Die Pestglocke
sie ungeachtet meiner Reaktion fort. »Er hatte gehört, dass du dich um diese Statue kümmerst, die heute ausgegraben wurde, und wollte wissen, welche Meinung du zu der Frage hast, ob sie in der Stadt bleiben soll. Ich sagte, ich hätte keine Ahnung, aber ich an deiner Stelle wäre auf der Seite von Pfarrer Burke. Der hat seine Absichten heute bei der Maiandacht sehr deutlich gemacht.«
Ich blieb so ruhig, wie ich es unter diesen Umständen konnte. »Und was genau hat er gesagt?«
»Er sagte, bei der Statue handelte es sich um das wundertätige Bildnis der Muttergottes von Castleboyne, und er habe eine Kampagne gestartet, damit sie der Pfarrgemeinde für die Fronleichnamsprozession in einer Woche zur Verfügung steht.«
9, Kapitel
I n Taaffes Zeitungsladen war der hohe Stapel der Samstagsausgabe von Ireland Today mit seiner Balkenüberschrift schwer zu übersehen:
KOPFLOSE FRAU WAR VOODOO-OPFER
Die Polizei zieht die Möglichkeit eines Ritualmordes nach dem grausigen Fund einer kopflosen Leiche in Betracht. Der Körper der afrikanischen Frau war gestern in einem Bach nahe Castleboyne entdeckt worden. Die Leiche wies weitere Verstümmelungen auf, unter anderem wurden Hände, Brüste und der oberste Halswirbel entfernt. Manche afrikanischen Medizinmänner verwenden Körperteile zur Herstellung von Arzneien, die angeblich die Kraft haben, Erfolg zu verschaffen, Unheil abzuwenden oder Krankheiten zu kurieren.
Die Polizei sagt, sie habe kaum Aussichten, die Identität des Opfers in Bälde festzustellen, wenn sich niemand meldet, der sie kannte. Aber da sie nicht als vermisst gemeldet wurde, spekuliert man, dass sie eine illegale Einwanderin gewesen sein könnte und bei Leuten gelebt und gearbeitet hat, die nicht ihre Abschiebung riskieren wollen, indem sie die Behörden auf sich aufmerksam machen.
Wie von Malcolm vorhergesagt, war das Detail des purpurnen Nagellacks nicht preisgegeben worden. Und Byrne hatte auch nicht enthüllt, dass man die Frau an den Genitalien verstümmelt hatte.
Ich kaufte die Ireland Today und eine Reihe anderer Zeitungen, dann setzte ich mich ins Auto und blätterte sie durch, um zu sehen, ob sich etwas über den Fund der Statue fand. Aber da sich kein Journalist bei mir gemeldet hatte, erwartete ich keine Meldung. Ich hatte nicht mit Darren Byrne gerechnet. Es nahm nur eine halbe Spalte auf Seite vier ein, aber es war ein guter Auftakt für Pfarrer Burkes Kampagne.
GEMEINDEPFARRER WILL, DASS »WUNDERSTATUE« IN DER STADT BLEIBT
Louis Burke, der Gemeindepfarrer von Castleboyne, County Meath, widersetzt sich Ansprüchen des Nationalmuseums auf eine Statue der Jungfrau Maria, die gestern in der Stadt zutage gefördert wurde. Pfarrer Burke behauptet, bei der hölzernen Skulptur handle es sich um das mittelalterliche Bildnis der Muttergottes von Castleboyne, das als wundertätig verehrt wurde und Pilger aus der ganzen Welt anzog. Der kämpferische Priester beharrt darauf, dass sie in der Stadt bleiben sollte. »Schauen Sie sich an, was aus dem Book of Kells geworden ist«, sagte er. »Hat ein religiöses Kunstwerk erst einmal seinen ursprünglichen Platz verlassen, ist es unmöglich, es zurückzubekommen. Und warum sollten Objekte von großer spiritueller Bedeutung in Glasvitrinen enden, wo sie einzig dem Vergnügen von Touristen dienen?«
Pfarrer Burke bittet die Verehrer der Heiligen Jungfrau, für ein erfolgreiches Ergebnis seiner Kampagne zu beten und sich bei ihren Volksvertretern dafür starkzumachen. Da die Statue das Jesuskind in den Armen seiner Mutter abbildet, hält es Pfarrer Burke für angemessen, sie bei der Fronleichnamsprozession am 2. Juni mitzuführen.
Eins zu null für Hochwürden Burke, dachte ich. Aber das war Muriels Kampf, nicht meiner. Ich war froh, keinen Hinweis auf den ausgelaufenen Sarg in den Maudlins zu entdecken.
Ich rief vom Büro aus im Krankenhaus an, während meine Mutter das Frühstück machte – es war der eine Morgen in der Woche, an dem wir zusammen aßen. Cora Gavin war nicht im Dienst, aber ein Dr. Hadi Abdulmalik nahm meinen Anruf entgegen.
»Mr. Johnston hat eine schwere Infektion, was dazu führt, dass er wiederholt das Bewusstsein verliert. Er liegt isoliert, und wir behandeln ihn mit einem Breitbandantibiotikum. Okay?«
»Haben sich weitere Pestsymptome entwickelt? Beulen, zum Beispiel?« Die charakteristischen Schwellungen am Hals und in der Leiste geben der Krankheit ihren Namen.
»Nein. Allerdings bilden sich Geschwüre auf der
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