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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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diese Güter lieferten, zu infizieren, und wenn man bedenkt, wieviele Menschenleben durch eine solche Handlungsweise hätten verlorengehen können, dann muß man sagen, daß bei diesem Geschäft Männer von Gewissen sich nicht hätten beteiligen dürfen.
    Ich möchte es nicht zu behaupten unternehmen, daß von diesen Leuten irgendein Schaden, ich meine dieser Art, angerichtet worden ist. Aber ich fürchte, diesen Vorbehalt kann ich nicht machen, was unser eigenes Land angeht; denn entweder durch die Londoner Bevölkerung oder durch die Geschäftstätigkeit, die den Kontakt mit allen möglichen Leuten in jeder Grafschaft und jeder wichtigeren Stadt notwendig machte, ich sage, auf diese Weise wurde die Pest früher oder später über das ganze Königreich verbreitet, so daß sie wie in London auch in allen größeren Städten und Ortschaften herrschte, besonders in den Gewerbe- und Geschäftszentren und in den Seehäfen; und früher oder später wurden alle Orte von Bedeutung in England heimgesucht, der eine mehr, der andere weniger, und auch das Königreich Irland an manchen Stellen, aber nicht so allgemein. Wie es der Bevölkerung Schottlands erging, hatte ich keine Gelegenheit ausfindig zu machen.
    Es muß darauf hingewiesen werden, daß, während die Pest so heftig in London andauerte, die Außenhäfen, wie sie genannt wurden, sich eines sehr lebhaften Handels erfreuten, besonders mit nahegelegenen Ländern und mit unseren eigenen Kolonien. Die Städte Colchester, Yarmouth und Hull führten zum Beispiel von dieser Seite Englands nach Holland und nach Hamburg die Erzeugnisse ihres Hinterlandes aus, während monatelang der Handel mit London praktisch völlig ausfiel; ebenso nahmen die Städte Bristol und Exeter über den Hafen Plymouth einen ähnlichen Vorteil mit Spanien, den Kanarischen Inseln, Guinea und den Westindischen Inseln wahr und besonders mit Irland; aber da dann die Pest sich, nachdem sie in London im August und September ein solches Ausmaß angenommen hatte, nach allen Richtungen hin ausbreitete, wurden nach und nach alle oder die meisten dieser Städte und Ortschaften infiziert, und damit geriet der Handel sozusagen unter ein allgemeines Embargo oder kam zum völligen Erliegen, wie ich noch des weiteren erörtern werde, wenn ich auf den Binnenhandel zu sprechen komme.
    Eines jedoch muß noch gesagt werden: Was die Schiffe, die von draußen heimkamen, angeht, und das waren gewiß nicht wenige, so waren manche schon eine beträchtliche Zeit in irgendwelchen Weltteilen unterwegs, oder sie hatten bei ihrer Ausfahrt noch nichts von einer Seuche gewußt, oder jedenfalls nicht von einer so fürchterlichen; diese kamen unbedenklich den Fluß heraufgefahren und lieferten ihre Ladung ab, wie es ihre Schuldigkeit war, ausgenommen nur in den beiden Monaten August und September; da lag dann das Hauptgewicht der Seuche, wenn ich so sagen darf, unterhalb von London Bridge, und niemand wagte für eine Weile, sich in Geschäften sehen zu lassen. Aber da dies nur wenige Wochen dauerte, gingen die heimkehrenden Schiffe, besonders solche, deren Ladung keine verderblichen Güter enthielt, kurz vor dem Pool vor Anker, oder soweit hinunter, wie das Süßwasser des Flusses reicht, etwa bis zur Mündung des Medway; in ihn waren mehrere hineingelaufen, und andere lagen am Nore oder auf der Hope unterhalb Gravesend. Bis Ende Oktober hatte sich eine sehr große Flotte heimkehrender Schiffe eingefunden, so wie man seit vielen Jahren nicht dergleichen gesehen hatte.
    Zwei Handelszweige wurden auf dem Wasserwege die ganze Zeit der Pest hindurch weitergeführt, und zwar mit keiner oder kaum einer Unterbrechung, und das war ein Glück und ein Trost für die arme, bedrängte Bevölkerung der Stadt: Es waren der Küstenhandel mit Getreide und der Newcastle-Handel mit Kohle.
    Der erste wurde vornehmlich von kleineren Schiffen wahrgenommen, die vom Hafen Hull aus und von anderen Orten am Humber große Ladungen Getreide aus Yorkshire und Lincolnshire in die Stadt brachten. Des weiteren wurde der Getreidehandel von Lynn in Norfolk und von Wells, Burnham und Yarmouth, alles Orte in der gleichen Grafschaft, betrieben; ein dritter Sektor lag um den Medway Fluß; Milton, Feversham, Margate und Sandwich waren dort die Ausgangspunkte und auch alle anderen kleinen Hafenplätze an der Küste von Essex und Kent.
    Es gab auch mit der Suffolk-Küste einen sehr regen Handelsverkehr in Getreide, Butter und Käse; diese Schiffe hielten den Warenzustrom

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