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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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dieser oder jener Familie zuzuschreiben, ohne daß man eine ganze Reihe von ähnlich lautenden Parallelerzählungen vorfindet.
    Aber da ich jetzt von der Zeit spreche, als die Pest im östlich-sten Teil der Stadt wütete, wie die Leute dort sich so lange vorgegaukelt hatten, sie würden ungeschoren davonkommen, und wie überrascht sie dann waren, als es dennoch kam, wie es geschah (denn in der Tat, es kam über sie wie mit Waffenge-walt) – ich sage, dies bringt mich wieder zu den drei armen Männern, die von Wapping aus loszogen, nicht wissend, wohin gehen und was tun, und die ich vorher schon erwähnte; einer ein Zwieback-Bäcker, einer ein Segelmacher und der dritte ein Schreiner, alle von Wapping oder da herum.
    Die Verschlafenheit und das Sicherheitsgefühl waren dort, wie ich bemerkte, so stark, daß sie nicht nur keinerlei Vorsorge trafen, wie es andere taten, sondern sich brüsteten, sie seien sicher und die Sicherheit auf ihrer Seite; und viele Leute flohen aus der City und aus befallenen Vororten nach Wapping, Ratcliff, Limehouse, Poplar und so weiter, als Stätten der Sicherheit; und es ist keineswegs unwahrscheinlich, daß sie dadurch, daß sie dies taten, halfen, die Pest nur rascher in 155

    dieser Richtung fortzupflanzen, als sie sonst gekommen wäre.
    Denn obgleich ich durchaus dafür bin, daß die Leute sich davonmachen und eine Stadt wie die unsere beim ersten Anzeichen einer ähnlichen Heimsuchung räumen und daß alle Leute, die nur irgendeinen Unterschlupf haben, davon beizeiten Gebrauch machen und abreisen, so muß ich dennoch sagen, daß, wenn alle, die fliehen wollen, weg sind, diejenigen, die dableiben und es überstehen müssen, sich stocksteif auf der Stelle aufhalten sollten, wo sie sind, und nicht von einem Ende der Stadt oder einem Viertel ins andere hinüberwechseln; denn das ist der Fluch und das Unheil von allem, und sie schleppen in den Kleidern, die sie tragen, die Pest von Haus zu Haus.
    Warum hatte man uns denn geheißen, alle Hunde und Katzen zu töten, wenn nicht deswegen, weil sie als Haustiere gern von einem Haus in das andere laufen und von einer Straße in die nächste und so die Effluvien oder ansteckenden Körperdünste von Kranken leicht in ihrem Pelz oder Haar mit herumtragen können? Und aus diesem Grunde geschah es, daß bei Beginn der Seuche ein Erlaß des Lordbürgermeisters und des Magistrats veröffentlicht wurde, gemäß dem Rat der Ärzte, daß alle Hunde und Katzen sofort getötet werden sollten, und ein Beamter wurde ernannt, dies durchzuführen.
    Es ist unglaublich, wenn man sich auf dessen Bericht verlassen kann, welch eine Unzahl dieser Geschöpfe vernichtet wurde. Ich glaube, man sprach von vierzigtausend Hunden und fünfmal soviel Katzen; nun ja, wenige Häuser waren ohne Katze, manche hatten mehrere, manchmal fünf oder sechs in einem Haus. Alle möglichen Anstrengungen wurden auch unternommen, um die Mäuse und Ratten zu vertilgen, besonders die letzteren, indem man Rattengift und anderes für sie auslegte, und auch von ihnen wurde eine Unmenge vernichtet.
    Ich dachte oft über den unvorbereiteten Zustand nach, in dem die gesamte Bevölkerung sich befand, als das Unheil zuerst über sie kam, und wie es nur aus Mangel an dem rechtzeitigen 156

    Ergreifen von Maßnahmen und Vorkehrungen, öffentlichen sowohl wie privaten, geschah, daß uns all die nachfolgende Wirrsal überfiel und eine so überaus große Zahl von Menschen in dem Unglück zugrunde ging, was, wenn geeignete Schritte unternommen worden wären, mit der Hilfe der Vorsehung hätte vermieden werden können und woraus die Nachwelt, wenn sie geneigt ist, einen Aufruf und eine Warnung entnehmen mag. Aber hierauf werde ich noch zurückkommen.
    Ich komme wieder auf meine drei Männer zu sprechen. Ihre Geschichte enthält in jedem Kapitel eine Moral, und ihre ganze Aufführung und die von einigen, denen sie sich anschlossen, ist ein Muster, dem alle armen Männer folgen können und auch Frauen, wenn jemals eine solche Zeit wiederkehren sollte; und wenn es keinen anderen Zweck gab, um es aufzuzeichnen, so glaube ich, dies ist ein sehr guter, ob mein Bericht nun genau den Tatsachen entspricht oder nicht.
    Zwei von ihnen sollen Brüder gewesen sein, der eine ein ehemaliger Soldat und jetzt ein Zwieback-Bäcker; der andere ein lahmer Seemann und jetzt ein Segelmacher; der dritte ein Schreiner. Sagte John, der Zwieback-Bäcker, eines Tages zu Thomas, seinem Bruder, dem Segelmacher: »Bruder Tom, was soll

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