Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
Vom Netzwerk:
alle, und dann allerdings, da der letzte sich nicht selbst beerdigen kann, hättet ihr diese einmalige Auslage, die euch zu erstatten, so bin ich überzeugt«, sagte John, »er genug zurücklassen würde.
Auf der anderen Seite«, fuhr er fort, »wenn ihr vor unserer Not das Herz verschließt und uns keinerlei Unterstützung gewährt, werden wir von niemandem etwas mit Gewalt erpressen oder stehlen; sondern wenn wir nach Verbrauch von dem wenigen, das wir haben, Hungers sterben, so soll Gottes Wille geschehen.«
Diese vernünftige und beruhigende Rede Johns wirkte so auf die Stadtbewohner, daß sie fortgingen; und obwohl sie keine Zustimmung für ihr Verbleiben dort gaben, belästigten sie sie auch nicht mehr; und unsere armen Freunde konnten dort drei oder vier Tage ohne jede Störung verbringen. In dieser Zeit hatten sie eine Art von entfernter Bekanntschaft mit einem Viktualienhändler am Rande der Stadt geschlossen, dem sie von weitem zuriefen, ihnen dies oder jenes, was sie brauchten, zu bringen, und das sie dann in einiger Entfernung absetzen ließen und immer sehr ehrlich bezahlten.
Während dieser Zeit kamen die jüngeren Leute der Stadt häufig recht nahe heran, und dann standen sie und schauten sie an und sprachen manchmal mit ihnen, über einen bestimmten Zwischenraum hinweg; und sie mußten vor allem die Beobachtung machen, daß gleich am ersten Sabbattage die fremden Menschen ganz zurückgezogen blieben, einen gemeinsamen Gottesdienst hielten und Psalmengesang hören ließen.
Dies und ein ruhiges, unaufdringliches Verhalten trug ihnen allmählich die gute Meinung des Landes ein, und die Leute fingen an, mit ihnen Mitleid zu empfinden und mit Wohlwollen über sie zu sprechen; die Folge davon war, daß an einem sehr nassen, regnerischen Abend ein Gutsbesitzer, der nicht weit weg wohnte, sich veranlaßt fühlte, ihnen einen kleinen Karren mit zwölf Garben oder Bündeln Stroh zu schicken, sowohl für sie selbst, um darauf zu schlafen, wie um ihre Hütten mit einem schützenden Dach zu versehen, das sie trocken hielt. Der Geistliche einer Pfarrgemeinde in der Nähe schickte ihnen, ohne von dem andern zu wissen, auch ungefähr zwei Scheffel Weizen und einen halben Scheffel weißer Bohnen.
Für diese Hilfe waren sie freilich nun sehr dankbar, und besonders das Stroh kam ihnen äußerst gelegen; denn obwohl der erfindungsreiche Zimmermann ihnen Rahmen gemacht hatte, in denen sie wie in Trögen lagen, und sie mit Baumblättern und was sie sonst bekommen konnten anfüllte und ihr ganzes Zelttuch verschnitten hatte, um ihnen Bettdecken zu machen, so lagen sie doch feucht und hart und ungesund, bis dieses Stroh kam, das für sie wie Federbetten war und, wie John sagte, willkommener, als es Federbetten zu einer anderen Zeit gewesen wären.
Nachdem dieser Herr und der Geistliche einmal angefangen und ein Beispiel der Nächstenliebe gegenüber unseren Wanderern gegeben hatten, folgten andere rasch nach, und sie empfingen jeden Tag irgendeine freundliche Gabe dieser oder jener Art von den Leuten, in der Hauptsache jedoch von den Herrschaften, die rundherum in der Gegend wohnten. Manche schickten ihnen Stühle, Hocker, Tische und an Haushaltsgütern, was sie sonst verlauten ließen, daß sie benötigten; manche schickten ihnen Decken und Bettücher, manche schickten Tontöpfe und manche Küchengefäße, um darin Nahrungsmittel zu bestellen.
Durch diese Übung ermutigt, baute ihnen der Zimmermann in wenigen Tagen ein großes schuppenartiges Haus mit einem richtigen Dachstuhl und einem Obergeschoß, in dem sie warm wohnen konnten, denn das Wetter begann Anfang September feucht und kühl zu werden. Aber dieses Haus, mit seinem dichten Strohdach und seinen starken Seitenwänden, hielt die Kälte ziemlich gut ab. An einer Seite errichtete er zudem eine Lehmmauer mit einem Kamin darin, und ein anderer von ihnen setzte unter unsäglichen Mühen einen Schornstein auf den Kamin, damit der Rauch abzog.
Hier lebten sie ruhig und sicher, wenn auch nicht übermäßig bequem, bis zum Anfang September, wo sie die traurige Nachricht hören mußten, ob nun wahr oder nicht, daß die Pest, die in Waltham Abbey auf der einen und in Romford und Brentwood auf der anderen Seite schon sehr grassierte, auch nach Epping gekommen sei und nach Woodford und zu den meisten der Städtchen im Walde, und sie sei, so hieß es, hauptsächlich durch die Hausierer und die Leute, die mit Lebensmitteln zwischen London und dem Lande hin- und hergingen,

Weitere Kostenlose Bücher