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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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einem Sarg in die Erde gesenkt wurde.
    Es läutete an der Tür. Ich schaute auf die Uhr im Büro – 18.30 Uhr. Finian würde annehmen, dass ich drüben im Haus war, wofür er einen Schlüssel hatte. Es sei denn, er war Hals über Kopf aufgebrochen und hatte den falschen Schlüsselbund eingesteckt.
    Ich ging nach vorn zur Haustür und öffnete. Draußen stand Darren Byrne. Sein Haar hatte dieses künstlich zerzauste Aussehen, als wäre es mit einem schwarzen Filzstift auf seinen Kopf gekritzelt worden – eine Mode, von der ich bei ihrem Auftauchen gehofft hatte, sie würde rasch vorbei sein, die sich jedoch als ärgerlich hartnäckig erwies. Sein Gesicht war leichenblass und pockennarbig wie ein Bimsstein. Seine Augen waren grau, die Lippen farblos und zu einem spöttischen Grinsen verzogen.
    »Was zum Teufel wollen Sie?«, fragte ich.
    »Wie ich höre, macht es Ihr Vater nicht mehr lange. Ich möchte Ihnen die Gelegenheit geben, ein paar Worte über ihn zu sagen.« Sein Atem roch stark nach Zigaretten.
    Ich begann die Tür zu schließen.
    »Das würde ich nicht tun«, sagte er und stellte den Fuß auf die Schwelle. »Sie werden wohl kaum wollen, dass ihr Vater als etwas anderes als ein fürsorglicher Familienmensch dargestellt wird.«
    »Wovon reden Sie?«
    »P.V. Bowe hat eine sehr populäre Fernsehfigur verkörpert; es wird ein großes öffentliches Interesse an seinem Tod geben. Man wird Fotos machen bei der Beerdigung – von anderen Darstellern aus der Serie, verschiedenen Prominenten, der trauernden Familie. Aber wir könnten ein bestimmtes Foto nehmen – und veröffentlichen, und es wird nicht die trauernde Witwe darauf sein, falls Sie wissen, was ich meine.«
    »Wie können Sie es wagen!«
    »Es liegt bei Ihnen. Sie lassen mich ins Haus, wir plaudern über Ihre liebevollen Erinnerungen an Ihren berühmten Vater, und meine Zeitung bringt das Interview, sobald die traurige Nachricht verkündet wird – oder wir machen es auf die andere Tour und schieben einen Artikel über ›Frauen, die weinen, aber nicht trauern dürfen‹ hinterher. Ja, das hört sich gut an.« Er begann, ins Haus zu drängen.
    »Machen Sie, dass Sie rauskommen«, rief ich und stieß ihn in die Brust.
    »Nehmen Sie Ihre Pfoten von mir«, fauchte er und schlug mir auf den Arm. Es tat weh. Er drängte weiter herein.
    In diesem Augenblick fuhr Finian in seinem Range Rover vor. Byrne trat den Rückzug an und ging schnellen Schritts zu seinem Wagen.
    Ich lief schnell zu Finian, als er ausstieg. Er sah, dass etwas nicht stimmte.
    »Byrne hat versucht, mich zu erpressen«, krächzte ich. Mein Mund war trocken vor Wut.
    Finian stellte sich vor Byrnes Wagen, als dieser rückwärts aus der Einfahrt fuhr; Byrne hielt auf ihn zu, musste aber bremsen, als Finian sich weigerte, beiseite zu gehen. Finian lief zur Fahrertür und griff durch das offene Fenster hinein, aber Byrne gab wieder Gas und schleifte ihn mit, bis er ins Stolpern geriet und loslassen musste.
    Byrne raste auf die Straße hinaus und bog links, in Richtung Dublin, ab. Erst jetzt bemerkte ich, dass er einen schwarzen Honda Civic mit Alufelgen fuhr.
    Ich lief zu Finian und half ihm auf die Beine. »Komm, wir fahren ihm nach«, sagte ich. »Er kann nicht an der Straßensperre vorbei.«
    »Doch, das kann er«, sagte Finian. »Die Quarantäne wurde soeben aufgehoben.«
    Wir gingen ins Haus, und ich hielt Finians Hand unter den Wasserhahn, um die Schürfwunde in der Handfläche zu säubern. Während er sie trocken tupfte, rekonstruierten wir gemeinsam das Kennzeichen, und ich notierte es auf einen Zettel. Dann versuchte ich, Gallagher zu erreichen, aber sein Handy war nicht auf Empfang.
    »Die Polizei durchstöbert ein Gebiet stromaufwärts von Brookfield; vielleicht ist er dorthin gefahren, um nachzusehen, wie es läuft«, sagte Finian. »Dort oben ist ein Funkloch für Handys.«
    »Ja, natürlich. Er hat mir erzählt, dass er hinfährt.« Durch die Ereignisse der letzten Stunde hatte ich es völlig vergessen. »Wo genau suchen sie?«
    »Dort, wo früher einmal dieser alte Landsitz war. Sie haben mich gefragt, ob ein Teil der Suchmannschaft durch den Garten ans andere Ufer gehen darf.«
    »Lass uns einfach ins Pflegeheim fahren. Ich schicke Gallagher von unterwegs eine SMS. Fährst du?«
    »Natürlich. Aber ich kenne einen Weg nach Summerhill, der uns an dem Landsitz vorbeiführt, falls du Gallagher kurz sprechen willst.«
    »Hm ... okay, dann lass uns das erst tun.«
    Später fragte ich

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