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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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vielen Menschen, die in einem so kurzen Zeitraum verstarben, zu begraben; aber warum man nicht dafür sorgte, daß diese Plätze von jeder profanen Benutzung ausge-schlossen blieben, so daß die Toten dort ungestört ruhen konnten, das ist mir unerfindlich, und ich muß gestehen, ich halte es für einen Fehler.

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    Wem man die Schuld geben soll, weiß ich nicht.
    Ich hätte noch erwähnen sollen, daß die Quäker zu der Zeit auch einen Friedhof nur für ihren Gebrauch zugeteilt erhielten, den sie immer noch in Benutzung haben; und sie bekamen sogar ihren eigenen Totenkarren, mit dem sie ihre Toten aus ihren Häusern holten. Dem berühmten Solomon Eagle, der, wie ich vorher berichtet habe, die Pest als ein Strafgericht voraus-gesagt hatte und nackt durch die Straßen rannte, um den Leuten zu verkünden, die Pest sei über sie gekommen als Strafe für ihre Sünden – ihm starb gleich am nächsten Tag seine Frau an der Pest, und sie wurde als eine der ersten auf dem Totenkarren der Quäker auf deren neuen Friedhof gefahren.
    Ich hätte diesen Bericht mit noch viel mehr bemerkenswerten Dingen anfüllen können, die sich zur Zeit der Pest erreigneten, und besonders hätte ich angeben können, was zwischen dem Lordbürgermeister und dem Hof passierte, der zu der Zeit in Oxford war, und welche Weisungen, wie in der kritischen Zeit zu verfahren sei, von Zeit zu Zeit von der Regierung ergingen.
    Aber tatsächlich bekümmerte sich der Hof so wenig, und das wenige, was er tat, war von so geringer Bedeutung, daß ich nicht viel Sinn darin sehe, hier etwas davon zu erwähnen, außer vielleicht, daß ein monatlicher Bußtag in der City angesetzt wurde und königliche Gaben der Wohltätigkeit zur Unterstützung der Armen eingingen; von beidem habe ich schon vorher gesprochen.
    Groß war der Unwille, der sich auf jene Ärzte entlud, die ihre Patienten während der Krankheit im Stich gelassen hatten, und wenn sie jetzt in die Stadt zurückkehrten, wollte niemand ihre Dienste mehr in Anspruch nehmen.
    Sie wurden Deserteure genannt, und häufig waren Plakate an ihre Türen geheftet, mit der Aufschrift: »Hier ist ein Doktor zu vergeben«; darum zogen verschiedene dieser Ärzte es vor, sich eine Weile still zu verhalten und abzuwarten oder zumindest an einen anderen Ort zu verziehen und in neuer Umgebung eine 297

    Praxis zu eröffnen. Ebenso erging es den Geistlichen, die von den Leuten wirklich unglaublich beschimpft wurden; man schrieb Verse und schmähliche Anwürfe gegen sie und schlug an den Kirchtüren an: »Hier ist eine Kanzel zu vergeben« oder manchmal »zu verkaufen«, was noch schlimmer war.
    Einer der unheilvollsten Umstände war es für uns, daß mit der Pest, nachdem sie uns verlassen hatte, nicht auch der Geist des Zwistes und des Haders, der Verunglimpfung und der Beschuldigung mit fortgegangen war; denn das hatte doch den Frieden der Nation vorher so arg getrübt. Es hieß, dies sei noch ein Überrest der alten Feindseligkeiten, die uns in den letzten Zeiten so in Blutvergießen und Aufruhr gestürzt hatten. Aber wie durch das kurz zuvor erlassene Amnestiegesetz der Streit selbst beigelegt worden war, so hatte die Regierung allseitigen Frieden zwischen Familien und Einzelpersonen der ganzen Nation ans Herz gelegt.
    Aber der Friede konnte nicht hergestellt werden, und da doch gerade jetzt, nach dem Aufhören der Pest in London, jeder, der die Zustände, in denen das Volk sich befand, gesehen hatte und wußte, wie sie damals einander gestreichelt hatten und sich versprachen, sie würden in Zukunft mehr Liebe haben und keine Vorwürfe mehr gegeneinander erheben – ich sage, wer sie damals gesehen hatte, der hätte glauben mögen, sie würden jetzt endlich in einem neuen Geiste zueinander finden. Aber, sage ich, es konnte nicht erreicht werden. Der Streit ging weiter; die Kirche und die Presbyterianer konnten zu keiner Einigung kommen. Sobald die Pest verschwunden war, stießen die Reformierten diejenigen Prediger aus, die die Kanzeln versehen hatten, welche von ihren geflohenen Inhabern verlassen worden waren; und was konnten diese daraufhin anderes erwarten, als daß man über sie herfiel und das Strafgesetz auf sie hetzte! So ließ man sich ihre Predigt gefallen, solange man krank war, um sie sofort wieder zu verfolgen, sobald man die Gesundheit wiedererlangt hatte; dies schien auch uns, die wir ja 298

    zur Anglikanischen Kirche gehörten, sehr hart, und es konnte keinesfalls unsere Billigung finden.
    Aber es

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