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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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aber jetzt klingt es fantastisch. Sollen wir?«
    Gemeinsam kehrten sie ins Lager zurück.

[home]
Kapitel drei
    Der Mond stand hoch am Himmel und spiegelte sich schwach im ruhigen Wasser der Roebuck Bay. Auf dem Balkon ihres Apartments ging Lily durch den Kopf, dass die Anlage den passenden Namen trug: Moonlight Bay – Mondscheinbucht. Jedes Mal, wenn sie nach Broome kam, stieg sie in dem blassrosa Komplex ab. Die Flut hatte die Mangroven überschwemmt, sodass die Wipfel der gedrungenen Bäume wie kleine grüne Inseln auf dem Wasser schwammen. Mangroven und Mondschein. Lily empfand es als entspannend, hier zu wohnen. Das ruhige Gelände mit dem entzückenden Pool und das komfortable, geräumige Apartment gefielen ihr. Sie hatte die Vorschläge, sich ein Haus in Broome zu kaufen, in den Wind geschlagen, obwohl die Preise stiegen. Vermutlich hatte sie einen gewissen Anspruch auf das alte Familienheim, Tyndalls und Olivias prächtiges Haus, von dem aus man ebenfalls einen Ausblick auf die Bucht hatte. Doch dort hatten sich Rosie und Harlan eingerichtet, und das freute Lily.
    Sie war froh, dass sie diese stille Zeit für sich allein hatte. Es gab viel zu bedenken. Die letzten Wochen waren so ereignisreich gewesen, dass sie das Gefühl hatte, kurz vor einer emotionalen und intellektuellen Überlastung zu stehen. Sie sehnte sich danach, all das, was sie gesehen und erfahren hatte, zu sichten.
     
    Am nächsten Tag saß Lily auf der Terrasse ihres Lieblingscafés auf der Carnarvon Street. Sie wartete auf Pauline Despar, die schließlich mit gequälter Miene eintraf. »Tut mir Leid, dass ich zu spät bin, aber im Augenblick ist es der reine Wahnsinn. Ich werde niemals rechtzeitig fertig für diese Ausstellung in Amerika.«
    »Was ist denn mit den Stücken, die du bei der Eröffnung gezeigt hast? Sind die alle verkauft?«
    »So gut wie.« Pauline lächelte. »Bertrand ist außer sich. Und jetzt müssen wir eine Kollektion für Palm Desert zusammenstellen. Wir werden es schaffen. O Gott, ich brauche einen Schuss Koffein.« Sie deutete auf Lilys leeres Glas. »Noch einen Latte?«
    »Warum nicht? Eisgekühlt. Danke, Pauline.«
    Lily beobachtete, wie die schlanke junge Frau auf dem Weg zur Bar anderen Gästen zunickte oder stehen blieb, um mit ihnen zu plaudern. Sie war beliebt, eine Einheimische, die ihr Glück machte, und Lily freute sich für sie. Wie unglücklich war Pauline gewesen, als sie sich vor Jahren auf einem Flug von Perth kennen gelernt hatten! Unterwegs und in den darauf folgenden Wochen in Broome hatte Pauline Lily beim regelmäßigen Morgenkaffee ihre Lebensgeschichte erzählt. Es war der Beginn einer engen Freundschaft, die den Altersunterschied zwischen ihnen nicht gelten ließ.
    Paulines Mutter war gestorben, als Pauline zwölf war. Ihre Eltern hatten in Broome gelebt, aber der Vater war nach dem Tod nach Perth gezogen. Ihr Vater und ihr Bruder standen sich aufgrund des gemeinsamen Interesses am Familienbetrieb, einem Konstruktionsbüro, sehr nahe. So hatte sie immer das Gefühl, keinen Platz in der Familie zu haben. Das Wohnheim in Perth war auch keine glückliche Erfahrung, weil es sie nicht in die akademische Welt, sondern zur Kunst hinzog. Sie brach das Studium ab und zog nach Broome, wo sie auf einigen Perlenfarmen arbeitete. Dann ging sie zurück nach Perth, um einen Designkurs zu absolvieren. Lily war für sie eine Mutterfigur oder Mentorin, und sie gestand ihr ihren geheimen Traum: originellen Perlenschmuck zu entwerfen.
    Lily hatte ihrerseits über Samantha gesprochen. Sie hatte Pauline erzählt, dass Sami Geisteswissenschaften studiert habe, seither jedoch zögere, sich der realen Welt zuzuwenden. Lily wünschte, Sami würde den Elfenbeinturm verlassen und es Pauline gleichtun.
    Pauline fragte Lily oft um Rat und stellte fest, dass sie Lily ihre Gefühle und Ideen anvertraute, wie sie es zuvor bei keiner anderen Frau gekonnt hatte. Lily wiederum merkte, dass sie bei Pauline ihrer Enttäuschung über Samis Ablehnung der familiären Verbindung nach Broome Luft machen konnte. Pauline schrieb Lily hin und wieder, Lily rief Pauline mehrmals im Jahr an. Bei ihrem letzten Telefonat hatte Lily Pauline erleichtert erzählt, dass Sami für ein konkretes Forschungsprojekt auf dem Weg nach Westen war, in die Wüste. Sie war begeistert von Paulines Plänen gewesen und hatte ihr geraten, ihren Vater um Unterstützung zu bitten.
    »Wird Bertrand das Geschäft führen, solange du weg bist?«, fragte Lily, als

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