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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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nur ein Mittel sei, der Krankheit Vorschub zu leisten, denn diese sei ja gerade eine Hitze erzeugende Gärung im Blut; sie verbreite sich bekanntlich bei warmem Wetter und nehme zu, bei kaltem aber gehe sie zurück; und darum, so behaupteten 278

    sie, sei Wärme das Schlimmste bei ansteckenden Krankheiten, denn die Ansteckung gedeihe und gewinne Kraft im heißen Wetter und pflanze sich, sozusagen, in der Hitze fort.
    Andere gaben zu, daß Hitze des Klimas der Infektion förderlich sein könne, da schwüles, heißes Wetter die Luft mit Ungeziefer erfülle und unzählbare Scharen giftiger Lebewesen gedeihen lasse, die in unserer Nahrung, in den Pflanzen und sogar in unseren Körpern entstehen; und schon ihr Geruch könne die Infektion verbreiten; weiter, daß eine Erwärmung der Luft oder eine Hitzezeit, wie wir es gewöhnlich beim Wetter nennen, schlaff und schwach mache, die Lebensgeister ermüde, die Poren öffne und uns für Ansteckungen oder üble Einflüsse empfänglicher mache, sie mögen von schädlichen Pestdünsten ausgehen oder von sonst etwas, das in der Luft ist; was aber die Hitze eines Feuers angehe, besonders die Hitze eines Kohlenfeuers, das wir im Hause oder um uns zu wärmen unterhalten, so glaubten sie, deren Wirkweise sei gänzlich verschieden; diese Hitze sei nicht von der gleichen Art, sondern jäher und ungestümer Natur, nicht dazu angetan, gedeihen zu lassen, sondern alle jene schädlichen Dünste zu verzehren und zu zerstreuen, die die andere Art von Hitze eher ausströme und verweilen lasse, als sie aufzulösen oder aufzubrauchen.
    Außerdem hieß es, die Schwefel- und salpeterhaltigen Bestandteile, die oft zusammen mit der Pechsubstanz, welche brennt, in der Kohle gefunden werden, trügen alle dazu bei, die Luft zu klären und zu reinigen und sie für das Atmen gesund und sicher zu machen, nachdem die schädlichen Partikeln, wie oben, vertrieben und aufgebraucht seien.
    Die letztere Meinung war zu der Zeit vorherrschend und, wie ich gestehen muß, wohl mit gutem Grunde, denn die Erfahrung der Stadtbewohner bestätigte sie; viele Häuser, in deren Zimmern ständig ein Feuer brennend erhalten wurde, wurden auch niemals befallen; und ich muß aus meiner eigenen Erfahrung hinzufügen, daß ich gefunden habe, das Unterhalten eines 279

    kräftigen Feuers machte unsere Zimmer angenehm und gesund und wirkte ebenso auf uns selbst, und ohne das, das ist meine feste Überzeugung, wäre es nicht so gewesen.
    Aber ich komme auf den Kohlenhandel zurück. Es bereitete nicht geringe Schwierigkeiten, ihn aufrechtzuerhalten, und zwar besonders deswegen, weil die Holländer, mit denen wir uns ja zu der Zeit im offenen Kriege befanden, zu Anfang eine ganze Reihe unserer Kohlenschiffe gekapert hatten, so daß die übrigen vorsichtig wurden und nur noch in ganzen Flottenver-bänden fuhren. Aber nach einiger Zeit bekamen entweder die Freibeuter Angst, sie zu kapern, oder ihre Herren in den Niederlanden fürchteten sich und verboten es ihnen, um nicht die Pest ins Land zu holen, und daran taten sie bestimmt gut.
    Zu ihrer eigenen Sicherheit verfügte der Lordbürgermeister, daß jeweils nur eine beschränkte Anzahl der Kohlenschiffe aus dem Norden zugleich bis zum Pool hinaufkommen solle, und ließ Ladekähne und die Schiffe von Holzhändlern, Kohlenver-käufern und Anlegestellenbesitzern dafür herrichten und bereitstellen, daß sie bis nach Deptford und Greenwich und manchmal noch weiter hinunter den Kohlenschiffen entgegen-fuhren, um sie zu entladen.
    Andere lagerten große Mengen Kohlen auf bestimmten Plätzen ab, wo die Schiffe bis ans Ufer heranfahren konnten, so etwa in Greenwich, Blackwell und an anderen Orten; dort wurde die Kohle wie zum Verkauf auf große Haufen geschüttet, wurde dann aber abgeholt, sobald die Schiffe, die sie gebracht hatten, wieder fort waren, und so kamen die Seeleute mit den Flußschiffen gar nicht in Berührung, nicht einmal so weit, daß sie einander auch nur aus der Nähe gesehen hätten.
    Doch all diese Vorsichtsmaßnahmen konnten nicht verhindern, daß die Seuche dennoch in den Kohlenhandel, das heißt auf die Kohlenschiffe, drang, und so mußte eine große Anzahl von Seeleuten an ihr sterben; und was noch schlimmer war, sie schleppten die Seuche mit nach Ipswich und Yarmouth, nach 280

    Newcastle am Tyne und an andere Orte an der Küste, und dort, besonders in Newcastle und in Sunderland, raffte sie viele Menschen dahin.
    Das Brennen so vieler Feuer, wie oben, verbrauchte

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