Die Pest Zu London
Stillstand gekommen 2. war – denn nur sehr wenige Schiffe wagten sich den Fluß herauf und gar keines ging hinaus – wurden alle die überzähligen Zollbeamten, ebenso die Schiffer, Fuhrleute, Träger und all die Armen, deren Beschäftigung von den Kaufleuten abhing, sofort entlassen und ihres Broterwerbes beraubt.
3. Alle, die im Baugewerbe beschäftigt waren, hatten keine Arbeit, denn niemand hatte Lust, ein Haus zu bauen, wo so viele tausend Häuser plötzlich leer standen; dies allein machte alle die Arbeiter, die zu diesem Geschäft gehören, erwerbslos: Ziegler, Maurer, Zimmerleute, Schreiner, Gipser, Maler, Glaser, Schlosser, Klempner und alle die Gewerbezweige, die von diesen abhängen.
4. Da die Schiffahrt zum Erliegen gekommen war – unsere Schiffe liefen weder ein noch aus wie früher – waren alle Seeleute ohne Arbeit, und viele von ihnen auf der letzten und untersten Stufe des Elends angelangt; wie den Seeleuten erging es all den verschiedenen Handwerksleuten und Arbeitern, die mit Schiffsbau und Schiffsausrüstung zu tun hatten und davon lebten, so wie: Schiffszimmerleute, Kalfaterer, Seiler, Trokkenküfer, Segelmacher, Ankerschmiede und andere Schmiede; Formmacher, Drechsler, Büchsenmacher, Schiffskrämer, Schiffsschnitzer und dergleichen. Die Kapitäne und die Meister dieser Gewerbe konnten vielleicht von ihrem Vermögen leben, aber die Schiffe lagen alle still, und so wurden die Arbeiter entlassen. Dazu kam, daß auch auf dem Fluß beinahe kein Boot mehr verkehrte, und alle oder der größte Teil der Fährleute, Stauer, Boots- und Schiffbauer waren ebenfalls außer Arbeit und Brot.
5. Alle Familien schränkten ihre Lebenshaltung soweit wie möglich ein, sowohl, die geflohen, wie die, die geblieben waren; so daß eine unübersehbare Menge von Lakaien, Dienstleuten, Gehilfen, Verkäufern, Buchhaltern und ähnlichen Leuten, und besonders armen Dienstmägden, auf die Straße gesetzt wurden, wo sie, ohne Freund und ohne Hilfe, ohne Broterwerb und ohne Unterkunft, sich selbst überlassen blieben, und das war wirklich ein sehr trübes Kapitel.
Ich könnte hier noch näher auf die Einzelheiten eingehen, aber es mag genügen, wenn ich ganz allgemein sage, daß, wo alle Gewerbe stillagen, die Beschäftigung und die Arbeit und damit die Verdienstmöglichkeit der Armen unterbunden wurde; und zuerst gellte uns das Klagegeschrei der Armen recht jammervoll in den Ohren, obwohl durch die Austeilung milder Gaben das Elend weitgehend gemildert wurde. Viele flohen zwar in die Umgebung, aber Tausende von ihnen, die so lange in London geblieben waren, bis nichts als die Verzweiflung sie forttrieb, wurden unterwegs vom Tode ereilt, und so galten sie überall nur als die Boten des Todes; andere, die die Seuche mit sich schleppten, trugen sie unglückseligerweise bis in die äußersten Teile des Reiches.
Viele von diesen waren die bejammernswerten Opfer der Verzweiflung, die ich vorher erwähnte, und fielen der Vernichtung, die aus ihr folgte, anheim. Man kann von ihnen sagen, daß sie nicht an der Pest selbst, sondern an ihren Folgen umkamen, nämlich durch Hunger und Entbehrung und, in der Tat, dem Mangel an allem; waren sie doch ohne Wohnung, ohne Freunde, ohne Geld und ohne Erwerbsmöglichkeit, und oft konnte ihnen auch niemand helfen; denn viele von ihnen besaßen nicht, was wir einen legalen Anspruch nennen, und so konnten sie bei ihren Gemeinden keine Unterstützung beziehen, sondern die einzige Hilfe, die es für sie gab, konnten sie bei den Fürsorgeämtern beantragen, die ihre Hilfeleistungen, das muß man den Beamten zugutehalten, mit Sorgfalt und freundlicher Bereitwilligkeit austeilten, so wie sie es für angemessen hielten; und so haben die, die in der Stadt blieben, eigentlich niemals den Mangel und die Not in dem Maße gespürt, wie die, die in der oben erwähnten Art hinausgezogen waren.
Soll doch jeder, dem es bekannt ist, wie groß die Zahl derer ist, die in unserer Stadt ihr tägliches Brot durch ihrer Hände Arbeit verdienen, seien sie nun geschulte Handwerker oder nur Arbeiter – ich sage, soll jeder einmal überlegen, in welch einen Zustand des Elends unsere Stadt geraten müßte, wenn sie plötzlich alle aus ihren Stellungen entlassen würden, die Arbeit aufhörte und Löhne nicht mehr gezahlt würden.
So geschah es bei uns zu der Zeit; und wären die Beträge an Geld, das von wohlmeinenden Menschen jeder Art, daheim wie auswärts, in Wohltätigkeit gespendet wurde, nicht außergewöhnlich
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