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Die Perlenzüchterin

Die Perlenzüchterin

Titel: Die Perlenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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haben sie gern um uns. Und jetzt sollte ich wohl zur Arbeit gehen, ich muss die Galerie gleich öffnen. Schau doch mal vorbei und sieh dir ein paar Sachen an, die der alte Farouz mir dagelassen hat. Mich würde deine Meinung interessieren.«
    »Mache ich. Übrigens, Rosie, könntest du Eugene etwas von mir ausrichten? Ein Freund von mir würde sich gern die Dinosaurierfußspuren am anderen Ende der Bucht ansehen. Ich dachte, Eugene könnte ihn hinbringen.«
    »Das macht er bestimmt gerne. Aber warum fragst du ihn nicht selbst? Er wohnt im Augenblick in der Stadt und passt zusammen mit Bobby Ching auf Ross’ kleines Haus unten am Creek auf. Ross ist vorübergehend zurück nach Melbourne. Wir wollen heute Nachmittag alle hin. Wenn du magst, komm doch auch und bring deinen Fossilienfreund mit.«
    »Okay, mache ich. Wann denn nachmittags? Bei Sonnenuntergang?«
    »Ja. Wir machen einen Ausflug mit Biddy.«
    »Wirklich? Ich hätte nicht gedacht, dass sie noch aus dem Haus oder überhaupt nur aus dem Bett kommt«, meinte Sami überrascht.
    »Nein, normalerweise nicht. Na ja, aus heiterem Himmel kam sie auf diese Idee: sie will am Creek sitzen. Nostalgie, vermute ich. Früher hat sie gerne da unten geangelt. Jedenfalls dachten wir, auf der Veranda des kleinen Hauses hätte sie es gemütlich.«
    »Prima. Dr. Palmer wird sich freuen, alle kennen zu lernen. Ich melde mich in der Galerie, bevor wir uns auf den Weg machen.«
    »Geht nicht«, versetzte Rosie. »Ich muss früh schließen, damit ich hier mit Biddy helfen kann.«
    »Ich kann doch für eine Stunde oder so auf die Galerie aufpassen«, bot Sami aus einem Impuls heraus an.
    »Ehrlich? Warum sind wir da nicht früher drauf gekommen? Es ist so schwer, eine Vertretung zu finden, falls ich mal weg muss. Ich schließe den Laden ungern, wenn Touristen in der Gegend sind.« Rosie umarmte sie rasch. »Übrigens, wie läuft es denn mit eurer Expedition zur Perlenfarm?«
    »Mami scheint alles unter Kontrolle zu haben. Dale wollte uns seinen Geländewagen leihen, aber ich weiß nicht, ob das noch aktuell ist. Ich glaube, die beiden hatten gestern Abend ein bisschen Zoff.«
    »Das geht vorbei. Er hat ein ziemlich hitziges Temperament.« Rosie warf ihr einen scharfen Blick zu. »Du bist nicht gerade Feuer und Flamme für ihn, oder? Gibt’s dafür einen Grund?«
    »Eigentlich nicht. Als ich ihn und Simon in Sydney kennen lernte, fand ich sie beide arrogant und ziemlich abweisend. Ich war überrascht, welche Einstellungen sie teilweise hatten – wo doch Mami immer erzählt hat, wie tolerant die Leute in Broome seien. Das machte ihn nicht so besonders sympathisch. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich ihn viel zu Gesicht bekomme, aber das wird jetzt ja wohl anders.« Sie brach ab. Doch dann zuckte sie mit den Achseln. »Ich meine damit, ich hatte nicht damit gerechnet, dass meine Mutter hierher zieht. Dale wird daher auch gerade ziemlich besitzergreifend, und das gefällt mir nicht.«
    »Beeinflusst das deine Einstellung gegenüber der Perlenfarm?«
    »Nein. Mami muss wissen, was sie tut. Ich will bloß nicht, dass sie etwas Dummes macht und zu hoch pokert.« Sami ärgerte sich, dass Rosie sie womöglich als potenzielle Spielverderberin sah.
    »Das wollen wir alle nicht«, beruhigte Rosie sie. »Und mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, wenn deine Mutter und Dale mal Streit haben. Sie sind alt genug, um auf sich selber aufzupassen. Bis nachher in der Galerie!«
     
    Sami mochte die Ausstrahlung des alten Gebäudes aus Blech und Holz, dessen glatte Dielen sich nach hundert Jahren nun leicht durchbogen. Eine Brise trug den Duft von Frangipani durch die Belüftungsöffnung im Dach herein. Als die beiden Frauen allein in der Galerie waren, zogen die ausgestellten Kunstwerke Sami magisch in ihren Bann. Die Leinwände strahlten Stärke, Licht und Farbe aus. In jedem Raum hingen sie oder waren an der Wand gestapelt. Alle ihre Sinne gerieten in Schwingungen. Sami betrachtete die Gemälde und stellte sich vor, sie könnte die Sonnenwärme spüren, die vom Wüstenboden ausging, die Vögel an einem Wasserloch hören, den Busch riechen und sein besonderes Lied hören.
    Sami wusste, dass es in der Kimberley-Region rund dreißig indigene Sprachen und Kulturen gab, die jede einem anderen Landesteil entsprangen. Doch bis vor kurzem hatte sie sämtliche Gelegenheiten, die vielschichtige Geschichte, Kultur und die Beziehungen der Aborigines untereinander zu studieren, ignoriert. Erst

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