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Die Pest Zu London

Die Pest Zu London

Titel: Die Pest Zu London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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eingeschleppt worden.
Wenn das zutraf, war es in offenem Widerspruch zu dem Gerede, das sich später überall in ganz England verbreitete, das ich jedoch, wie ich schon sagte, aus meiner Kenntnis nicht bestätigen kann, nämlich, daß die Marktleute, die Lebensmittel nach London brachten, niemals die Krankheit bekommen oder auf das Land weitergetragen hätten; beides ist, so hat man mir versichert, unwahr.
Es kann sein, daß sie jedoch über Erwarten hinaus bewahrt blieben, ohne daß man von einem Wunder zu sprechen braucht; aber daß so viele gingen und kamen und nicht erfaßt wurden, das bedeutete für die armen Leute von London eine große Ermutigung, und sie wären vollends am Ende gewesen, wenn nicht die Händler, die die Lebensmittel auf die Märkte brachten, sich immer wieder so erstaunlich die Gesundheit bewahrt hätten oder sie zum mindesten mehr bewahrten als vernünftigerweise zu erwarten war.
Für unsere neuen Hausbewohner war nun der Kummer wieder größer, denn die Ortschaften ringsum waren tatsächlich befallen, und schon bekam jeder Angst, den andern auch nur das Notwendigste einkaufen zu lassen, und das machte es für sie sehr knapp, denn sie hatten nun wenig oder nichts, außer was ihnen die hilfsbereiten Herrschaften der Gegend zukommen ließen. Aber sie faßten wieder Mut, als andere Herrschaften, die ihnen bisher nichts geschickt hatten, von ihnen irgendwie zu hören bekamen und ihnen nun auch zu essen schickten, der eine ein großes Schwein, also ein Mastschwein, der andere zwei Schafe, und wieder einer schickte ihnen ein Kalb. Kurz, Fleisch hatten sie genug, und manchmal hatten sie Käse und Milch und all das. Knapp waren sie hauptsächlich mit Brot, denn wenn die Herrschaften ihnen Korn schickten, hatten sie nicht die Möglichkeit, es zu verbacken oder zu mahlen. Aus dem Grunde aßen sie die ersten beiden Scheffel Weizen, die sie geschenkt erhielten, als geröstete Körner, so wie es die alten Israeliten getan hatten, anstatt ihn zu mahlen und Brot daraus zu backen.
Schließlich fanden sie einen Weg, ihr Getreide zu einer Windmühle bei Woodford zu bringen und es dort mahlen zu lassen, und dann baute der Zwieback-Bäcker einen Herd, so tief und trocken, daß er Zwieback-Kuchen einigermaßen gut darin backen konnte; und so kamen sie in die Lage, ohne Unterstützung oder Lieferungen von den Städten leben zu können; und das war gut so, denn die ganze Gegend war wenig später vollkommen verseucht, und gegen 120 Menschen sollen in den naheliegenden Ortschaften gestorben sein, eine erschreckend hohe Zahl für sie.
Hierüber berieten sie sich aufs neue; und jetzt brauchten ja die Städte nicht mehr in Angst zu sein, sie könnten sich in ihrer Nähe festsetzen; sondern im Gegenteil, jetzt hatten verschiedene Familien der ärmeren Bevölkerungsschicht ihre Häuser verlassen und sich Hütten im Walde gebaut, auf die gleiche Art, wie sie es getan hatten. Aber man mußte feststellen, daß einige dieser armen Leute, die so fortgezogen waren, auch in ihren Hütten oder Bretterbuden die Krankheit hatten; der Grund dafür war klar, nämlich: Es lag nicht daran, daß sie ins Freie gezogen waren, sondern daran (1.), daß sie nicht zeitig genug fortgezogen waren; das heißt, sie waren erst gegangen, als sie durch den uneingeschränkten Verkehr mit anderen Menschen, ihren Nachbarn, die Pest schon am Leibe hatten, jedenfalls (soviel wird man sagen können) der eine oder andere von ihnen, und so nahmen sie sie dorthin mit, wo sie hingingen. Oder (2.) es lag daran, daß sie, nachdem sie sich aus der Stadt in Sicherheit gebracht hatten, so unvorsichtig gewesen waren, wieder zurückzukehren und sich unter die Kranken zu mischen.
Aber aus welchem von diesen beiden Gründen es auch gewesen sein mag, als unsere Wanderer erst sahen, daß die Pest nicht nur in den Ortschaften war, sondern in den Hütten und Lauben bei ihnen im Walde, da fingen sie freilich an, sich zu fürchten und an Aufbruch und Abzug zu denken; denn wären sie geblieben, hätten sie ihr Leben in offene Gefahr gebracht.
Man braucht sich nicht zu wundern, daß es sie höchlichst betrübte, den Platz, wo sie so freundlich aufgenommen worden und wo sie mit so viel Menschlichkeit und Nächstenliebe behandelt worden waren, verlassen zu müssen; aber die Notwendigkeit und die Gefahr für ihr Leben, das zu bewahren sie den weiten Weg hinausgekommen waren, gaben den Ausschlag, und sie sahen keine andere Möglichkeit. John jedoch dachte an etwas, das ihnen

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