch das bisschen Bedachung erneuern können. Himmel, es war ein Weilchen her, aber mit etwas Hilfe hätte er das vermutlich selbst geschafft! »Na denn, ich will euch nicht aufhalten«, meinte Dale. »Vielleicht sehen wir uns später zu einem Drink beim Sonnenuntergang?«
    »Wir sind dabei«, rief Ross. »Lily ist mit dem Logger draußen, irgendwann heute Nachmittag ist sie wieder da.«
    »Hab schon gehört. Danke.«
    Sie beschrieben Dale, wo Lilys Häuschen stand. Als er dort die Hängematte entdeckte, legte er sich hinein und döste weg. Lautes Lachen weckte ihn auf. Einen Augenblick lang wusste er nicht, wo er war. Dann setzte er sich auf und erblickte Lily in einer Gruppe, die sich auf der Veranda niederließ. Er sah auf sein Handgelenk. Die Rolex zeigte vier Uhr an.
    Lily saß mit Ted Palmer auf einem Korbsofa, und Tim schenkte Getränke aus, als sie Dale auf sich zukommen sahen, der sich linkisch mit der Hand durchs zerzauste Haar fuhr. In diesem Augenblick trafen auch Ross und Bobby ein. Bobby hatte eine hübsche junge Japanerin bei sich.
    Lily erhob sich und ging Dale mit einem herzlichen Lächeln entgegen. »Ich habe dein Auto gesehen, aber du hast so schön geschlafen, da habe ich dich in Ruhe gelassen«, erklärte sie.
    Es machte Dale rasend, dass sie so wenig Aufhebens um seine Ankunft machte, doch er versuchte, entspannt zu

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