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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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gewesen sein.«
    »Vielleicht auch nicht. Manchmal suchen Menschen das Abenteuer, eine andere Lebensweise, einen neuen Anfang. Sieh dir all die jungen Rentner an, zum Beispiel die umherziehenden Babyboomer, die auf dem Campingplatz in Broome leben.«
    »Schon, aber sie bleiben nicht da.«
    »Du würdest staunen, wie viele Touristen sich zum Bleiben entschließen«, meinte Lily. »Ich kenne eine ganze Reihe. Es hat sie hierher verschlagen, es hat ihnen hier gefallen, und sie sind geblieben. Allerdings vermute ich, man muss dafür einen bestimmten Punkt im Leben erreicht haben.«
    Sami wandte sich vom Grab ab und musterte ihre Mutter. »Und du bist an diesem Punkt?«
    Jetzt geht’s los, dachte Lily. »Offenbar. Du weißt, dass es nichts Überstürztes ist. Ich komme seit sieben Jahren jedes Jahr her. Ich liebe diese Stadt. Jetzt habe ich auch noch die Gelegenheit, ein aufregendes Geschäft zu gründen. Und wir haben hier Familie.«
    »
Du
hast hier Familie. Ich empfinde sie nicht als meine Familie.«
    Samis Schärfe erinnerte Lily daran, wie schnippisch Sami als Kind manchmal gewesen war. »Aber juristisch, physisch, emotional gesehen sind sie es. Warum akzeptierst du das nicht einfach? Sieh es doch als Bereicherung. Sie tun dir doch nichts Böses. Ich verstehe wirklich nicht, was du damit für ein Problem hast, Sami.«
    »Natürlich nicht«, schnappte Sami. Sie war selbst überrascht von ihrer Ablehnung und den Tränen nahe und verstand ihre eigenen Gefühle nicht. Wieso fiel es ihr so schwer, diese entfernte Verwandtschaft zu akzeptieren, durch die sie eine winzige Spur Aborigine-Blut besaß? »Ich weiß, dass sie dir mehr bedeuten als mir. Diese ganze Stadt ist dir so verdammt wichtig. Und jetzt willst du auch noch hier leben. Was hält dein Freund davon? Ich wette, Dale hat dich nicht ermutigt, dein ganzes Geld mit so einer idiotischen Idee zu verplempern. Was ist mit unserem Leben in Sydney? Was würde Papa sagen?«
    Lily war verletzt. Samis Gefühlsausbruch hatte sie gelähmt, doch die Erwähnung von Samis Vater bot die Chance, das Gespräch wieder auf eine handfestere Ebene zurückzuführen. Sie gab ein leises, geringschätziges Lachen von sich. »Ich würde sagen, dein Vater hätte gar keine Meinung dazu. Und du bist ihn bisher noch nie um Rat angegangen. Er hat dich in den ersten Jahren an der Uni finanziell unterstützt, ja. Und als du einundzwanzig wurdest, hat er dir gesagt, dass seine Vaterrolle jetzt beendet sei, egal, was ich mit dem Rest meines Lebens anfange. Und was Dale angeht: Er ist ein netter Mann, ein guter Freund, mehr nicht.« Sie holte tief Luft und fügte sanfter hinzu: »Auch ich bin manchmal einsam, Sami. Und ich bin immer noch eine Frau.«
    Dieser Nachsatz wurde ignoriert. »Und was willst du jetzt tun?«, wollte Sami wissen. »Was ich denke, spielt ja offensichtlich keine Rolle.«
    »Sami, Liebes, natürlich tut es das.« Lily nahm sie in den Arm. »Bitte, suchen wir uns einen Platz und trinken unseren Tee, und dann sprechen wir alles durch. Du kommst – und das wird sich nie ändern – an erster Stelle in meinem Leben. Wir hatten immer nur uns beide. Aber jetzt wirst du allmählich flügge, und ich bin ungebunden und im Ruhestand. Ich muss über die nächste Lebensphase nachdenken, und die will ich nicht im Schaukelstuhl verbringen.«
    Sami betrachtete ihre attraktive Mutter und spürte, wie sich mit einem Mal alles in ihr ein wenig entspannte. »Das weiß ich, Mami. Aber ich darf mir doch wohl Sorgen machen. Ich meine, wenn du plötzlich verkündest, dass du in so etwas wie das Perlengeschäft einsteigen willst – das klingt ein bisschen sehr gewagt!«
    »Vielleicht war ich zu lange vernünftig. Es ist an der Zeit, dass ich einfach mal was riskiere, ein bisschen verrückt bin, etwas Spaß habe.«
    »Natürlich, Mami, aber doch nicht, wenn du dabei vielleicht jeden Cent des Geldes verlieren kannst, für das du so hart gearbeitet hast. Wenn ich irgendwann einen guten Job finde, kann ich dich im Alter immerhin unterstützen«, fügte sie ein wenig verbittert hinzu.
    »Es gibt in diesem Leben keine absolute Sicherheit, Liebes. Aber ich kann das Risiko begrenzen, indem ich nur die Hälfte von dem, was ich habe, einsetze. Klingt das vernünftiger?«
    Sie steuerten einen freien Picknick-Tisch unter einer Baumreihe am Strand an. »Und wie willst du das Risiko begrenzen?«
    Lily nahm ihren Rucksack ab, der die Thermoskanne mit Tee und Muffins enthielt, während Sami einen Stock für Rakka

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