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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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meinte sie auch so, fiel ihr auf. Die lockere Art der Zusammenkunft hatte eine emotional vorbelastete, schwierige Situation entspannt gestaltet. Doch Sami ging nun einiges durch den Kopf. »Biddy schläft, sag ihr nachher bitte von mir auf Wiedersehen.« Sie küsste Lily, tätschelte Rakka und ging.
     
    Pauline hatte einen ruhigen Tisch gefunden und eine große Margarita vor sich stehen.
    »Deine ist schon unterwegs. Ich dachte, du hättest vielleicht gerne etwas, das es in sich hat.«
    Sami ließ ihre Tasche fallen und schob sich die Sonnenbrille auf die Stirn. »Gute Idee.«
    »Also, wie war das Familienessen?« Pauline wusste, sie durfte nachfragen.
    »Okay. Glaube ich.« Sie starrte auf den Strand hinaus. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Du klingst durcheinander.«
    »Ja, ich denke, das ist das richtige Wort.« Sie dachte kurz nach.
    »Aber?«, soufflierte Pauline.
    »Es war das reinste Wechselbad. Einmal denke ich, ich bin mit einem Haufen netter Leute zusammen – die kleine Lizzie fand ich wirklich süß –, und im nächsten Augenblick trifft mich alles auf einmal, und ich stürze ab. Es war nicht so schlimm wie erwartet. Da waren noch andere Leute, und alles Mögliche ist passiert, alles sehr zwanglos. Dadurch war es eher ein lockeres gesellschaftliches Beisammensein.«
    »Gesellschaftlich. Keine Familienangelegenheit.«
    »Pauline, es ist nicht so einfach für mich. Ich meine, ich guck mir die alte Biddy an – wenn man sie nicht kennt, sieht sie aus wie eine von den alten Aborigine-Frauen, die auf dem Kennedy Hill unter den Bäumen oder unten am Anleger sitzen, oder vor dem Continental!«
    »Und du glaubst, du bist darüber erhaben, ja? Hör mal, Sami, die Mutter meiner besten Freundin war Alkoholikerin. Eine Säuferin. Aber sie war weiß und hatte Geld. Die Cops haben sie aufgelesen und nach Hause gebracht, und dann haben sie die Tür zugemacht, und keiner hat was gesagt. Ihre Freunde haben es nie erfahren, oder falls doch, dann haben sie nicht darüber gesprochen. Wo liegt der Unterschied? Das eine ist ehrlicher, das ist alles.«
    »Vermisst du deine Mutter?«, fragte Sami leise.
    Pauline zuckte mit den Achseln und lächelte gequält. »Deine Mutter ist für mich eine bessere Freundin oder Mutterfigur als irgendjemand in meiner Familie.«
    »Ihr habt euch kennen gelernt, als sie zum ersten Mal hier war, stimmt’s?« Sami hatte nur zerstreut zugehört, als Lily damals von Pauline erzählt hatte. »Sie hat nicht viel über deine Familie erzählt. Vermutlich wollte sie dein Vertrauen nicht missbrauchen.«
    »Das ist schon in Ordnung.« Auch Pauline wollte von diesem Thema abkommen.
    Ohne es auszusprechen, erkannten beide an, dass zwischen ihnen ein Band bestand. Pauline hoffte, dass Sami die Nähe zwischen ihr und Lily nicht übel nahm.
    Sami war erleichtert, dass ihre Mutter in Broome jemanden hatte, den sie bemuttern konnte. Es befreite sie von dem Druck, so lange zu bleiben wie ihre Mutter.
    »Also«, fragte Pauline, »wie sieht dein Zeitplan aus? Bist du frei und ungebunden, oder musst du die ganze Zeit an deiner Dissertation arbeiten?«
    »Ich kann es mir einrichten. Ich habe immer noch Monate Zeit, um die Recherche zu beenden und die Arbeit zu schreiben. Das Dumme ist, ich dachte, ich hätte soweit alles fertig, und jetzt finde ich neue Gesichtspunkte, die zu erforschen wären.«
    »Gehört das denn nicht dazu? Ich finde das so klug von dir, eine Diss zu schreiben«, meinte Pauline.
    »Es ist spannend. Die große Frage ist nur, was ich hinterher mache. Mir sind im Gegensatz zu dir weder Job noch Karriere sicher.«
    »Deine Mutter hat mich dazu angeregt. Sie hat mir gesagt, ich soll meinen großen Traum verwirklichen. Sie wird auch für dich da sein, wenn du sie brauchst. Das weiß ich.«
    »Hmm. Ich hoffe nur, meine Mutter analysiert nicht jede Sekunde des Mittagessens, wenn ich zurückkomme«, seufzte Sami.
    »Du brauchst Ablenkung«, erklärte Pauline. »Trink aus, und dann stelle ich dich ein paar Freunden vor. Da drüben.« Sie deutete zum Strand.
    Als sie auf dem Gipfel der Dünen ankamen, sah Sami in einer geschützten Senke ein kleines Lager mit einer Hütte, in der offensichtlich jemand wohnte, und zu ihrer Verblüffung ein Dutzend Kamele in einem großen eingezäunten Pferch.
    »Komm mit«, rief Pauline. Sie hielt auf die kleine Hütte zu, die sich an den Rand der Dünen schmiegte. »Jemand zu Hause?«
    Ein alter Mann öffnete die Fliegentür und kam heraus. Er war drahtig,

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