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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gucken, Pizza essen. Das ist das Beste, was die Weißen ihnen ihrer Meinung nach zu bieten haben.«
    »Nicht gerade romantisch, was?«, meinte Lily. Dann fügte sie in bestimmtem Tonfall hinzu: »Aber ich bin überzeugt, dass Bildung der Schlüssel zur Lösung ihrer gesellschaftlichen Probleme sein wird.«
    »Hier oben haben wir eine Menge Schulen, aber manche sind besser und manche schlechter«, meinte Bobby. Er zuckte mit den Achseln. »Man lernt auch was, wenn man nicht zur Schule geht. Ich meine, in der Schule habe ich nicht gelernt, wie man ein Kamel reitet.«
    Lily lachte. »Dein Gesicht war ein Bild für die Götter. Du hast dich an das Tier geklammert, als ob du um dein Leben fürchtest.«
    »Mannomann, diese Kamelmami wollte erst stehen bleiben, als sie bei ihrem Kleinen war. Und wenn das in Darwin gestanden hätte, wären wir immer noch unterwegs.« Er grinste. »Vielleicht sollte ich meinen Gewinn mit Luke teilen, das ist der Typ, der sie gesattelt hat. Er hatte die Idee, ihr Fohlen hinter der Ziellinie aufzustellen.«
    »Ich bin sicher, er hat auf dich gewettet. Ich übrigens auch.«
    »Tatsache? Ich hoffe, du hast tüchtig abgesahnt, Lily.«
    »Es ging. Ich hab das Geld den Fliegenden Ärzten gespendet.«
    »Oh. Meinst du, das sollte ich auch tun?«, fragte Bobby zögerlich.
    »Nein. Du hast es offen und ehrlich gewonnen. Die Preise wurden von ein paar Leuten und Firmen gespendet. Du hast es dir verdient, also behalte es auch.«
    Er blickte erleichtert drein. »Ich bin im Augenblick ein bisschen knapp bei Kasse. Mein Papa will mir nicht mehr unter die Arme greifen, es sei denn, ich trete in seine Firma ein.« Er rümpfte die Nase. »Computer und Frachtbeförderung sind nicht mein Ding.«
    »Welche Arbeit hat dir denn bisher am besten gefallen, Bobby?«
    »Ach, die Arbeit auf der Perlenfarm. Da hab ich alles gemacht, vom Reinigen der Muscheln bis zur Arbeit auf den Loggern. Ich hab sogar in der Küche gearbeitet und geholfen, die Boote zu reparieren, wenn sie aufgelegt wurden. Die Mädchen waren natürlich auch nett, viele waren nur für die Saison da. Am besten gefiel mir aber, dass ich auf dem Wasser war, in der Nähe der Boote und der Schuppen. Der Geruch, das Salz, was auch immer, das hat es mir angetan.«
    »Und die Perlen?«
    »Ach, klar es ist aufregend, wenn eine besonders dicke gefunden wird, oder wenn die Ausbeute sehr groß ist. Aber mir gefiel das Ganze.«
    »Und warum bist du dann nicht dabeigeblieben?«
    Bobby zuckte mit den Achseln. »Weil ich ein Idiot war. Ich habe mich da mit ein paar Typen rumgetrieben. Einmal haben sie sich ordentlich die Kante gegeben, und deshalb sind wir nach unserer Woche Urlaub nicht zurück zur Farm gekommen. Und sie haben ein Boot geschrottet. Ich habe versucht, sie davon abzuhalten und das Boot zu retten. Aber wer hätte mir wohl geglaubt? Ich habe ja einen Hang dazu, die Dinge zu vermasseln. Und mein Papa glaubt mir nicht, dass es nicht meine Schuld war.«
    »Wie bei diesem Unfall mit dem Taxi, hm? Und dann geht auch noch dein Fahrgast auf Wanderschaft«, fügte Lily hinzu.
    Er lächelte schwach. »In einem früheren Leben muss ich einen Chinesen umgebracht haben.« Sie kamen zu Lilys Zelt, und er berührte ihren Arm. »Aus mir wird schon noch was.«
    »Aus dir ist schon was geworden, Bobby. Gib dich nicht auf. Bis nachher.«
     
    Lily stand früh auf, packte ihre Tasche und räumte das Zelt auf. Außer ihr waren noch nicht viele Menschen wach; am Abend zuvor war es spät geworden. Niemand wollte ins Bett – der Klang von Yvonne Kennys Stimme, die in der Abendluft gen Himmel gestiegen war, hatte alle verzaubert. In Bills Truppe war man sich einig gewesen, dass die Oper und das Outback eine magische Verbindung ergaben. Nun wurde das Lagerfeuer für den Morgentee wieder zum Leben erweckt. Einige Frühaufsteher sprachen schon kleinen Blechbechern mit Rum und heißer Milch zu. Rinderrippen warteten darauf, dass man sie für das Katerfrühstück auf den Grill warf. Lily beschloss, einen Spaziergang zu unternehmen.
    Ein Schwarm schwarzer Kakadus, der sich von einem Baobab-Baum erhob, unterbrach die morgendliche Stille. Die Farbe des Himmels wechselte von weichem Amethyst zu kräftigem Blau. Es war angenehm kühl, eine schwache Brise wehte, doch die bevorstehende Hitze deutete sich bereits an. Lily hatte das Lager bald hinter sich gelassen und ging einen Weg entlang, der zu einem großen Wasserloch führte. Eine Bergkette in der Ferne schien den riesigen Besitz

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