Die Pest Zu London
in wenigen Minuten unseren Marsch antreten.«
KONSTABLER: »Was verlangt ihr denn von uns?«
JOHN: »Zuerst wollten wir nichts von euch, als durch die Stadt hindurchgelassen zu werden; wir hätten keinem etwas zuleide getan, und es wäre euch nichts verlorengegangen oder abhanden gekommen. Wir sind keine Diebe, sondern arme Menschen in Not und auf der Flucht vor der schrecklichen Pest in London, die jede Woche Tausende verschlingt. Wir verstehen nicht, wie ihr so unbarmherzig sein könnt.«
KONSTABLER: »Die Selbsterhaltung zwingt uns dazu.«
JOHN: »Wie! All euer Mitgefühl in einem solchen Notfall wie diesem zu ertöten?«
KONSTABLER: »Nun gut, wenn ihr den Weg über die Felder zu eurer Linken nehmen wollt und auf jener Seite hinter der Stadt herumgehen wollt, dann will ich mich bemühen, euch die Tore öffnen zu lassen.«
JOHN: »Dort können unsere Pferdeknechte nicht mit dem Gepäck durchkommen; und es führt nicht auf die Straße, die wir gehen wollen, und warum sollten wir uns von euch von der Straße abbringen lassen? Außerdem, jetzt habt ihr uns hier den ganzen Tag aufgehalten, nur mit dem zu essen, was wir selbst mitgebracht haben. Ich finde, ihr solltet uns etwas zum Essen schicken, zu unserer Sättigung.«
KONSTABLER: »Wenn ihr anderswohin geht, schicken wir euch etwas.«
JOHN: »Das würde dazu führen, daß alle Städte in der Grafschaft ihre Wege vor uns versperren.«
KONSTABLER: »Wenn sie alle euch Lebensmittel liefern, was hättet ihr zu leiden? Ich sehe, daß ihr Zelte habt; ihr braucht keine Unterkünfte.«
JOHN: »Gut, wieviel Lebensmittel wollt ihr uns schicken?«
KONSTABLER: »Wieviele seid ihr?«
JOHN: »Wir wollen ja gar nicht soviel, daß es für uns alle reicht; wir sind in drei Gruppen. Wenn ihr uns Brot für zwanzig Mann und für ungefähr sechs oder sieben Frauen für drei Tage schickt und uns den Weg über das Feld, von dem Ihr sprecht, zeigen wollt, dann wünschen wir nicht, eure Leute unsertwegen in Furcht zu versetzen; wir werden den Umweg auf uns nehmen, um uns gefällig zu erweisen, obwohl wir so frei von der Seuche sind wie ihr.«
KONSTABLER: »Und wollt Ihr uns versichern, daß Eure übrigen Leute uns nicht von neuem belästigen?«
JOHN: »Nein, nein, darauf könnt ihr euch verlassen.«
KONSTABLER: »Ihr müßt Euch auch verpflichten, daß keiner Eurer Leute einen Schritt näher kommt als bis da, wo die Lebensmittel, die wir euch schicken, niedergelegt werden.«
JOHN: »Nehmt mein Wort, daß wir es nicht tun werden.«
Und so schickten sie dann zwanzig Laibe Brot und zwei oder drei große Stücke gutes Rindfleisch dorthin und öffneten ihnen einige Tore, daß sie hindurchgehen konnten, aber keiner in der Stadt hatte den Mut, auch nur hinauszuschauen und sie abziehen zu sehen, und da es Abend war, hätte niemand, auch wenn er hingeschaut hätte, erkennen können, wie wenige sie waren.
Dies hatte John der Soldat zuwege gebracht. Aber es flößte der Grafschaft einen solchen Schrecken ein, daß, wären sie wirklich zwei- oder dreihundert gewesen, die ganze Grafschaft gegen sie in Waffen aufgestanden wäre und sie eingekerkert oder ihnen den Schädel eingeschlagen hätte.
Dies wurde ihnen bald zum Bewußtsein gebracht, denn zwei Tage später trafen sie verschiedene Trupps, zu Pferde und auch zu Fuß, die unterwegs waren, drei Kompanien von, wie sie sagten, mit Musketen bewaffneten Männern zu verfolgen, die aus London ausgebrochen seien und die Pest am Leibe hätten und nicht nur die Seuche unter dem Volk verbreiteten, sondern das Land plünderten.
Als sie nun sahen, was die Folgen ihres Handelns waren, begriffen sie sogleich die Gefahr, in der sie schwebten, und beschlossen deshalb, auch auf den Rat von John dem Soldaten, sich wieder zu teilen. John und seine zwei Kumpane, mit dem Pferd, gingen fort, als ob nach Altham hin; die anderen gingen in zwei Gruppen, aber alle ein wenig auseinander, nach Epping.
Die erste Nacht lagerten sie alle im Walde und nicht weit voneinander entfernt, aber ohne das Zelt aufzuschlagen, damit das sie nicht verrate. Dafür machte sich Richard mit Axt und Beil an die Arbeit und baute aus Zweigen, die er von den Bäumen hieb, drei Zelte oder Laubhütten, in denen sie alle mit soviel Bequemlichkeit, wie sie dabei erwarten konnten, die Nacht verbrachten.
Die Lebensmittel, die sie aus Walthamstow hatten, gaben ihnen an diesem Abend reichliche Sättigung; und was den nächsten Tag anging, so überließen sie das der Vorsehung.
Sie waren unter des alten
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