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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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interessanterweise mit dem Jesuskind auf dem linken Arm -, wie sie einer Gruppe von Pilgern erschien, welche die beiden Seitenfenster besetzten. Ich hatte nie von einer Marienerscheinung in Castleboyne gehört, nur von dem wundersamen Bildnis; aber beim Entwurf des Fensters war man offenbar zu dem Schluss gelangt, dass die Statue im Gedenken an eine Erscheinung hergestellt worden sein musste – und dass es theologisch gesehen ohnehin sicherer war, dies als Gegenstand der Verehrung hinzustellen und nicht die Statue selbst. Die Muttergottes auf dem Fenster stillte das Kind nicht – was auch nicht dem Geschmack des späten 19. Jahrhunderts entsprochen hätte -, und ihr Umhang war blau, über vielen Schichten von Kleidung verschiedener Farbe. Während ich sie betrachtete, spürte ich plötzlich, dass jemand hinter mir war, und als ich mich umblickte, stand ein hochgewachsener Mann ein paar Meter entfernt. Er hatte mir den Rücken zugewandt und schaute zu dem Fenster hinter dem Hochalter hinauf. Das nach hinten gekämmte, graue Haar fiel bis auf den Kragen. Er trug einen langen schwarzen Mantel, was selbst in Irland ein ziemlich unsommerlicher Aufzug war, und er schien mir eher ein Besucher zu sein als ein Gemeindemitglied.
    Ich setzte mich in eine Kirchenbank und skizzierte rasch die Elemente der verschiedenen Fensterabschnitte, zu denen auch vier runde Scheiben in einer Rosette über dem Mittelfenster gehörten. In diesen waren ein Schlüssel und ein Schwert zusammen abgebildet, ein Becher mit konischem Deckel, eine gelbe Schwertlilie, wie ich sie am Vortag gesehen hatte, und etwas, das wie eine Schachbrettblume aussah – eine purpurne, glockenförmige Blüte mit Schachbrettmuster.
    Während ich zeichnete, nahm ich wahr, dass sich der Mann immer noch hinter mir befand, und als ich mich umdrehte, sah ich, dass er nun dasselbe Fenster wie ich selbst studierte. Aus der Nähe betrachtet, hatte die gefurchte Haut seines hageren Gesichts dieselbe Farbe wie die Kerzen auf dem Hochaltar.
    Ich wandte mich ab und überlegte, was er hier wohl tat. Unwahrscheinlich, dass er das Fenster aus denselben Gründen untersuchte wie ich. Ich zuckte die Achseln und fuhr fort zu zeichnen. Als ich das nächste Mal über die Schulter blickte, war er verschwunden.
    Ich klappte meinen Skizzenblock zu und steckte ihn in meine lederne Umhängetasche. Ich musste mehr über das Fenster in Erfahrung bringen. Aber dazu würde ich mit Pfarrer Burke reden müssen.
    Auf dem Weg ins Krankenhaus schaute ich bei Ben Adelola vorbei, aber auf mein Läuten öffnete niemand. Ehe ich ging, spähte ich zum Fenster hinein. Nichts rührte sich, aber er lebte offenbar nicht allein: Eine Jacke mit gelbem Sonnenblumenmuster – etwa Größe zehn, schätzte ich – hing über einer Stuhllehne.
    Als ich zum Auto zurückging, sah ich Oisin McKeever auf dem Gehsteig daherkommen. Ich winkte ihn zu mir, als er gerade ins Haus abbiegen wollte.
    »Mom ist in der Arbeit«, sagte er heiser. Oisin hatte die grünen Augen seiner Mutter und ihr Lächeln, sowie das dunkle Haar und die untersetzte Figur seines Vaters, und wenn sich seine Stimmbänder irgendwann beruhigt hatten, würde er auch seine tiefe Stimme haben.
    »Ich weiß. Frühschicht von heute an. Aber ich will sowieso mit dir reden.« Ich zeigte zu Ben Adelolas Haus. »Kennst du die Leute, die dort wohnen?«
    »Äh ... nicht besonders gut. Ein Mann und eine Frau, glaube ich.«
    »Würdest du mir einen Gefallen tun? Wenn du den Mann das nächste Mal siehst, kannst du ihn dann bitten, sich bei mir zu melden?«
    Oisin kratzte sich am Kopf und verzog das Gesicht. »Ich kenne ihn wirklich nicht so …«
    »Okay. Wie wär's dann, wenn du mich anrufst, wenn er nach Hause kommt? Würdest du das tun?«
    »Klar.«
    »Danke. Was hältst du übrigens von Daisys neuem Freund? Er hat ein klasse Motorrad, oder?«
    »Ja, eine Ducati 999 Testastretta, 140 PS. Er ist aber ziemlich fies, was das Ding angeht, er hat mich nicht mal drauf sitzen lassen.«
    »Ich habe Daisy gestern darauf gesehen.«
    Oisin lachte laut. »Ja, sie war hinterher sauer auf ihn, weil ihr die Arme und Beine von den Kieselsteinen weh taten, mit denen sie bespritzt wurde, und in ihrem Haar sind Millionen Fliegen hängen geblieben.«
    »Sie hatte nicht einmal einen Sturzhelm auf -das war ziemlich unvorsichtig.«
    »Ja, dämlich. Ich sagte, er hätte sie auf keinen Fall ohne fahren lassen sollen, und dass man auf so einer Maschine immer eine Lederkluft trägt, weil es

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