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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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nachdem wir das seltsame Sonnenamulett gesehen haben, auf die hier stoßen. Ich frage mich, woher dieser Einfluss stammt.«
    »Vielleicht interessiert sich jemand für den Stil oder für eine Geschichte aus einer anderen Kultur?«, meinte Sami.
    »Schon, aber hier? Der Farbstoff ist Ocker. Ich kann mir nicht vorstellen, warum ein Aborigine-Künstler so etwas malen sollte – ich frage mich, welche Geschichte dahinter steckt.«
    »Frag doch Farouz danach!«
    »Ja, ich werde definitiv mit ihm darüber sprechen.« Palmer nahm eine Knüpfarbeit auf. »Schau, hier ist noch ein Rätsel. Da, in der Ecke jeder Knüpfarbeit befindet sich ein abstraktes Muster, fast eine Signatur. Wonach sieht das deiner Meinung nach aus?«
    »Nach einer Sonne«, sagte Sami langsam.
    »Und das hier ist, glaube ich, ein
Gül.
« Er zeichnete den Umriss einer geometrisch stilisierten Blume nach. »Die Rose. Nun, Samantha, ich glaube, wir haben hier ein spannendes Rätsel zu lösen …«
     
    Biddy musste gespürt haben, dass es einen besonderen Sonnenuntergang geben würde. Sie seufzte anerkennend, als Rosie und Harlan ihr bei Ross’ Haus am mangrovengesäumten Creek aus dem Auto halfen. Die Sonne sandte bereits ihre letzten dramatischen Strahlen aus. Eugene und Bobby standen an der Ecke der Veranda und riefen ihnen eine Begrüßung zu.
    »Kennst du dieses Haus, Biddy?«, fragte Harlan sanft.
    »Ach, war da oft. Ich und Alf.«
    »Am Creek oder im Haus, Biddy?«, fragte Rosie nach.
    »Kapitän hat da immer mit Ahmed gesessen. Sie trinken und reden mit all den Jungs. Logger-Jungs.«
    »Na gut, setzen wir uns doch mit ein paar wohlgesonnenen Geistern auf die Veranda, hm?« Harlan hob Biddy wie eine Stoffpuppe hoch. Sie war sehr zerbrechlich und wog kaum noch etwas.
    In diesem Augenblick fuhren Sami und Palmer vor. »Wo ist deine Mutter?«, rief Rosie. »Sie wollte auch kommen!«
    »Ich habe Lily seit dem Frühstück nicht gesehen. Ich dachte, sie wäre vielleicht bei Dale – die Dinge wieder kitten.«
    »Sie wird schon noch auftauchen.« Rosie schenkte Palmer ein strahlendes Lächeln und reichte ihm die Hand. »Hallo, Dr. Palmer, es ist schon ein Weilchen her, dass wir Sie zuletzt hier in der Stadt gesehen haben. Willkommen.«
    »Dr. Ted Palmer, Rosie kennst du ja. Dies sind Harlan und Biddy, und das ist Lizzie«, sagte Sami und hob das kleine Energiebündel hoch.
    »Hallo. Mir nach«, sagte Harlan, der mit Biddy auf dem Arm auf die Veranda ging, wo die beiden jungen Männer bereits Sessel und ein altes Korbsofa bereitgestellt hatten. Er setzte Biddy ab und wollte ihr gerade in einen Sessel helfen. Da verlangte sie nach ihrem Gehstock.
    »Ich kann hier rumlaufen ohne zu gucken«, sagte sie. »Hab früher da drin gekocht.« Sie deutete mit dem Stock zur Küche auf der anderen Seite des Hauses.
    »Du siehst gut aus, Tante«, sagte Eugene.
    Biddy nahm den Jungen mit einem Nicken zur Kenntnis, dann ließ sie ihre tränenden Augen auf Bobby ruhen. »Du Ahmeds Junge?«
    »Wer ist Ahmed?«, wollte Bobby wissen.
    »Das sein Haus. Er und Tamerah wohnen hier.«
    Rosie und Harlan wechselten einen fragenden Blick, dann ging Palmer zu ihr. »Sie scheinen sich gut an dieses Haus zu erinnern, Biddy. Ich nehme an, Sie haben hier schon einige Sonnenuntergänge gesehen, hm?«
    Sie blickte hinaus auf den Creek und das Mangrovendickicht. »Schiffe, alle weg. All die Männer. Alle weg. Nur noch Biddy hier.« Sie ging einige wackelige Schritte und stützte sich dabei auf ihren Stock. Sami sprang ihr zur Seite, doch die alte Aborigine streckte sich und stand schweigend da, in ihre Erinnerungen versunken.
    »Was sehen Sie, Biddy? Was hören Sie?«, fragte Palmer im Plauderton. Sami sah ihn fragend an. Sie fand seine Fragen seltsam.
    Biddy sprach deutlich und mit fester Stimme. »Ich seh all die Jungs auf den Schiffen arbeiten, die da festgemacht haben, und Tyndall, er trinken und singen. Er singen und singen.« Sie kicherte leise in sich hinein.
    »Musik. Die brauchen wir jetzt.« Palmer lief zurück zum Auto, während man Biddy in einen Sessel half. Und als alle Platz nahmen, marschierte er auf den Rasen am Rand des Creeks und begann, Dudelsack zu spielen. Die anrührende Melodie von »Over the Sea to Skye« schwebte auf die Bucht hinaus, und die Stimmung auf der Veranda entspannte sich.
    Alle freuten sich, dass Biddy Vergnügen an der Musik hatte. Niemand bemerkte, dass Lily ums Haus herumkam und überrascht Palmer und dessen gebannt lauschendes Publikum

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