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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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ist nicht so, als würden Afrikaner mehr zu Mord neigen als wir; es ist nur so, dass sie nun in größerer Zahl zu uns kommen, und uns diese Muti-Geschichte deshalb häufiger begegnet.«
    »Aber wieso deuten Sie an, das Ganze könnte politische Auswirkungen haben?«, fragte ich. »Ich weiß, wir hatten vor ein paar Monaten einige rassistisch motivierte Zwischenfälle in der Stadt, aber wenn es ein Ritualmord war, dann hat er mit Rassismus nichts zu tun.« Nach der Abschiebung einer Reihe von Asylbewerbern war eine gemischtrassige Demonstrantengruppe von Jugendlichen mit Steinen und Flaschen angegriffen worden, und in eine Anzahl von Häusern waren Benzinbomben geflogen.
    »Weil Leute, denen die Einwanderung jetzt schon nicht passt, ihren Tod dahingehend ausnutzen könnten, nach einer weiteren Verschärfung des Einwanderungsrechts zu rufen. Oder es kommt zu einem neuerlichen Ausbruch von Gewalt.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wer das Opfer ist?«, sagte Finian.
    »Nein. Und wir haben keine Zähne, die wir mit zahnärztlichen Unterlagen vergleichen könnten, keine Fingerabdrücke für einen Abgleich mit der Datenbank der Asylsuchenden, keine besonderen Merkmale oder Tätowierungen, und die inneren Organe waren schon zu stark verwest, als dass sie uns noch etwas verraten könnten. Es gibt allerdings eine merkwürdige Sache. Ihre Zehennägel waren lackiert, aber nicht alle. Der mittlere Zeh an beiden Füßen war ausgelassen.« Er sah mich an. »Kein Modetrend, von dem ich schon einmal gehört hätte.«
    »Nein. Eine persönliche Marotte, würde ich sagen. Welcher Ton?«
    »Ton? Ach so – Purpur. Wir halten diese Informationen bislang vor der Presse zurück. Es könnte für die Ermittlung nützlich sein.«
    »Wie lange hatte die Leiche im Wasser gelegen?«, fragte ich.
    Malcolm schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen. Der Bach ist ziemlich flach, sie war also auch dem warmen Wetter und dem Befall durch Insekten ausgesetzt. Außerdem dürften ihre grauenhaften Verletzungen das Tempo der Verwesung beschleunigt haben. Auf den ersten Blick hätte ich gesagt, sie ist eine Woche bis zehn Tage tot. Aber angesichts der erwähnten Faktoren würde ich schätzen, sie wurde Anfang der Woche getötet.«
    Malcolms Handy läutete. Mir fiel auf, dass es immer noch »Tubular Bells« spielte, was mich in gewisser Weise amüsierte – ich assoziierte es mit dem Exorzist. Er sah mit zusammengekniffenen Augen auf die Nummer auf dem Display und schaute auf die Uhr. Dann nahm er den Anruf entgegen.
    »Malcolm Sherry, wer spricht da?« Malcolm schaute mich über sein Handy hinweg stirnrunzelnd an. »Darren Byrne? Woher haben Sie diese Nummer? Sie wissen, dass ich keine Erklärungen gegenüber der Presse abgebe.«
    Selbst von meinem Platz aus konnte ich Byrnes tyrannische Stimme deutlich hören. Er benutzte mehrmals das Wort »Voodoo«.
    Malcolm rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er war sichtlich aufgebracht. »Nein, ich werde weder etwas bestätigen noch dementieren, was ihre Verletzungen angeht. Richten Sie Ihre Anfragen an das Pressebüro der Polizei. Und rufen Sie mich nicht mehr an.«
    Er steckte das Handy weg. »Ist das zu fassen? Ruft mich um diese Uhrzeit an und will, dass ich etwas über die Verletzungen des Opfers erzähle.«
    »Byrne wohnt hier am Ort, wenn er aus der Geschichte etwas machen kann, braucht er ein paar Tage lang nicht nach Dublin zu fahren«, sagte ich.
    »Er darf ja ruhig seine Arbeit machen, aber einen staatlich bestellten Pathologen anzurufen, geht entschieden zu weit. Ich darf nichts sagen, was die Ermittlungen oder ein nachfolgendes Gerichtsverfahren irgendwie gefährden könnte.« Malcolm benahm sich ungewöhnlich empfindlich – ein Zeichen, dass ihn die möglichen Auswirkungen des Mordes beunruhigten. »Ich fürchte aber, wir werden den rituellen Aspekt nicht vor der Presse geheim halten können. Dafür weiß er offenbar schon zu viel.«
    »Wie wäre es, die hiesigen Gemeindevertreter zuerst vorzuwarnen?«, schlug Finian vor.
    »Das ist Sache der Polizei. Aber ich vermute, das ganze Land wird Bescheid wissen, ehe man Zeit hatte, eine Versammlung in Castleboyne ein-zuberufen.«
    »Was, wenn es kein Ritualmord war?«, sagte Finian.
    Malcolm seufzte. »Ich weiß. Das ist ein weiterer Grund, warum ich nur ungern etwas preisgebe, denn vielleicht irre ich mich ja. Ich habe deshalb Hilfe angefordert: einen Ermittler namens Peter Groot. Er war früher bei einer Sondereinheit zur Aufdeckung von Ritualmorden bei der

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