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Die Pest zu London

Die Pest zu London

Titel: Die Pest zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Arbeit bekommen konnten, welcher Art immer sie auch sein mochte.
    Während sie noch überlegten, wie sie ihr Vorhaben auf die beste Art in die Tat umsetzen könnten, erfuhr der dritte Mann, der mit dem Segelmacher sehr gut bekannt war, von dem Plan, und sie erlaubten ihm, mit von der Partie zu sein; und so bereiteten sie den Abmarsch vor.
    Es zeigte sich, daß der Geldbesitz unter ihnen ungleich verteilt war, aber da der Segelmacher, der am besten versehen war, außer daß er lahm war, die wenigsten Aussichten hatte, durch Arbeiten auf dem Lande etwas zu verdienen, war er einverstanden, daß alles Geld, was sie hatten, in eine gemeinsame Kasse kam, unter der Bedingung, daß, wenn einer von ihnen mehr einnehmen sollte als ein anderer, er es alles ohne Murren in die gemeinsame Kasse geben sollte.
    Sie beschlossen, sich mit so wenig Gepäck wie möglich zu beladen, denn sie wollten zunächst zu Fuß gehen und eine große Strecke zurücklegen, um wenn möglich in eine sichere Zone zu gelangen; und lange Beratungen hatten sie miteinander, bevor sie sich entscheiden konnten, welchen Weg sie nehmen sollten, und sie waren so weit von einer Einigung entfernt, daß sie bis zu dem Morgen des Abmarsches selbst noch keinen Beschluß gefaßt hatten.

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    Schließlich brachte der Seemann einen Gedanken vor, der den Ausschlag gab. »Erstens«, sagte er, »haben wir sehr heißes Wetter, und deswegen bin ich dafür, nach Norden zu gehen, so daß die Sonne uns nicht auf das Gesicht scheint und uns auf der Brust brennt und wir vor Hitze ersticken; und man hat mir gesagt, es sei nicht gut, sein Blut zu überhitzen zu einer Zeit, wo, man kann es nicht wissen, die Ansteckung vielleicht in der Luft liegt. Zum zweiten bin ich dafür, so zu gehen, daß wir nach Möglichkeit den Wind gegen uns haben, wenn wir los-marschieren, damit wir uns auf unserem Weg nicht vom Wind die Luft der Stadt nachblasen lassen müssen.« Diese beiden Vorsichtsregeln fanden Zustimmung für den Fall, daß der Wind, wenn sie sich nach Norden wandten, nicht gerade aus dem Süden kam.
    Dann brachte John, der Bäcker, der Soldat gewesen war, seine Meinung vor. »Erstens«, sagte er, »erwarten wir alle nicht, unterwegs eine Unterkunft zu finden, und es wäre ein bißchen zu viel, einfach im Freien zu schlafen. Obwohl das Wetter warm ist, so kann es doch feucht und regnerisch sein, und wir haben doppelten Grund, in einer Zeit wie jetzt auf unsere Gesundheit achtzugeben; und deshalb«, so sprach er,
    »könntest du, Bruder Tom, der du ein Segelmacher bist, uns leicht ein kleines Zelt machen, und ich erbiete mich, es jeden Tag aufzustellen und wieder abzubauen, und was scheren uns alle Herbergen Englands noch; wenn wir ein gutes Zelt über dem Kopf haben, geht es uns gut genug.«
    Der Schreiner widersprach und sagte, sie sollten das nur ihm überlassen; er erbiete sich, ihnen jede Nacht ein Haus zu bauen, mit Axt und Hammer, und auch wenn er sonst keine Werkzeuge habe, sollte es sie voll zufriedenstellen und ebenso gut wie ein Zelt sein.
    Der Soldat und der Schreiner stritten eine Zeitlang über diesen Punkt, aber zuletzt erfocht der Soldat den Sieg für das Zelt.
    Der einzige Einwand dagegen war, daß es getragen werden 163

    mußte und ihr Gepäck zu sehr vermehren würde, wo doch das Wetter so heiß war; aber dem Segelmacher kam ein guter Glücksfall zu Hilfe, der diese Schwierigkeit beseitigte, nämlich sein Meister, für den er arbeitete, betrieb außer der Zeltmache-rei auch eine Seilerei und hatte dafür ein kleines, dürres Pferd-chen, das er jetzt nicht mehr brauchte, und da er den drei aufrechten Männern helfen wollte, schenkte er ihnen das Pferd zum Gepäcktragen; und für die Wenigkeit von drei Arbeitsta-gen, die unser Mann vor seiner Abreise für ihn noch leistete, überließ er ihm auch ein altes Toppsegel, das zwar schon etwas abgenutzt, aber ausreichend und mehr als groß genug war, um daraus ein sehr gutes Zelt zu machen. Der Soldat zeigte, wie es zu formen war, und unter seiner Anleitung fertigten sie rasch ihr Zelt und statteten es mit den zweckentsprechenden Stangen oder Stäben aus; und so waren sie für die Reise gerüstet, das heißt: drei Mann, ein Zelt, ein Pferd, ein Gewehr; der Soldat wollte nämlich nicht ohne Waffen gehen, denn jetzt, sagte er, sei er kein Zwieback-Bäcker mehr, sondern ein Freischärler.
    Der Schreiner hatte einen kleinen Sack voll Handwerkszeug, so wie es ihm gut zustatten kommen konnte, wenn er irgendeine Arbeit erhalten

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