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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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mich, wieso ich es aufgeschoben hatte, meinen Vater sofort zu besuchen. Und ich glaube, nachdem ich so lange daran gewöhnt gewesen war, eine Nicht-Person zu besuchen, brauchte ich paradoxerweise ein wenig Zeit, um den Vater in Gedanken wieder zum Leben zu erwecken, den ich in Kürze verlieren sollte.
    Wir fanden Gallagher in einem verwilderten Stück Parklandschaft, wo prächtige alte Bäume von Brombeerbüschen, Schösslingen und Brennnesseln umzingelt wurden. Beamte der Spurensicherung in weißen Overalls und blauen Schuhschützern durchkämmten das Gestrüpp und stocherten im Unterholz entlang des Bachs, während ein paar hiesige Polizisten in Hemdsärmeln und hohen Stiefeln durch den Flusslauf stapften und mit gesenktem Kopf den Grund absuchten. Mücken schwirrten im Abendlicht um sie herum.
    »Der Junge hat das Messer im Stamm von diesem Baum dort gefunden«, sagte Gallagher. »Der Griff ragte gerade noch sichtbar aus einem Astloch – dort, wo die Leiter steht.« Die Beamten hatten eine Leiter an eine Seite des Baums gelehnt. »Wenn er sich nicht an den Ast darüber gehängt hätte, wäre es nicht ans Licht gekommen.«
    »Warum hat es der Mörder nicht in den Bach geworfen?«, fragte Finian.
    »Er wollte nicht, dass es bei seinem Opfer gefunden wird, nehme ich an. Und er konnte nicht wissen, dass die Leiche sehr weit abtreiben würde. Wir suchen nach etwaigen anderen Spuren, aber falls die Frau hier in der Nähe abgeschlachtet wurde, wird der heftige Regen wahrscheinlich alles Blut weggespült haben … « Er bemerkte, dass ich einen durchsichtigen Plastikbeutel neben ihm ansah, der dem Anschein nach voller Müll war. »Nur, was man an allen schönen Flecken in Irland so findet: Bierdosen, gebrauchte Kondome und Wegwerfwindeln. Der ganze Prunk des Lebens. Was werden die Archäologen der Zukunft wohl daraus lesen?« Er schlug sich mit der flachen Hand an den Hals. »Verdammte Biester. Also, was führt Sie hierher?«
    Wir erklärten, was passiert war.
    »Tut mir sehr leid, das von Ihrem Vater zu hören, Illaun. Er war ein großartiger Schauspieler, und ein sehr netter Mensch, nach allem, was man hört.«
    »Danke.«
    »Ein Honda Civic, sagen Sie? Da war doch was, oder?«
    »Es war derselbe, den ich von meinem Haus wegfahren sah, als man mir das Benzin ins Wohnzimmer geschüttet hat, und derselbe, der mich gestern versucht hat zu überfahren.«
    »Aber der war als gestohlen gemeldet – Eamon!«
    Sergeant Doyle kam in blauem Hemd und Schildmütze hinter dem Gestrüpp hervor.
    »Es geht um Darren Byrnes Wagen, einen Civic. War das der, der am Montagabend als gestohlen gemeldet wurde?«
    Doyle schob sich die Mütze in den Nacken und kratzte sich am Hals. »Das stimmt. Wir haben ihn gestern Nachmittag verlassen auf einer Wiese vorgefunden, kurz nachdem er in den Vorfall mit Miss Bowe hier verwickelt gewesen war. Wir ermitteln in alle Richtungen, was die Täter angeht.«
    »Die Täter?«, fragte Gallagher.
    »Jugendliche, die sich Autos für eine Spritztour ›leihen‹. Dieses spezielle Modell ist eines ihrer Favoriten.«
    »Heute Abend saß er jedenfalls selbst am Steuer«, sagte Finian. »Und ich muss es wissen. Er hätte mich beinahe überfahren.«
    »Und ich glaube, wir können davon ausgehen, dass er es bei den anderen Gelegenheiten ebenfalls selbst gefahren hat«, fügte ich an. »Als er den Schlüssel zum Kulturerbezentrum gestohlen hat, und als er versucht hat, mich über den Haufen zu fahren, weil ich ihn bei Daisy McKeever verpetzt hatte.«
    Doyle schaute perplex drein.
    »Ich bin auch Miss Bowes Ansicht, Eamon«, sagte Gallagher. »Ich glaube, du solltest dir die Zulassungsnummer besorgen und ihn zur Fahndung ausschreiben.«
    »Wir haben das Kennzeichen notiert«, sagte Finian. »Ich habe den Zettel im Wagen. Ich gehe rasch und hole ihn.«
    »Danke. Und wenn Sie zurückkommen, würde ich gern ein paar Worte über den Mordfall mit Ihnen wechseln«, sagte Gallagher ziemlich pointiert.
    Finian war verblüfft. »Mit mir – worüber?«
    »Ich will versuchen, Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, falls Sie in der letzten Woche etwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges gesehen haben. Die Leiche scheint hier zerstückelt worden zu sein, vielleicht fand sogar der Mord hier statt, deshalb werden wir alle Leute befragen, die in der Nähe wohnen. Und da kann ich ebenso gut mit Ihnen anfangen.«
    Finian sah mich an, zuckte die Achseln und ging, die Autonummer zu holen. Gallaghers Vorgehen war zweifellos reine

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