Die Pest Zu London
vielleicht zunächst weiterhelfen würde, nämlich daß er zuerst dem Herrn, der ihr Hauptwohltäter war, ihre Notlage anvertrauen und um seinen Beistand und Rat ersuchen wolle.
Der gute, liebenswürdige Herr riet ihnen zu, den Ort zu verlassen, sei doch zu befürchten, es könnte ihnen durch das heftige Wüten der Seuche überhaupt jeder Rückzug abgeschnitten werden; aber wohin sie gehen sollten, ihnen da eine Weisung zu geben, fand er sehr schwer. Schließlich fragte ihn John, ob er, da er doch ein Friedensrichter sei, ihnen anderen Friedensrichtern gegenüber, mit denen sie vielleicht zu tun haben würden, ihre Gesundheit bescheinigen wolle, so daß sie, was immer sonst ihnen beschieden sei, jedenfalls nicht zurückgewiesen werden könnten, wo sie nun doch schon so lange von London fort seien. Dies gewährte ihnen Seine Gnaden sofort, und er stellte ihnen amtliche Gesundheitsbescheinigungen aus, aufgrund derer sie frei waren, überall hinzureisen, wo sie wollten.
So hatten sie also ein vollgültiges Gesundheitsattest, das angab, sie seien in einem Ort in der Grafschaft Essex so lange ansässig gewesene, daß nach eingehender Untersuchung und Prüfung und nach einer Absonderung von jeglichem Umgang für mehr als vierzig Tage, ohne daß irgendein Anzeichen der Krankheit zu erkennen sei, sie also folglich als gesunde Menschen angesehen werden müßten und ohne Gefahr überall aufgenommen werden könnten, nachdem sie nunmehr, keineswegs weil irgend etwas bei ihnen oder einem der Ihren auf Ansteckung deute, sondern lediglich aus Angst vor der Pest, die an den Ort so-und-so gelangt sei, ihren Wohnsitz aufgegeben hätten.
Mit diesem Attest machten sie sich auf den Weg, wenn auch mit großem Widerstreben; und da John nicht geneigt war, zu weit fort von daheim zu gehen, zogen sie nach den Marschen bei Waltham. Aber hier trafen sie einen Mann, einen Schleusenwächter scheint es, bei einem Wehr oder Staudamm, der das Wasser für die Lastkähne, die den Fluß hinauf- und hinabfahren, steigen läßt, und der machte ihnen Angst mit Schauergeschichten, daß die Krankheit sich über alle Orte am Fluß und in der Nähe des Flusses ausgebreitet habe; jedenfalls auf der Seite von Middlesex und Hertfordshire; so zum Beispiel sei sie in Waltham, in Waltham Cross, in Enfield und Ware und allen Ortschaften an der Straße; so fürchteten sie sich, dorthin zu gehen, obschon es scheint, der Mann hatte ihnen nur einen Schrecken eingejagt, und es war gar nicht wahr.
Jedoch machte es ihnen Angst, und sie beschlossen, quer durch den Wald nach Romford und Brentwood zu gehen; aber sie hörten, dort seien Leute in Menge, die von London in dieser Richtung geflohen seien und nun den sogenannten Hainault Forst unsicher machten, der sich bis in die Nähe von Romford erstreckte; und diese Leute, ohne Unterhalt oder Bleibe, führten nicht nur ein kümmerliches Leben und litten in Wald und Feld, wo ihnen niemand half, bitterste Not, sondern seien, so hieß es, von dieser Not so zum Äußersten getrieben, daß sie viele Gewalttaten in der Grafschaft verübten, raubten und plünderten und Vieh töteten und dergleichen; und andere hätten sich Hütten und Schlupfwinkel neben der Straße gebaut und bettelten mit einer Aufdringlichkeit, die an freches Fordern grenze; und darum sei die Grafschaft sehr in Unruhe, und man habe einige von ihnen festnehmen müssen.
Dies gab ihnen, einerseits, zu verstehen, daß sie anstelle der Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, die sie dort gefunden hatten, wo sie bislang gewesen waren, nur harte Herzen und verschlossene Türen finden würden; und daß sie, andererseits, überall wo sie hinkämen, verhört werden würden, und daß ihnen von Seiten anderer, die in der gleichen Lage wie sie waren, Gewalttätigkeit drohe.
Nachdem sie das alles erwogen hatten, kehrte John, ihr Hauptmann, im Namen aller zu ihrem guten Freund und Wohltäter zurück, der ihnen immer geholfen hatte, und ihm ihren Fall wahrheitsgemäß darlegend, bat er ehrerbietig um seinen Rat; der riet ihnen ebenso freundlich, wieder ihr altes Quartier zu beziehen, oder wo nicht, nur ein wenig weiter von der Straße wegzuziehen, und er wußte ihnen auch einen geeigneten Platz zu sagen; und da sie bei dieser Jahreszeit – es ging auf Michaeli zu – dringend lieber ein festes Haus zum Obdach wollten als nur Laubhütten, suchten sie, bis sie ein altes verfallenes Haus fanden, das früher einmal ein Jagdhaus oder eine Sommervilla gewesen war, sich aber jetzt in
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