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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sonnengebräunt und so dünn, als hätte die jahrelange Sonnenbestrahlung sämtliches Fett verbrannt. Seine dunklen Augen glänzten, und er trug einen leuchtend roten Fes auf dem dunklen Haarschopf. Ein bestickter Bolero saß über einem ausgeblichenen blauen Arbeiterhemd. Er führte die Hände am Kinn zusammen und vollführte eine kleine Verbeugung.
    »Das ist Farouz, unser Kamelführer. Berühmt für seine Kamelritte bei Sonnenuntergang über den Cable Beach. Farouz, das ist meine Freundin Samantha.«
    »Willkommen, meine Damen. Wie läuft das Geschäft, Pauline?«
    »Es brummt. Ich schicke ein paar Stücke nach Amerika. Wie findest du das?«
    »Ausgezeichnet.« Er strahlte. »Möchtet ihr heute Abend mitreiten? Ich habe ein Kamel frei. Wir reiten bald los.«
    »Danke, Farouz, gern. Können wir helfen?«
    »Wenn ihr wollt. Aber Bobby ist hier und hilft mir. Kommt.«
    Zu ihrer Überraschung sah Sami, wie Bobby Ching, den sie bei dem Konzert am Abend zuvor flüchtig kennen gelernt hatte, ihnen zuwinkte.
    »Vorsicht, sie spucken«, sagte er.
    »Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest«, meinte Pauline verblüfft. »Das ist Sami, ich glaube, ihr habt euch gestern Abend schon gesehen.«
    Bobby nickte. »Hi. Ich helfe Farouz nur ein bisschen. Also, welches Kamel möchtet ihr reiten?«
    »Das sanfteste«, bat Sami.
    »Eines, das nicht beißt«, sagte Pauline.
    Sie sahen zu, wie Farouz mit wenigen Griffen die Kamele sattelte und sie zu einer Koppel zusammenband, wobei er sachte mit ihnen redete. »Was sagt er da?«, wollte Sami wissen.
    »Er spricht Farsi mit ihnen«, antwortete Bobby. »Farouz ist ein Nachfahre der afghanischen Karawanentreiber, die mitgeholfen haben, das Outback zu erschließen. Mein Vater erinnert sich noch, dass ein paar von ihnen immer noch hier in der Gegend arbeiteten, als er ein kleiner Junge war.«
    Farouz befahl einem Kamel sich hinzusetzen. Es faltete seine langen Beine unter seinem schweren Körper zusammen. Dann rief er die jungen Frauen und ließ sie in den Doppelsattel klettern, Sami vorn, Pauline dahinter. Das Kamel kam schwankend wieder hoch, und die Frauen quietschten. Farouz reichte ihnen Schutzhelme. »Nur vorsichtshalber. Vorschriften. Und jetzt holen wir die Touristen ab. Euer Kamel heißt Amsara.«
    »Haben alle Kamele Namen?«, fragte Sami.
    »Sie haben alle Namen aus der persischen Dichtung. Zu jedem Namen gibt es eine Legende. Es sind wunderschöne Geschichten. Eines Tages möchten Sie vielleicht einmal eine hören«, schloss Farouz höflich, während er den Pferch öffnete und sie hinausführte.
    »Hey, habt ihr die Geschichte von dem Kamelrennen auf der Bradley-Farm gehört?«, fragte Bobby und berichtete von seinem Sieg.
    »Ich hoffe, in dieser Meute gibt es keine reizbaren Mütter«, versetzte Pauline.
    Sami lachte, doch in Gedanken war sie beim Thema Geschichten – den Geschichten ihrer Familie, den Geschichten, die Goonamulli ihr erzählt hatte, den Geschichten, auf die Biddy angespielt hatte, den Geschichten hinter den Menschen, die sie in Broome kennen gelernt hatte. Und nun versprach ihr der alte Kamelführer weitere Geschichten aus der fernen Heimat seiner Vorfahren.

[home]
Kapitel sieben
    Als Sami sich auf den Gang ihres Kamels eingestellt hatte, saß sie recht bequem. Am Hinterteil des Tieres vor ihm angebunden, trottete es über den festen feuchten Sand am Rande des Wassers. Farouz hatte den Touristen einen kurzen Abriss über die Geschichte der afghanischen Kamelführer gegeben. Er hatte erzählt, wie sein Großvater nach Australien gekommen war, um sich um eine Gruppe von Kamelen zu kümmern, die die Regierung von South Australia damals eingeführt hatte. Danach konnte Sami ermessen, wie sehr Entdecker wie Burke und Wills sowie die frühen Händler und Viehhüter auf die Kamele angewiesen waren, wollten sie mitsamt ihren Vorräten durch das unwirtliche Outback gelangen.
    »Ich hatte völlig vergessen, was für ein verrücktes Gefühl es ist, auf einem Kamel zu sitzen«, meinte Pauline.
    »Ich dachte gerade, so ein Kamel wäre auf einigen dieser Bergkämme draußen im Wandjina-Land sehr nützlich«, sagte Sami.
    »Was du von deiner Reise erzählt hast, klingt unglaublich. Vielleicht sollte ich das nächste Mal mitkommen.«
    Sami wandte sich zu Pauline um. »Du warst noch nicht da? Es würde dir gefallen. Diese Kunst ist etwas Außergewöhnliches.«
    »Sami, begreifst du überhaupt, was für ein Glück du hast? Dass du überhaupt da warst, und dann noch mit

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