Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Pestärztin

Titel: Die Pestärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
hätte.
    »Fragt sich nur wohin«, meinte Clemens, der Lucia belustigt von den Entwicklungen im Hause Ben Jakov erzählte. »Solange der Herzog Elisabeth auf der Burg gefangen hält, wird Adrian sich nicht aus der Gegend wegrühren. Ich weiß nicht, was er sich einbildet. Selbst wenn er sein Schwert wieder wie einst zu führen vermöchte - er könnte doch nicht ganz allein die Burg angreifen und die Frau entführen!«
    »Nun warten wir erst mal ab, wie der König von Sizilien reagiert«, antwortete Lucia zuversichtlich. »Ich glaube nicht, dass er Elisabeth einfach ihrem Schicksal überlässt. Sie hat so liebevolle Erinnerungen an ihn, er ist ihr sicher immer noch sehr zugetan.«
    Clemens zuckte die Schultern. »Selbst wenn es so sein sollte, Wunder wirken kann er auch nicht. Sie ist nun mal die Gattin des Herrn Stephan. Und selbst wenn unsere jüdischen Freunde die Post schneller befördern, als ein herzoglicher Bote es könnte - der Brief wird dennoch wochenlang unterwegs sein. Ich hoffe, Elisabeth tut sich nicht inzwischen etwas an. Genau das nämlich befürchtet Herr Adrian und denkt über die abenteuerlichsten Möglichkeiten nach, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    »Das ginge höchstens über die Wachsoldaten«, meinte Lucia und half ihrem Mann, neue Tinkturen und Salben in seine Tasche zu packen. Sie ging ihm inzwischen bei der Zubereitung der verschiedensten Mischungen zur Hand und war auch mit der Herstellung der Haschischschwämmchen vertraut. Dennoch langweilte sie sich, während er in der Stadt war und mit dem jüdischen Arzt arbeitete. Sie wusste beinahe so viel über Medizin wie er. Die neuen Schriftrollen hatten wahre Offenbarungen enthalten! Doch während Clemens Patienten behandeln durfte, saß sie allein auf der Burg. »Aber der Herzog lässt jeden Tag die Wache wechseln.«
    Clemens lachte. »Wusste ich doch, dass du da vorgefühlt hast, meine Geliebte! Wir alle werden uns gedulden müssen!«
 
    Elisabeth war seit drei Monaten eingesperrt, und Adrian machte in seinem heimlichen Unterschlupf erste Übungen mit dem Schwert, als tatsächlich ein Bote des Königs von Sizilien eintraf. Dabei hatte niemand mit einer so schnellen Reaktion gerechnet: Die Juden hatten für den Transport der Nachricht nicht einmal sechs Wochen gebraucht, und der König musste den Boten mit seiner Antwort noch am Tag des Erhalts auf den Weg geschickt haben.
    Nun stand der junge Ritter vor dem Herzog, und Frau Margarethes aufgeregte Zöglinge tuschelten darüber, wer es war. Lucia, die kurz nach seiner Ankunft ebenfalls vor den Herzog zitiert wurde, erkannte zu ihrer Überraschung Dietmar von Thüringen. Er zwinkerte ihr in seiner unnachahmlich frechen Art zu, als sie sich vor Herrn Stephan verbeugte.
    »Frau Lucia«, bemerkte der Herzog unwillig. »Ich habe einen Auftrag für Euch. Diesen Ritter schickt der König von Sizilien, der Vater meiner Gattin. Er ist besorgt über ihren Verbleib und verlangt von mir einen Nachweis darüber, dass sie noch unter den Lebenden weilt. Ich weigere mich allerdings, Herrn Dietmar zu ihr zu lassen. Die Gründe werden Euch sicher einleuchten. Denn auch, wenn Herr Dietmar unzweifelhaft von hoher Ehre ist - Elisabeth ist es nicht. Ich kann und will nicht verantworten, dass ihr der nächste Ritter verfällt und irgendetwas anstellt, um sie aus ihrer verdienten Lage zu befreien. Nun habe ich ihm angeboten, die Herzogin Margarethe als Zeugin zu benennen, aber das lehnt er ab. Er fordert eine >Freundin< der Herzogin, was natürlich eine Frechheit ist. Die Herzogin Margarethe und meine Gattin sind nicht verfeindet.«
    Lucia hätte beinahe gelacht. Dietmar grinste unverblümt.
    »Könntet Ihr Euch mit Frau Lucia als Eure Abgesandte anfreunden?«, fragte ihn der Herzog, ohne darauf einzugehen. »Sie war wohl ausreichend mit meiner Gattin verschworen.«
    »Herr Stephan, ich war nie ...«, setzte Lucia zu ihrer Verteidigung an, doch der Herzog winkte ab.
    »Spart Euch das, ich kenne die Weiber. Also, Herr Dietmar ...«
    Dietmar von Thüringen nickte würdevoll. »Wenn Ihr Frau Lucia mit Eurer Gattin sprechen lasst, so werde ich ihr Wort an den König übermitteln.«
    Der Herzog machte eine Handbewegung, als wolle er die beiden davonscheuchen. »Nun, dann macht zu! Geht hin, Frau Lucia, und vergewissert Euch, dass sie lebt, ihr Tun bereut und ihr Schicksal in Würde annimmt. Ihr habt eine Stunde Zeit.«
 
    Lucia ließ sich das nicht zweimal sagen. Allerdings musste erst die Herzoginmutter geholt

Weitere Kostenlose Bücher