Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
Vom Netzwerk:
ziemlich faszinierend.«
    »Inwiefern?«
    »Komm mal eine Minute mit raus.« Sie ging zu ihrem Schreibtisch hinter einer verspiegelten Scheibe, durch die man in den Laden sah. »Du erinnerst dich doch an diese Metallsonne, die Bobby dir gegeben hat? Sieh dir das an.« Sie nahm das Kästchen aus einer Schublade und legte die Sonne auf den Tisch. »Sieh mal, da ist die Kugel, und alle Strahlen gehen von ihr aus. Also, ich habe daran herumgefummelt und dabei herausgefunden, dass man einen der Strahlen drehen kann und …«, sie hielt inne, um es zu demonstrieren. »Bingo, es rastet ein, und der Deckel klappt auf. Wie findest du das?«
    »Oh, ein Geheimversteck. Ist in der kleinen Röhre irgendwas drin?«
    »Ja, das hier.« Pauline zog eine Papierrolle heraus, ausgebreitet nicht größer als eine Postkarte.
    »Ein sonderbares Schriftstück, wenn es denn eines ist. Was glaubst du, steht drin?«
    »Ich denke schon, dass es ein Schriftstück ist, aber ich weiß nicht, in welcher Sprache. Sieht aus wie Hieroglyphen. Ob Bobby davon weiß?«
    »Glaube ich nicht, sonst hätte er was gesagt. Bobby hat gesagt, es gehört diesem Deutschen, der sich verirrt hatte.«
    »Na, jedenfalls mag ich die Sonnenfigur«, meinte Pauline. »Sie hat mich inspiriert, und vielleicht mache ich eine Himmelskollektion – Sonne und Mond, Sterne und Sternbilder.« Sie hielt sich die Sonne an den Hals. »Siehst du, man kann sie an einer Halskette tragen, es ist sogar eine Öse dran.«
    »Sieht toll aus. So eine hätte ich auch gerne.«
    Pauline steckte die Papierrolle zurück in die Sonne und schloss das Kästchen. »Ich gebe sie Bobby zurück. Was machst du jetzt?«
    »Ich bin unterwegs zur Historischen Gesellschaft. Sehen wir uns nachher?«
    »Ja. Ach, ein Freund aus Perth, Greg, ist mit einem Kumpel hereingeschneit. Er ist Techniker – Flugzeugwartung oder so was. Wir wollen abends essen gehen und dann ins Mangrove Hotel, da soll eine gute Band spielen. Magst du mitkommen?«
    »Weißt du irgendwas über ihn? Ich habe keine Lust, mit einem Blindgänger festzuhängen.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber das Essen wird keine lange Sache. Danach treffen wir uns mit einer Truppe von der Kuri-Bay-Perlenfarm. In der Menge bist du sicher.«
    »Okay. Warum nicht? Ich treffe euch im Restaurant. Welches?«
    »Das
Thai Drum,
gegen acht.«
    »Danke. Weißt du was? Ich habe da einen Freund, einen Wissenschaftler, mit dem ich momentan zusammenarbeite. Der könnte wissen, was dieses Schriftstück da in der Sonne bedeutet.«
    »Aha? Was ist denn sein Fachgebiet?«
    Sami versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen. »Dudelsack. Er spielt Dudelsack.«
     
    Das Abendessen war ganz passabel, fand Sami. Greg und Pauline waren amüsant, und Gregs Freund Brian sah gut aus, war allerdings etwas arrogant. Als sie das Mangrove Hotel erreichten, kamen sie alle gut miteinander zurecht, und die Truppe von der Perlenfarm war bester Stimmung. Eine lokale Band spielte, die Musik war tanzbar und die Texte packend. Es war eine milde, sternenklare Nacht, farbige Lichter säumten den Garten, und alle waren in Partylaune. Nachdem Sami getanzt und ein paar Gläser getrunken hatte, saß sie irgendwann neben Chris, einem der Taucher aus der Kuri-Bay-Mannschaft. Er war schlank, fit und lachte viel. Sie fragte ihn, warum er jeden Tag so viele Stunden unter Wasser schuftete und Muscheln sammelte. »Der Reiz des Neuen müsste sich doch ziemlich schnell abnutzen«, meinte sie. »Wie lange willst du das noch machen?«
    »Noch ein paar Jahre. Das Geld stimmt. Ich kann da in einer dreimonatigen Saison mehr verdienen als meine IT -Kumpels in einem Jahr.«
    »Du genießt es doch einfach nur, dass du auf der Farm King Louis bist«, neckte Pauline. »Die Strömungstaucher halten sich nämlich für die Herren der Tiefe.«
    Chris lächelte gutmütig. »Da herrscht ein ziemlicher Druck, das macht es spannend.«
    »Konkurrenz wischen den Tauchern?«, fragte Sami.
    »Zum einen das, aber auch, was die eigene körperliche Fitness und die Risiken der Arbeit angeht. Der schwierigste Teil ist aber die Perlentaucherprüfung. Jeder, der mal ein bisschen getaucht ist, glaubt, er kann Muscheln vom Meeresboden aufsammeln.«
    »Wie schwer kann das schon sein?«, mischte sich Brian ein, der den Großteil seines Lebens in Hangars an Flugzeugen gearbeitet hatte.
    »Nicht allzu schwierig, schätze ich«, antwortete Chris gelassen. »Sobald man seinen Freiwassertauchschein in der Tasche und die ärztliche

Weitere Kostenlose Bücher