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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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anstarrte. Er endete mit einem schwungvollen Akkord, und Biddy applaudierte mit allen anderen, während Lily sich dazugesellte.
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr außer einem großartigen Sonnenuntergang noch weitere Unterhaltung organisieren wolltet!« Sie begrüßte alle, tätschelte Biddy die Schulter und küsste Sami. Palmer kam mit dem Dudelsack unterm Arm auf sie zu.
    »Mami, das ist Dr. Palmer«, sagte Sami fröhlich.
    »Der Mann, mit dem du draußen im Busch warst?« Lily fand, er sah überhaupt nicht wie der verstaubte Akademiker aus, den sie erwartet hatte. Nach ihrer Ehe mit einem vertrockneten, bebrillten Universitätsdozenten hatte sie diese Gattung Mensch in eine klare Schublade gesteckt. Doch Palmer war lebhaft und erstaunlich gut aussehend. Er kam ihr sogar entfernt bekannt vor und strahlte ein heiteres Selbstbewusstsein aus. »Ich habe gehört, Sie haben da draußen in der Wildnis ein wachsames Auge auf Sami gehabt«, sagte Lily und schüttelte ihm die Hand.
    »Ich bin entzückt, Sie kennen zu lernen. Wir brauchen da draußen alle Augen, die über uns wachen«, meinte er. »Sami ist da keine Ausnahme, aber sie ist eine sehr fähige und unabhängige junge Frau.«
    »Sie scheinen sie gut zu kennen.«
    »Wenn man unter dem Kimberley-Sternenhimmel am Lagerfeuer Geschichten erzählt und sich dann am nächsten Tag unter der heißen Sonne dahinschleppt, lernt man sich gut kennen.« Er lächelte Sami zu, die strahlend zurücklächelte. Lily fragte sich, wie viel Sami diesem zerknitterten Akademiker von sich erzählt haben mochte, und kam sich plötzlich ein wenig ausgeschlossen vor.
    »Ich hoffe, so etwas machen wir dann an der Red Rock Bay auch, hm, Sami?«, sagte Lily, doch ehe Sami etwas darauf sagen konnte, hatte Rosie sich an Lily gewandt.
    »Hat Ross dir erzählt, wem dieses Haus gehört hat?«
    »Tamerah. Ich glaube, er hat für Tyndall gearbeitet. David George auf der Perlenfarm an der Red Rock Bay hat mir erzählt, es sei ein Ufercamp von Star of the Sea gewesen.«
    »Kein Wunder, dass Biddy hier so viel Zeit verbracht hat. Na, das musst du Ross bei seiner Rückkehr erzählen. Er kommt doch zurück?«
    »Schätze schon«, mischte sich Bobby ein. »Also, wer war Ahmed?«
    »Er war meinem Urgroßvater ein sehr loyaler Gefährte, Leibwächter und seine rechte Hand«, erwiderte Lily. »Tyndall rettete Ahmed das Leben, und im Gegenzug widmete Ahmed ihm sein Leben. Eine wunderschöne Geschichte.«
    »Und ein wunderschöner Sonnenuntergang«, verkündete Palmer. »Sehen Sie sich diese Farben an.« Alle verstummten, doch schon nach wenigen Minuten begann der Himmel zu verblassen, als würden die Farben mit Wasser verdünnt.
    Biddy nickte befriedigt. »Können jetzt nach Hause gehen.«
    Sami, Eugene, Bobby und Palmer blieben zurück, als die anderen davonfuhren, sprachen über die Dinosaurierspuren und vereinbarten eine Fahrt über die Bucht. Palmer nahm Lilys Abfahrt kaum zur Kenntnis, und Lily verstand nicht, warum sie sich darüber ärgerte.
     
    Lily kannte die Strecke schon, doch Sami war von ihrer ersten Begegnung mit der Küstenlandschaft völlig überwältigt. Auf dem Band aus feiner roter Erde, das sich Straße nannte, fuhren sie durch die für die Kimberleys typische Vegetation. Innerhalb kürzester Zeit – es hatte eigentlich nur Minuten gedauert – waren sie aus einer modernen Vorstadt in eine staubige Buschlandschaft gelangt. Sie wirkte, als hätte sie sich seit Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von Jahren nicht verändert. Genau wie die roten Felsen am Rand der Roebuck Bay, wo die gigantischen Pflanzenfresser umhergestreift waren, und die uralten Felsgalerien im Landesinneren hatte auch diese Gegend etwas Zeitloses an sich, das Sami die gegenwärtigen Sorgen unbedeutend erscheinen ließ. Und doch war da eine Verbindung zu ihr. Dieses Land barg das Blut einiger ihrer Vorfahren, in diesem Land wollte ihre Mutter Wurzeln schlagen. Könnten Lilys Enkelkinder noch eine Zugehörigkeit zu diesem Land entwickeln? Nur, wenn sie selbst, Sami, ihnen das ermöglichte, hieß die Antwort.
    »Wie hätte dein Leben ausgesehen, wenn deine Mutter aus der Stadt hierher zurückgekommen und geblieben wäre?«, fragte Sami ihre Mutter laut. »Wenn du in Broome aufgewachsen wärst, oder meinetwegen in Perth, und regelmäßig hergekommen wärst?«
    Lily schien diese Frage, die scheinbar aus heiterem Himmel kam, nicht zu überraschen. »Ich habe darüber nachgedacht. Oft. Ich glaube, ich wäre gerne hier groß

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