Die Pest zu London
allerdings in der Tat ungewöhnlich große Mengen von Kohle; und nachdem die Schiffe, ich weiß nicht mehr, ob durch widriges Wetter oder Einwirkung des Feindes, ein oder zwei Male ausgeblieben waren, ging der Preis für Kohle außerordentlich in die Höhe, stieg bis auf vier Pfund je Chaldron, aber er ließ bald nach, als die Schiffe wieder kamen, und da sie dann später ungehindertere Fahrt hatten, war der Preis während des übrigen Jahres recht erträglich.
Die Feuer, die auf öffentlichen Plätzen beim Ausbruch der Pest gebrannt wurden, hätten der Stadt, so habe ich mir ausge-rechnet, mindestens gegen 200 Chaldrons Kohle in der Woche gekostet, wenn sie weiterunterhalten worden wären, und das war immerhin eine ganz beträchtliche Menge; aber da man es für notwendig hielt, sparte man nicht. Als jedoch einige Ärzte sich gegen die Feuer aussprachen, ließ man sie nach vier oder fünf Tagen ausgehen. So waren die Feuer angeordnet worden: Eines am Zollhaus, eines am Billingsgate, eines bei Queen-hithe, eines an den Drei Kränen; eines in der Blackfriars Gasse und eines am Tor von Bridewell; eines an der Ecke Leadenhall Straße und Gnadenkirche; eines am Nordtor und eines am Südtor der Königlichen Börse; eines an der Gilden-Halle und eines am Tor von Blackwell Hall; eines vor des Lordbürgermeisters Tür am St.-Helenen-Platz, eines am Westeingang von St. Paul und eines am Eingang der Bow Church. Ich kann mich nicht mehr entsinnen, ob an den City-Toren eines brannte, aber am Fuß der Brücke war eines, gerade bei der St.-Magnus-Kirche.
Ich weiß, einige Leute haben später über das Experiment gezetert und behauptet, es seien wegen dieser Feuer nur um so mehr Leute gestorben; aber ich habe noch keinerlei Beweise 281
gesehen, die sie für ihre Behauptung vorgelegt hätten, und ich kann es auch wirklich in gar keinem Betracht glauben.
Es bleibt noch, einen Bericht über den Stand des heimatli-chen Binnenhandels in England während der Schreckenszeit zu geben, besonders was Handel und Gewerbe in der City betrifft.
Beim ersten Ausbrechen der Seuche gab es, wie man wohl leicht verstehen wird, eine sehr große Bestürzung unter den Leuten, und die Folge war ein allgemeiner Stillstand des Geschäftslebens, ausgenommen in den notwendigen Versorgungsgütern; aber auch da gab es keinen Rückgang, da so viele Menschen geflohen waren und eine so erhebliche Anzahl stets krank war, um die vielen, die starben, nicht zu erwähnen; und so konnten nicht mehr als zwei Drittel, wenn es schon mehr als die Hälfte war, von dem Verbrauch an Versorgungsgütern übrigbleiben, gegen früher gemessen.
Es gefiel dem Herrgott, uns ein Jahr der Fülle an Getreide und Obst zu bescheren, nicht jedoch an Heu und Gras; auf diese Weise war Brot billig, aufgrund der reichen Getreideern-te. Fleisch war billig, aufgrund des Futtermangels; aber Butter und Käse waren, aus dem gleichen Grund, teuer, und Heu wurde auf dem Markt gleich hinter Whitechapel Bars zu vier Pfund das Fuder verkauft. Aber dies tat den Armen keinen Abbruch. Es gab einen außerordentlichen Überfluß an allen Arten von Obst, wie Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Weintrauben, und sie waren, weil es weniger Abnehmer waren, billig; aber dies ließ die Armen zuviel davon essen und brachte ihnen Durchfall, Bauchgrimmen, Übersättigung und ähnliche Übel, von denen sie leicht in die Pest verfielen.
Aber es soll ja vom Handel die Rede sein. Das Wichtigste war, daß der Export zum Erliegen kam oder doch an großen Unterbrechungen und erheblichen Schwierigkeiten litt, und die natürliche Folge war das allgemeine Einstellen der Produktion, die gewöhnlich für den Export bestimmt war; und obwohl die Kaufleute im Auslande manchmal dringend um Ware baten, so 282
konnte doch wenig versandt werden, da man den englischen Schiffen, wie ich schon sagte, so weitgehend die Zufahrt sperrte, daß keines irgendwo in den Hafen gelangte.
Dies machte allem Gewerbe, das für den Export arbeitete, in ganz England ein Ende, ausgenommen in einigen Außenhäfen; und auch dort hörte es bald auf, denn sie alle bekamen die Pest, der Reihe nach. Aber obwohl sich das in ganz England bemerkbar machte, so war es doch noch schlimmer, daß aller Warenverkehr für den heimischen Verbrauch, besonders derjenige, der gewöhnlich seinen Weg über London genommen hatte, plötzlich aussetzte, da ja in der City der Geschäftsbetrieb eingestellt war.
Die verschiedensten Gewerbe, Handwerker und Mechaniker, waren
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