Die Perlenzüchterin
von Sami nicht nur, dass sie dies anerkannte, sondern auch, dass sie lernte und daran teilnahm.
Und zum anderen hatte Sami das komische Gefühl, dass Biddy wirklich meinte, sie sollten zusammen eine Reise unternehmen. Als sie die Stimme ihrer Mutter hörte, war sie erleichtert.
»Also habt ihr euch endlich kennen gelernt. Ich habe dir ja gesagt, dass Sami kommen und dich besuchen würde, Biddy.« Lily küsste Biddy auf die Stirn.
»Hat lange genug dafür gebraucht«, schnaubte Biddy. »Hol mir was von dem roten Zeug zu trinken, Lily, ja?«
Sami sprang auf und ging zum Büfett. »Der rote Likör, nicht der Merlot«, rief Lily.
Harlan nahm Sami zur Seite. »Soll ich dich herumführen? Das Haus und das Grundstück sind wirklich schön.«
Sie lächelte ihn dankbar an, weil sie wusste, dass er ihr eine kurze Auszeit anbot. »Gerne. Danke.«
Schweigend gingen sie durch den Garten und genossen die Ruhe dort. Dann deutete Sami auf das ordentliche Gemüsebeet. »Wer ist der Gärtner?«
»Keiner von uns, fürchte ich. Wir haben zu viel zu tun. Rosies Onkel und Neffe sind sehr stolz darauf, sich um den ›Garten des Kapitäns‹ zu kümmern.« Er warf ihr einen viel sagenden Blick zu. »An Sippschaft herrscht hier kein Mangel. Wir können ein Cricket-Team bilden, eine Cheerleader-Truppe, stellen im Handumdrehen die Speisung der Fünftausend auf die Beine und die Babysitter kommen uns zu den Ohren raus. Hier ist immer was los. Und so schön das ist, mir ist die Zeit allein mit Rosie und Lizzie besonders kostbar. Immer übernachtet jemand bei uns, Besucher von überall her, Künstler, eine Zeit lang waren wir sogar eine Touristenattraktion, als irgendein Oberschlauer auf die Idee kam, eine Busrundfahrt zu organisieren. Dem musste ich einen Riegel vorschieben.«
»Es ist sicherlich nicht witzig, wenn man morgens in Pantoffeln zum Gartentor schlurft, um die Zeitung zu holen, und dabei angeglotzt wird«, bemerkte Sami.
»Ungefähr so war das. Dein Ururgroßvater ist hier in der Gegend eine Legende.«
Sami sah den gut aussehenden Mann neben sich an. »Und wie war es für dich, in diese Familie einzuheiraten?«
»Wenn man Rosie lieben will, muss man auch ihre Familie lieben.« Er wollte noch etwas sagen, überlegte es sich jedoch anders. »Kennst du die Geschichte von den Tränen des Mondes? Rosies Bild?«
»In etwa.«
»Ein andermal. Es wird dir wahrscheinlich schon alles zu viel. Wie kommst du denn zurecht?«
»Ganz gut, glaube ich. Ich finde bloß alles ein bisschen … fremd. Biddy hat allerdings ein paar deutliche Sätze gesagt.«
»Manchmal scheint sie nicht mehr ganz da zu sein, ein andermal bekommt sie wieder jedes Wort mit. Sami, nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich weiß, wie viel es deiner Mutter bedeutet, dass sie ihre Familie gefunden hat. Aber lass dich nicht unter Druck setzen. Falls du mal einen Kaffee möchtest, wenn du in der Stadt bist, ruf mich einfach an. Wenn ich nicht bei Gericht bin, habe ich Zeit für dich. Rosies Galerie hat immer etwas von einem fröhlichen Irrenhaus. Betrachte mich also als so etwas wie ein objektives Ohr.«
»Das ist wirklich nett, Harlan. Danke, ich weiß das zu schätzen.«
»Lass uns den Rundgang durchs Haus machen. Es ist beinahe so interessant wie das Historische Museum.«
Das Mittagessen war eine zwanglose Angelegenheit und zu Samis Überraschung vergleichsweise stressfrei, doch sie war froh über Pats und Jimmys Gegenwart. Die beiden waren interessant und unterhaltsam, es gab also viele Neckereien und Witze. Zwei junge Mädchen, die ebenfalls zur Großfamilie gehörten, kümmerten sich um Biddy, die lieber im Bett essen wollte.
Später fragte Rosie beim Kaffee: »Irgendwelche Pläne für heute Nachmittag, Sami?«
»Ja, ich treffe Pauline am späten Nachmittag zum Schwimmen und auf einen Drink, draußen am Cable Beach.« Sie warf ihrer Mutter einen Blick zu, unsicher, ob diese Antwort in Ordnung ging.
»Eine gute Idee«, meinte Lily. »Ich bleibe noch ein Weilchen hier, nimm das Auto, ich laufe dann zurück.« Lily warf ihr einen liebevollen Blick zu, der besagte: Du hast dich gut geschlagen.
»Kann ich dir helfen, Rosie?«, bot Sami an, obwohl sie am liebsten sofort geflüchtet wäre.
Rosie winkte sie hinaus. »Hier sind überall Helfer. Geh du und triff dich mit Pauline. Und Sami, ich freue mich wirklich sehr, dass du gekommen bist!« Ihre Augen hielten einander kurz fest, in einem offenen, ehrlichen Blickaustausch.
»Ich freue mich auch.« Und das
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