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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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paar Haare und Knochen. Leider ist etwas davon ausgelaufen.«
    »Ja, Bleisärge neigen dazu aufzuplatzen. Das kommt daher, weil sich das bildet, was man in viktorianischer Zeit gern faulige Dämpfe‹ nannte -Gase, mit anderen Worten. Dann folgt Zerfall, aber auf unvorhersehbare Weise. Es hängt von den Umweltbedingungen und den konservierenden Eigenschaften des Bleis selbst ab.«
    »Besteht eine Gefahr der Ansteckung durch den Inhalt, auch noch nach Hunderten von Jahren?«, fragte ich.
    »Gewebereste und Leichensuppe sind mögliche Gesundheitsrisiken, unabhängig von ihrem Alter. Deshalb stellen Kadaver in Bleisärgen die höchste Risikokategorie für Krankheitsübertragung durch Tote dar. Und selbstverständlich erhöht sich die Gefahr, wenn die Person an einer ansteckenden Krankheit starb.«
    Ich blickte wieder zu Finian hinüber. Er sah mich besorgt an.
    Malcolm aß mit Genuss weiter, ohne zu merken, welche Angst er mir eingejagt hatte.
    »Gibt es noch irgendwelche Ideen, was die Statue dort verloren hatte?«, fragte Finian in dem Versuch, das Gespräch in gefahrlosere Gewässer zu steuern.
    Ich spielte mit. »Wertvolle Gegenstände auf Friedhöfen zu verstecken, war eine gängige Praxis, vor allem in unruhigen Zeiten.«
    »Wie zum Beispiel in Zeiten des Schwarzen Todes«, sagte Malcolm, womit wir wieder am Ausgangspunkt waren.
    »Gutes Argument«, sagte Finian. »Aber die Reformation zweihundert Jahre später war ebenfalls eine Zeit großen Aufruhrs. Vielleicht wurde die Statue damals versteckt und nicht zerstört.«
    »Es kann nicht die Muttergottes von Castleboyne sein. Sie ist vom Stil her jünger«, beharrte ich.
    »Dann ist sie vielleicht ein Ersatz«, sagte Finian.
    »Wer ist die Muttergottes von Castleboyne?«, fragte Malcolm.
    »Ein wundertätiges Bildnis. Der Grund, warum im Mittelalter Pilger hierherkamen.« Ich sah Finian an. »Wir werden sehen müssen, was wir über Googleboyne herausfinden. Vielleicht kannst du mir dabei helfen.« Ich wandte mich wieder an Malcolm. »Das ist ein PC-gestütztes Instrument zur Datenförderung, das wir entwickelt haben. Mit großer Unterstützung von Gayle Fowler, einer meiner Mitarbeiterinnen.«
    »Es funktioniert nach dem Prinzip eines Siebes«, ergänzte Finian. »Material wird mithilfe verschieden großer Maschen durchsiebt. Im Wesentlichen haben wir so viel Informationen über Castleboyne eingegeben, wie wir konnten, aus allen möglichen Quellen, vom Verzeichnis von Denkmälern und Plätzen bis zu den Annalen der vier Meister.«
    »Wir haben heruntergeladen, eingescannt, abgetippt, was wir in die Finger bekamen, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, und so unser hauseigenes Archiv geschaffen. Wir haben auch möglichst viel volkstümliches Material eingespeist – das gehörte zu Finians Aufgaben. Es kann eine wichtige Informationsquelle sein, wenn keine anderen Aufzeichnungen verfügbar sind.«
    »Und gibt es volkstümliche Geschichten über den Schwarzen Tod in Castleboyne?«
    »Es gibt eine Gespenstergeschichte über den Friedhof in den Maudlins«, sagte Finian. »Dort soll eine Frau in einem langen Mantel ihr Unwesen getrieben haben. Von Zeit zu Zeit holte sie sich einen neuen Insassen für ihren Friedhof, indem sie hinter einem unglücklichen Reiter Platz nahm, der sich Castleboyne näherte, und ihn in ihre kalte Umarmung schloss. Wenn sie dann am Friedhofstor vorbeikamen, lief ein schwarzer Höllenhund mit roten Augen auf die Straße und erschreckte das Pferd. Der Reiter versuchte es zu beruhigen, und in diesem Moment erhob sich die Frau in die Lüfte und verschwand. Bald darauf aber wurde der Reiter krank und starb, von Lady Death für ihren Palast der Toten eingefordert.«
    »Ich bin starr vor Angst«, sagte Malcolm bemüht humorvoll. »Aber verrät Ihnen die Geschichte etwas?«
    Finian war an Skepsis gewöhnt. »Wenn man sonst keinen Ansatzpunkt hätte, würde sie einem verraten, dass man früher glaubte, irgendetwas auf dem Friedhof besäße die Macht, eine Person, die damit in Kontakt gekommen ist, einige Zeit danach zu töten – mit anderen Worten, eine ansteckende Krankheit. Und das ist ein Hinweis auf seine Verwendung als Begräbnisstätte für Pestopfer.«
    Ich verstand nun, warum Finian vorhin Lady Death erwähnt hatte. Hatte die Vorstellung eines todbringenden weiblichen Geistes, der auf dem Friedhof umging, etwas mit der Statue zu tun?
    »Wir fanden zunächst gar keine Pestopfer«, sagte ich. »Direkt südlich der Kapelle gab es vierzehn

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