Die Pestglocke
Krankenhaus.«
»Dort war er auch«, sagte ich. »Wir müssen ihn wieder zurückbringen.«
»Was war das mit dem Sarg?«, fragte Malcolm.
»Deshalb habe ich Sie vorhin nach der Gefahr durch Ansteckung aus Bleisärgen gefragt. Der Mann hier ist heute Mittag vom Inhalt eines solchen Sarges übergossen worden.«
Malcolms sonst jungenhaftes Gesicht verdüsterte sich.
»Ich rufe einen Krankenwagen«, sagte Finian.
»Nein, es wäre vielleicht besser, wenn Malcolm direkt mit dem Krankenhaus spricht. Dann wissen sie, was sie erwartet. Hol du ihm eine Decke.«
Finian lief ins Haus. Malcolm zog sein Handy hervor und ließ sich von der Vermittlung zum St.-Loman-Hospital durchstellen.
Terry hatte einen weiteren Hustenanfall, der ihm die Augen tränen ließ. Ich wartete, bis es vorbei war, dann kniete ich erneut neben ihm nieder.
»Wieso sind Sie hierhergekommen, Terry? Sie hätten im Krankenhaus bleiben sollen.«
»Hab Peggy getroffen … die sagte, Sie sind hier ...« Er begann heiser zu singen: »Yes, I met with pretty Peggy-o .«
Als ihm die Puste ausging, hörte ich, wie Malcolm mit jemandem von der Aufnahme im St. Lo-man sprach. Er empfahl die Unterbringung in einem Gitterbett und bat darum, dass man Terrys Blut auf das Vorhandensein von Yersinia pestis untersuchte – den Erreger, der für die Beulenpest verantwortlich ist.
Terry gewann irgendwoher neue Kraft, stützte sich auf die Ellenbogen und begann »Carrickfergus« zu grölen.
»Bin heute betrunken und nüchtern kaum je, ein hübscher, rastloser Wandergesell ... doch nun bin ich krank, gezählt meine Tage, lebt wohl mein Freunde, bald fahr ich zur Höll« ...
Er sackte wieder zurück auf den Boden und packte meinen Arm dabei. »Ich muss Ihnen etwas erzählen ... aber unterwegs hab ich ein paar Whiskeys ge …« Er lächelte schwach, dann schloss er die Augen und döste weg, der Kiefer klappte ihm herunter. Ich bemerkte Blutsprenkel in den klebrigen Speichelfäden an seinen Lippen.
Finian traf mit einer Decke und einem Kissen ein. Malcolm hatte sein Gespräch beendet und hielt einen Daumen nach oben.
Das Gras war feucht. Ich schüttelte Terry an den Schultern. »Terry, können Sie aufstehen? Es wäre besser, wenn Sie sich auf einen Stuhl setzen würden. Die Ambulanz muss bald hier sein.«
Er machte die Augen auf. »Ich bleib lieber hier«, brummte er. »Wenn ich aufsteh, wird mir schlecht.«
Ich nickte Finian zu, und er gab Malcolm das Kissen, der es unter Terrys Kopf schob, während Finian die Decke über ihn breitete. Terry machte die Augen wieder zu.
»Was wollten Sie mir erzählen, Terry?«
Keine Reaktion. Ich beschloss, ihn in Ruhe zu lassen.
Wir setzten uns auf die Stufen des Sommerhauses.
»Worauf haben sie ihn im Krankenhaus getestet, wissen Sie das?«, fragte Malcolm.
»Leptospirosen und Hepatitis A«, antwortete ich.
»Es wird eine Weile dauern, bis sich in seinem Blut Kulturen gebildet haben werden«, sagte Malcolm. »Aber bis morgen Abend müsste sich alles von Bedeutung bemerkbar machen.«
»Was keiner von euch ausspricht, ist, dass es Pest sein könnte«, sagte Finian und sah mich an. Er schüttelte den Kopf. »Und dennoch bist du das Risiko eingegangen, Proben von dem Zeug zu nehmen.«
»Tsstss ...«, zischte Malcolm missbilligend. »Finian hat recht. Das war nicht sehr klug, Illaun.« Er wandte sich an Finian. »Das Gute daran ist nur, wenn es Pest ist, kann man sie behandeln.«
Einen Moment lang kam ich mir vor wie ein kleines Mädchen unter Erwachsenen.
»Die Beulenpest zumindest«, warf ich ein.
»Aber die war es ja wohl, die man als den Schwarzen Tod bezeichnete, oder?«, sagte Malcolm ein wenig herablassend.
Ich kam nicht dazu, etwas zu erwidern. Hinter den Bäumen flackerten die blauen Lichter einer Ambulanz, die ohne Sirene auf das Haus zufuhr. Sie hatten weniger als zehn Minuten gebraucht.
Finian ging, um die Mannschaft zu begrüßen, und bald waren die Sanitäter auf dem Rasen und hoben Terry auf eine Trage. Die Bewegung weckte ihn, und als sie an uns vorbeikamen, hob er den Kopf und begann zu mir zu sprechen, aber seine Stimme war sehr schwach. Ich bat die Sanitäter, kurz anzuhalten, und trat näher heran.
»Es ist nicht das, was Sie glauben«, krächzte er mit schwerer Zunge. Ein Ausdruck von Angst lag in seinen Augen. Ich ging so nahe heran, wie ich mich traute. Seine Stimme verebbte zu einem kaum vernehmbaren Flüstern. »Es ist schlimmer … viel schlimmer.«
8. Kapitel
L asst uns ins Haus gehen«, sagte
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