Die Pest Zu London
groß gewesen, es hätte nicht mehr in der Macht des Lordbürgermeisters und der Sheriffs gelegen, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten. Auch war man, so wie die Dinge lagen, durchaus nicht ohne Besorgnis, daß die Verzweiflung die Leute zu den Tumulten treiben und sie so weit bringen könnte, daß sie die Häuser der Reichen plünderten und die Lebensmittelmärkte stürmten; in diesem Fall wären auch die Landleute, die ganz unbehindert und ohne Furcht Nahrungsmittel in die Stadt brachten, abgeschreckt worden, noch weiter zu kommen, und die Stadt wäre einer unvermeidlichen Hungersnot verfallen.
Aber der Klugheit des Lordbürgermeisters und des Stadtrats (innerhalb der Stadt; in den Vororten der Friedensrichter) war es zu danken, und der so reichlichen Unterstützung mit Geld von überall her, daß die Armen in Frieden gehalten wurden und ihre Nöte überall Abhilfe fanden, soweit es nur möglich war.
Zwei Dinge trugen außerdem dazu bei, Pöbelausschreitungen zu verhindern. Eines war, daß tatsächlich die Reichen selber keine Lebensmittelvorräte in ihren Häusern angelegt hatten, wie sie freilich hätten tun sollen (wären sie klug genug gewesen, dies zu tun und hätten sie sich vollständig abgesperrt, wie es einige wenige taten, sie wären der Krankheit besser entgangen). Aber da es sich zeigte, daß es nicht der Fall war, hatte der Pöbel nicht den Anreiz, dort Lebensmittelvorräte zu finden, wenn sie einbrächen, was sie manchmal, das ist klar, sehr nahe daran waren zu tun; und hätten sie es getan, sie hätten den Untergang der ganzen Stadt besiegelt, denn es gab keine regulären Truppen, die ihnen Widerstand hätten leisten können, noch konnte die Bürgerwehr aufgebracht werden, die Stadt zu verteidigen, da niemand sich bereit fand, Waffen aufzunehmen.
Aber die Wachsamkeit des Lordbürgermeisters und der Obrigkeit, die noch vorhanden war (denn einige von ihnen, sogar Stadträte waren gestorben oder abwesend), wußte dies zu verhindern; und sie taten es auf die freundlichste und sanfteste Art, die man sich nur denken kann, so indem sie den Bedürftigsten mit Geld halfen, anderen Arbeit verschafften, und zwar besonders die Arbeit, die befallenen und gesperrten Häuser zu bewachen. Und da deren Zahl sehr groß war – es hieß, daß zu einer Zeit zehntausend Häuser gesperrt waren – und da jedes Haus zwei Wachmänner zur Bewachung hatte, nämlich einen für den Tag und einen für die Nacht, so ergab das sogleich Beschäftigungsmöglichkeit für sehr viele der brotlosen Männer.
Ähnlich stellte man die Frauen und Dienstmägde, die aus ihren Stellungen entlassen worden waren, als Wärterinnen an, um überall die Kranken zu pflegen, und dies verminderte ihre Zahl beträchtlich.
Und was, obwohl an sich ein trauriges Kapitel, sich doch auf seine Art als eine Erlösung darstellte, das war die Pest selbst, die von Mitte August bis Mitte Oktober auf das erschreckendste wütete und in dem Zeitraum dreißig- bis vierzigtausend gerade von den Menschen dahinraffte, die, wenn sie am Leben geblieben wären, durch ihre Armut eine unerträgliche Last gewesen wären; das heißt, die ganze Stadt hätte die Kosten ihres Unterhalts nicht bestreiten oder sie mit Nahrung versehen können; und sie wären im Laufe der Zeit, um sich am Leben zu halten, unausweichlich dazu getrieben worden, entweder die Stadt selbst oder die anliegenden Landgebiete zu plündern, und das hätte nicht nur die Stadt, sondern zu guter Letzt die ganze Nation in die äußerste Angst und Verwirrung gestürzt.
Man merkte den Menschen damals an, wie das große Unheil sie sehr bescheiden machte; denn es starben jetzt, neun Wochen lang hintereinander, Tag für Tag beinahe tausend Menschen, und das nach der Aufstellung der wöchentlichen Sterberegister, die ja doch, dessen bin ich gewiß, niemals die vollen Zahlen, sondern um viele Tausende zu wenig angaben, da die allgemeine Verwirrung zu groß war und die Tatsache, daß die Totenkarren ihr Werk zur Nachtzeit verrichteten, mancherorts eine Zählung überhaupt unmöglich machte.
Aber ob auch Schreiber und Küster bisweilen für Wochen ausfielen und so niemand genaue Zahlen wußte, so wurde dennoch die Arbeit an dem Register fortgeführt, und ich entnehme ihm meine Angaben, die ich hier wiedergebe:
Vom 8. bis 15. August
Vom 15. bis 22. August
Vom 22. bis 29. August
Vom 29. August bis 5. September Vom 5. bis 12. September
Vom 12. bis 19. September
Vom 19. bis 26. September
Vom 26. September bis 3. Oktober Vom 3.
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