Die Pest Zu London
einem Zustand befand, in dem man es kaum bewohnen konnte, und der Gutsherr, zu dessen Besitz es gehörte, gab seine Zustimmung, daß sie damit anfangen dürften, was sie konnten.
Der erfindungsreiche Schreiner und unter seiner Anleitung alle übrigen machten sich an die Arbeit, und in nur wenigen Tagen hatten sie es soweit instandgesetzt, daß es ihnen allen für den Fall schlechten Wetters Schutz bot; und den alten Kamin und den alten Backofen, die sie darin vorfanden, aber in Trümmern, die stellten sie beide wieder her, so daß sie sie in Gebrauch nehmen konnten, und indem sie an allen Seiten Schuppen und An- und Ausbauten errichteten, hatten sie bald Platz für alle in dem Haus geschaffen.
Was ihnen vor allem fehlte, waren Bretter, um Fensterläden, Fußböden, Türen und noch allerlei anderes zu machen; aber da sie die Gunst des obigen Herrn besaßen und auf diese Weise die Gegend ihnen wohlgesinnt war, und vor allem weil man wußte, daß sie alle wohlauf und kerngesund waren, half ihnen jeder mit dem aus, was er entbehren konnte.
Hier ließen sie sich nun endgültig nieder und beschlossen, nicht mehr fortzuziehen. Sie sahen deutlich, mit welcher schreckhaften Verängstigung man überall in der Grafschaft jedem begegnete, der aus London kam, und daß sie nirgends Zutritt erhalten würden, es sei denn unter den äußersten Schwierigkeiten, jedenfalls keine freundliche Aufnahme und Unterstützung, wie sie sie hier gefunden hatten.
Allerdings, obwohl sie große Hilfe und Unterstützung von den Herrschaften und den Leuten ringsherum fanden, so mußten sie doch vieles erdulden, denn das Wetter wurde im Oktober und im November kalt und feucht, und sie waren an solches Ungemach nicht gewöhnt; so erkälteten sie sich die Glieder und wurden krank, aber die Pest bekam keiner; und so kehrten sie etwa im Dezember wieder nach Hause in die Stadt zurück.
Ich bringe diese Geschichte so ausführlich, vor allem um Rechenschaft zu geben, was aus der großen Zahl von Leuten wurde, die, gleich nachdem die Krankheit nachgelassen hatte, wieder in der Stadt erschienen; denn, wie ich berichtet habe, sehr viele von denen, die vermögend waren und auf dem Lande ein Ausweichquartier besaßen, waren dort hingeflohen. Ebenso waren, als das Wüten der Pest sich so schrecklich steigerte, wie ich es schilderte, die Bürger des Mittelstands, die keine Freunde hatten, überallhin auf das Land geflohen und blieben, wo sie nur unterkommen konnten, ob sie nun Geld hatten, um sich zu versorgen, oder nicht. Die, die Geld hatten, flohen immer am weitesten fort, weil sie in der Lage waren, ihren Unterhalt zu bestreiten; aber die, die mittellos waren, litten, wie ich schon sagte, großen Mangel und gingen oft notgedrungen dazu über, ihren Bedarf auf Kosten des Landes zu decken. Auf diese Weise wurde das Land von ihnen in große Unruhe versetzt, und manchmal wurden sie festgenommen, wenn man dann freilich auch kaum wußte, was man mit ihnen machen sollte und immer sehr zurückhaltend war, sie zu bestrafen, aber oft zwang man sie auch von einem Ort zum andern, bis sie wieder nach London zurückkehren mußten.
Ich habe, seit ich diese Geschichte von John und seinem Bruder kannte, weiter herumgehört und erfahren, daß eine Menge von den armen, bedrängten Menschen, wie oben, nach jeder Richtung aufs Land geflohen waren; und manche von ihnen hatten kleine Schuppen und Scheunen und Vorwerke, um darin zu leben; und sie haben sehr viel Entgegenkommen von den Landbewohnern finden können und besonders, wenn sie eine auch nur notdürftig zufriedenstellende Auskunft über sich geben konnten und vor allem, wenn sie nicht zu spät von London aufgebrochen waren.
Andere wiederum, und ihre Zahl war groß, bauten sich kleine Hütten und Notwohnungen in den Feldern und Wäldern, oder lebten wie Einsiedler in Höhlen und Erdlöchern oder sonst an einem Platz, den sie finden konnten, und sie litten dort, das ist sicher, große Not, so sehr, daß viele von ihnen wieder umkehren mußten, wie groß auch immer die Gefahr war; und so fanden sich diese kleinen Hütten oft leer, und die Landleute nahmen an, daß ihre Bewohner tot, an der Pest gestorben, darin lägen, und wagten sich aus Furcht nicht in die Nähe, nein, noch eine ganze Zeit nicht; und es ist auch gar nicht unwahrscheinlich, daß mancher von den unglücklichen Herumirrenden so ganz allein gestorben sein mag, manchmal vielleicht einfach aus Mangel an Hilfe, so wie man zum Beispiel in einer solchen Hütte einen
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