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Die Pest (German Edition)

Die Pest (German Edition)

Titel: Die Pest (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Camus
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mit einem kurzen Fiepen um sich selbst und fiel schließlich um, wobei sein Blut aus den halb geöffneten Lefzen spritzte. Der Arzt betrachtete es eine Weile und ging in seine Wohnung hinauf.
    Er dachte nicht an die Ratte. Das verspritzte Blut brachte ihn wieder auf seine Sorgen. Seine Frau, die seit einem Jahr krank war, sollte am nächsten Tag in einen Kurort in den Bergen abreisen. Er fand sie in ihrem Zimmer im Bett liegend, wie er es von ihr erbeten hatte. So bereitete sie sich auf die Strapazen der Fahrt vor. Sie lächelte.
    «Ich fühle mich sehr gut», sagte sie.
    Der Arzt sah das Gesicht an, das ihm im Licht der Nachttischlampe zugewandt war. Für Rieux war dieses dreißigjährige Gesicht trotz der Spuren der Krankheit noch immer das Gesicht der Jugend, vielleicht wegen dieses Lächelns, das über alles Übrige triumphierte.
    «Schlaf, wenn du kannst», sagte er. «Die Pflegerin kommt um elf, und ich bringe euch zum Mittagszug.»
    Er küsste eine leicht feuchte Stirn. Das Lächeln begleitete ihn bis zur Tür.
    Am nächsten Tag, dem 17. April, um acht Uhr, hielt der Concierge den vorbeikommenden Arzt an und beschuldigte geschmacklose Spaßmacher, drei tote Ratten mitten in den Flur gelegt zu haben. Sie mussten mit großen Fallen gefangen worden sein, denn sie waren voller Blut. Der Concierge war, die Ratten an den Pfötchen haltend, eine Zeitlang in der Tür stehen geblieben und hatte darauf gewartet, dass die Schuldigen sich durch irgendeine höhnische Bemerkung verrieten. Aber es war nichts gekommen.
    «Ach, die werde ich schon noch erwischen!», sagte Monsieur Michel.
    Beunruhigt beschloss Rieux, seine Runde in den Außenbezirken zu beginnen, wo seine ärmsten Patienten wohnten. Die Müllabfuhr fand hier viel später statt, und das durch die engen und staubigen Straßen dieses Viertels fahrende Auto streifte die am Rande des Bürgersteigs stehenden Abfalltonnen. In einer Straße, durch die er so entlangfuhr, zählte der Arzt ein Dutzend Ratten, die auf die Gemüseabfälle und die schmutzigen Lumpen geworfen worden waren.
    Er fand seinen ersten Kranken im Bett vor, in einem Raum zur Straße, der als Schlaf- und Esszimmer zugleich diente. Es war ein alter Spanier mit einem strengen, zerfurchten Gesicht. Vor sich auf der Decke hatte er zwei Kochtöpfe voller Erbsen. Als der Arzt eintrat, warf sich der halb aufgerichtet in seinem Bett sitzende alte Asthmatiker gerade zurück, um wieder zu seinem rasselnden Atem zu kommen. Seine Frau brachte eine Schüssel.
    «Was, Herr Doktor», sagte er während der Spritze, «sie kommen raus, haben Sie gesehen?»
    «Ja», sagte die Frau, «der Nachbar hat drei aufgesammelt.»
    Der Alte rieb sich die Hände.
    «Sie kommen raus, man sieht in allen Mülltonnen welche, das ist der Hunger!»
    Rieux konnte danach unschwer feststellen, dass das ganze Viertel von den Ratten sprach. Nachdem er seine Krankenbesuche beendet hatte, ging er wieder nach Hause.
    «Oben ist ein Telegramm für Sie», sagte Monsieur Michel.
    Der Arzt fragte ihn, ob er neue Ratten gesehen habe.
    «O nein!», sagte der Concierge. «Ich liege auf der Lauer, wissen Sie. Und diese Schweine wagen es nicht.»
    Das Telegramm kündete Rieux die Ankunft seiner Mutter für den nächsten Tag an. Sie kam, um sich während der Abwesenheit der Kranken um den Haushalt ihres Sohnes zu kümmern. Als der Arzt seine Wohnung betrat, war die Pflegerin schon da. Rieux sah, dass seine Frau im Kostüm dastand und vom Schminken etwas Farbe hatte. Er lächelte sie an:
    «Gut», sagte er, «sehr gut.»
    Kurz darauf, am Bahnhof, brachte er sie im Schlafwagen unter. Sie sah sich das Abteil an.
    «Das ist zu teuer für uns, nicht wahr?»
    «Es muss sein», sagte Rieux.
    «Was ist das für eine Geschichte mit den Ratten?»
    «Ich weiß nicht. Es ist sonderbar, aber es wird vorbeigehen.»
    Dann sagte er sehr schnell, dass er sie um Verzeihung bitte, er hätte auf sie achtgeben müssen und habe sie sehr vernachlässigt. Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie ihn zum Schweigen bringen. Aber er fügte hinzu:
    «Alles wird besser, wenn du zurückkommst. Wir fangen neu an.»
    «Ja», sagte sie mit glänzenden Augen, «wir fangen neu an.»
    Kurz darauf wandte sie ihm den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. Auf dem Bahnsteig drängten und stießen sich die Leute. Das Zischen der Lokomotive drang bis zu ihnen. Er nannte seine Frau bei ihrem Vornamen, und als sie sich umdrehte, sah er, dass ihr Gesicht voller Tränen war.
    «Nicht», sagte er

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