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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Finian. »Ich glaube, wir könnten alle noch einen Drink vertragen.«
    Wir marschierten über den Hof in den Wintergarten, der von der Tageswärme noch angenehm temperiert war. Finian schlug vor, dass wir unseren Schlaftrunk dort zu uns nahmen. Er fragte nach unseren Wünschen und ging die Drinks holen, während Malcolm und ich uns in Bambussesseln niederließen.
    Plötzlich hörten wir Arthurs Stock über den Holzboden im Haus hämmern.
    »Was war da eben los?«, fragte er und kam in den Wintergarten, blieb aber stehen. Er hatte seinen grünen Pyjama in eine Reiterhose gestopft, die roten Hosenträger hingen herunter.
    »Setzt du dich nicht zu uns?«, fragte ich.
    »Nein, danke. Ich wollte gerade ins Bett gehen, als ich das Blaulicht des Rettungswagens gesehen habe. Ich dachte, er kommt wegen mir.«
    Malcolm und ich lachten.
    »Einer aus meinem Ausgrabungsteam hat uns einen Besuch abgestattet und ist krank geworden«, sagte ich. »Wir waren der Ansicht, wir sollten ihn ins Krankenhaus bringen.«
    »Noch ein kleines Drama, was?«
    »Ja, davon hatten Sie heute alle mehr als genug«, sagte Malcolm.
    Arthur sah mir ins Gesicht. »Hat dir Finian erzählt, was passiert ist?«
    »Ja. Muss ein ganz schöner Schock gewesen sein.«
    »Ich glaube, in meinem Alter schockiert einen so leicht nichts mehr. Mich hat es eher aus der Fassung gebracht, dass das arme Kind ertrunken ist. Wusste wahrscheinlich nicht, wie gefährlich selbst ein Bach sein kann.«
    Malcolm murmelte eine Art Zustimmung, und Arthur wandte sich zum Gehen; aber dann drehte er sich noch einmal um und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Kein Wunder, dass er dich heute Abend vor mir versteckt hat. Du siehst sehr verführerisch aus in Rosa.« Er blinzelte mir zu und nickte in Richtung der Schlafzimmer: »Wie wär's?«
    »Nicht wenn Gäste im Haus sind«, sagte ich kokett.
    Arthur lachte dröhnend und stapfte zurück ins Haus.
    »Er scheint das Erlebnis gut verdaut zu haben«, sagte ich zu Malcolm.
    »Er scheint ein zäher alter Knochen zu sein. Und es macht ihm die Sache vermutlich leichter, wenn er annimmt, dass die Frau bei einem Unfall ertrunken ist.«
    »Was wollen Sie damit sagen – dass es kein Unfall war?«
    »Ich will sagen, dass sie nicht ertrunken ist.«
    »Sie meinen, ihre Leiche wurde in den Bach geworfen, nachdem sie gestorben war?«
    »Nachdem sie ermordet wurde, um genau zu sein.«
    Finian kam mit den Getränken auf einem Tablett zurück. »Aha, sie wurde also doch ermordet«, sagte er und teilte aus: einen Gin Tonic für Malcolm, ein stilles Wasser für mich und ein Glas Banyuls für ihn selbst.
    Malcolm ließ den Blick über die Fenster des Wintergartens wandern, als wollte er nachsehen, ob draußen jemand lauschte. »Das muss aber unbedingt unter uns bleiben, ja?«
    »Natürlich«, sagten wir wie aus einem Mund.
    »Die Sache könnte nämlich politisch ziemlich explosiv werden. Vor allem hier in Castleboyne.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die tote Frau ist höchstwahrscheinlich Afrikanerin. Wenn sie noch länger im Bach gelegen hätte, wäre es schwieriger geworden, ihre Rasse zu bestimmen. Die äußere Hautschicht, die das Melanin enthält, löste sich bereits ab und nahm das Pigment mit sich.«
    »Sie ist also schwarz. Aber was macht Sie so sicher, dass sie Afrikanerin ist?«
    »Die Art, wie sie getötet wurde, beziehungsweise was geschah, nachdem sie tot war. Es ist unwahrscheinlich, dass jemand von außerhalb der afrikanischen Gemeinde für diesen Zweck ausgewählt wurde. Der Kopf, die Hände, Brüste und Genitalien wurden abgetrennt, verstehen Sie – und was am verräterischsten ist, der Atlas wurde entfernt, also der oberste Halswirbel, der den Schädel mit der Wirbelsäule verbindet. Er wird besonders geschätzt, weil er die Stärke hat, den Kopf zu tragen.«
    »Geschätzt? Von wem geschätzt?«, fragte Finian.
    »Von der Sorte Menschen, die Körperteile sammeln, um Medizin daraus zu machen.«
    »Großer Gott«, sagte Finian. »Wie bei Zauberei und Voodoo?«
    »Ja. Ich glaube, wir könnten es mit einem Muti-Mord zu tun haben. Erinnern Sie sich an den Torso dieses Jungen in der Themse vor ein paar Jahren? Man nahm an, dass er zu diesem Zweck getötet wurde. Die nachfolgende Ermittlung erstreckte sich auf Großbritannien, Irland, Deutschland und Nigeria. Als Folge von diesem und ein paar anderen verdächtigen Fällen hier, hat mich das Justizministerium zu einem Seminar nach Südafrika geschickt, damit ich ein bisschen mehr darüber lerne. Es

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