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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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in Samis Schulter. »Kirche. Kirchhof. Müssen Niah besuchen.«
    Sami wollte die Farm so schnell wie möglich erreichen, und ein Abstecher zur Kirche konnte eine lange Verzögerung bedeuten. Doch als sie den Namen Niah hörte, wurde sie schwach. »Du erinnerst dich an Niah?«
    »Hübsche, ungezogene Niah. Schlechte Sache passiert. Ich sage Niah, bring Maya zu ihren Leuten. Niah stirbt. Maya wird weggeschickt.«
    »Es war nicht deine Schuld, Biddy.«
    »Du fahr da rein, da lang.« Biddy ließ nicht locker, winkte, deutete auf die Abzweigung. Sami bog ab und hielt auf die alte Missionsstation zu.
     
    Sie half Biddy aus dem Auto. Biddy ging, auf Sami gestützt, in die alte Kirche. Im Eingangsbereich blieb sie stehen, die Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Jeoje. Ach, das sein schön. Guter Ort, genau wie ich mich erinnere.«
    Ein Priester – Vater Stoddart – kam aus der Sakristei, als er Biddys Stimme hörte. »Es ist schön, das zu hören, meine Liebe«, meinte er. »Wir arbeiten hart daran, dass sie im Originalzustand erhalten bleibt. Es gibt in Australien keine andere Kirche wie diese, und Menschen aller Glaubensrichtungen kommen, um sie zu bewundern.«
    Das Sonnenlicht strömte durch die frisch reparierten Fenster. Sie waren zerbrochen, als der alte Kirchturm in der Regenzeit eingestürzt war. Vom Perlmuttaltar ging ein weicher gelber Glanz aus und tanzte im kühlen Dämmerlicht. Die farbenprächtigen religiösen Ornamente der frühen Pallottinermönche glänzten vor einem blauen und goldenen Hintergrund.
    »Gut, gut«, nickte Biddy. »Ich hier zur Schule. Biddy kann nähen und waschen und kochen. Großes Haus. Großer Garten.«
    »In den Anfangstagen hat die Mission das gesamte Gemüse für Broome angebaut«, erklärte Vater Stoddart.
    »Und Vieh«, fügte Biddy hinzu. Dann schlurfte sie wieder den Mittelgang hinab. »Biddy jetzt mit Niah sprechen.«
    Mit kleinen Ruhepausen hielt Biddy die Strecke bis zum anderen Ende des kleinen Friedhofs durch. Sami trat zurück, als Biddy auf zittrigen Beinen vortrat, sich bückte und den verwitterten Grabstein mit der Einlegearbeit aus Perlmutt berührte.
    »Also, Mädchen. Biddy spricht jetzt mit dir. Lange nicht mehr gesprochen, was?« Sie gab ein schrilles Lachen von sich. »Menge Leute hier jetzt. Viel Familie, Mädchen. Von deiner Maya Kinder und wieder Kinder sein jetzt hier. Guck, das Mädchen, die ist nach Hause gekommen. Familie besuchen.« Sie winkte in Samis Richtung, während sie mit dem Grabstein sprach.
    Sami war erschüttert, wollte es sich jedoch nicht anmerken lassen. Der Anblick dieser alten Frau, die einst stark und muskulös war, nun jedoch wie ein kleines Mädchen mit leuchtenden Augen aussah, berührte sie. Und das Wissen, dass es ein Band zwischen ihr, Biddy und dem Geist der so früh verstorbenen Schönheit gab, die hier begraben lag, brachte sie aus der Fassung. Sofort blitzten – ohne jeden Zusammenhang – Bilder ihres Lebens in Sydney vor ihrem geistigen Auge auf. Es war, als wollte ihr Unterbewusstsein ihren Realitätssinn stärken und ihr Halt vermitteln, damit sie besser mit den Gefühlen fertig wurde, die sie zu überwältigen drohten. Cafés in Double Bay, Treffen mit Freunden in Weinlokalen, Besuche in Bars, die altehrwürdige Aula der Universität Sydney … Doch die Schlichtheit des Grabes und ihre eigene Verbindung zu ihm zogen sie in ihren Bann.
    Biddy sang nun und streichelte den Grabstein. Es war kein trauriger Klagegesang, sondern klang eher wie die fröhliche Anrufung einer geliebten Person. Dann richtete sie sich auf und streckte die Hand nach Sami aus, um sich zurück zum Auto helfen zu lassen. Sie hatte getan, weswegen sie gekommen war, und war bereit zur Weiterfahrt.
    Biddy mochte ihren Frieden mit Niah gemacht haben, doch Sami war noch immer zutiefst verstört, und die alte Frau spürte das. »Was los, Mädchen? Warum du so … nervös? Musst dich nicht sorgen, bist auf deinem Land.«
    »So einfach ist das für mich nicht, Biddy. Du kennst das alles. Mir fällt es aber schwer, mich auf diesen Ort einzustellen, an dem ich gerade sein soll.«
    Biddy warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Kannst überall sein, solang du dein Land in dir trägst. In deinem Kopf, in deinem Herzen. Und dann musst du wiederkommen und all deine Familiensachen fertig machen. Aufräumen. Wie Biddy.«
    Sami war nicht ganz klar, was »Familiensachen fertig machen« bedeutete, doch sie begriff in etwa, was die alte Frau meinte. »Okay. Na dann,

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