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Die Pest (German Edition)

Die Pest (German Edition)

Titel: Die Pest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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nicht benutzen usw.» Aber gleich nach diesen sprachlichen oder gedanklichen Seitensprüngen bringt das Tagebuch eine detaillierte Beschreibung der Straßenbahnen unserer Stadt, ihrer Nachenform, ihrer unbestimmten Farbe, ihrer üblichen Unsauberkeit, und beendet diese Betrachtungen mit einem «Bemerkenswert», das nichts erklärt.
    Hier nun jedenfalls Tarrous Angaben zur Geschichte mit den Ratten:
    «Heute ist der kleine Alte von gegenüber ganz aus dem Häuschen. Es sind keine Katzen mehr da. Sie sind tatsächlich verschwunden, in Aufregung versetzt durch die toten Ratten, die man überall in der Stadt in großer Zahl auf der Straße entdeckt. Meiner Ansicht nach ist es ausgeschlossen, dass die Katzen die toten Ratten fressen. Ich erinnere mich, dass meine das verabscheuten. Trotzdem laufen sie wohl in den Kellern herum, und der kleine Alte ist aus der Fassung. Er ist weniger sorgfältig gekämmt, weniger energisch. Man spürt seine Unruhe. Nach einer Weile ist er wieder hineingegangen. Aber er hat einmal ins Leere gespuckt.
    In der Stadt wurde heute eine Straßenbahn angehalten, weil man in ihr eine tote Ratte entdeckt hatte, die, man weiß nicht wie, da hineingeraten war. Zwei oder drei Frauen sind ausgestiegen. Die Ratte wurde hinausgeworfen. Die Trambahn ist weitergefahren.
    Im Hotel hat mir der Nachtportier, ein vertrauenswürdiger Mann, gesagt, er rechne bei all diesen Ratten mit einem Unglück. ‹Die Ratten verlassen das sinkende Schiff …› Ich habe ihm erwidert, das treffe auf Schiffe zu, aber für Städte habe man es noch nie überprüft. Er blieb jedoch bei seiner Überzeugung. Ich habe ihn gefragt, mit welchem Unglück man seiner Meinung nach rechnen müsse. Er wusste es nicht, da Unglück nicht vorhersehbar sei. Aber es hätte ihn nicht gewundert, wenn es ein Erdbeben gäbe. Ich habe zugegeben, dass es möglich sei, und er hat mich gefragt, ob mich das nicht beunruhige.
    ‹Das Einzige, was mich interessiert, ist, inneren Frieden zu finden›, habe ich gesagt.
    Er hat mich bestens verstanden.
    Im Hotelrestaurant gibt es eine sehr interessante Familie. Der Vater ist ein großer, dünner Mann in schwarzer Kleidung und mit einem steifen Kragen. Oben auf dem Schädel ist er kahl und rechts und links hat er zwei graue Haarbüschel. Runde und harte kleine Augen, eine schmale Nase, ein waagerechter Mund verleihen ihm das Aussehen einer wohlerzogenen Eule. Er kommt immer als Erster an die Tür des Restaurants, tritt beiseite, lässt seine Frau vorbeigehen, die winzig klein ist wie eine schwarze Maus, und geht dann hinein, dicht gefolgt von einem kleinen Jungen und einem kleinen Mädchen, die angezogen sind wie dressierte Hunde. Am Tisch wartet er, bis seine Frau Platz genommen hat, setzt sich, und dann können die beiden Pudel endlich auf ihre Stühle klettern. Er siezt Frau und Kinder, richtet höfliche Bosheiten an die eine und endgültige Worte an die Erben:
    ‹Nicole, Sie führen sich höchst unsympathisch auf!›
    Und das kleine Mädchen ist den Tränen nahe. Wie es sein soll.
    Heute Morgen war der kleine Junge ganz aufgeregt wegen der Geschichte mit den Ratten. Er wollte bei Tisch darüber sprechen.
    ‹Man spricht bei Tisch nicht über Ratten, Philippe. Ich verbiete Ihnen, in Zukunft dieses Wort auszusprechen.›
    ‹Ihr Vater hat recht›, hat die schwarze Maus gesagt.
    Die beiden Pudel ließen die Nase in ihren Teller hängen, und die Eule hat mit einem nichtssagenden Kopfnicken gedankt.
    Trotz dieses schönen Vorbilds wird in der Stadt viel über diese Rattengeschichte gesprochen. Die Zeitungen haben sich eingemischt. Das Lokalblatt, das sonst sehr abwechslungsreich ist, wird jetzt vollständig von einer Kampagne gegen die Stadtverwaltung beherrscht: ‹Sind sich unsere Stadtväter der Gefahr bewusst, die die verwesten Kadaver dieser Nagetiere darstellen können?› Der Hoteldirektor kann von nichts anderem sprechen. Aber das liegt auch daran, dass er verärgert ist. Im Aufzug eines anständigen Hotels Ratten zu entdecken ist für ihn unfassbar. Um ihn zu trösten, habe ich gesagt: ‹Aber so geht es doch allen.›
    ‹Eben›, hat er geantwortet, ‹wir sind jetzt wie alle.›
    Er hat mir von den ersten Fällen dieses sonderbaren Fiebers erzählt, über das man sich allmählich beunruhigt. Eines seiner Zimmermädchen ist davon befallen.
    ‹Aber es ist bestimmt nicht ansteckend›, hat er nachdrücklich klargemacht.
    Ich habe gesagt, das sei mir egal. ‹
    Aha, ich sehe schon! Monsieur ist wie

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