Die Pestglocke
nicht.«
»Gibt es in den Akten irgendwelche Briefe oder Zeichnungen, die mit dem Entwurf des Fensters zu tun haben?«
»Ich weiß nicht, aber ich werde an Informationen für Sie ausgraben, was ich nur finde.«
Ich überlegte, ob sein Entgegenkommen das Vorspiel für ein wenig Geschachere war, und beschloss, es im Ansatz zu unterbinden. »Ich weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen. Ach ja, und übrigens wird das Nationalmuseum die Statue morgen abholen und nach Dublin bringen. Dann wird eine Frau namens Muriel Blunden für sie zuständig sein, und alle Verhandlungen über die Zukunft der Skulptur sind mit ihr zu führen.«
»Sie geht so schnell nach Dublin? Das ist aber enttäuschend.«
Ich spürte eine leise Andeutung, ich hätte mich nicht genügend für den Verbleib der Statue eingesetzt. »Ich fürchte, so ist die Rechtslage nun mal.«
»Hm. Dann ist es wohl an der Zeit, dass wir uns andernorts nach einer Lösung umschauen.«
»Sie sprechen von politischer Intervention?«
»Nein. Von göttlicher Intervention.«
Pfarrer Burke war nicht der Einzige, der an diesem Tag ein göttliches Eingreifen heraufbeschwor. Gegen 18.00 Uhr schnitt ich gerade Pilze für das Risotto, als Cora Gavin anrief, um mir mitzuteilen, dass es um Terry ziemlich schlecht stand. Eine Blutvergiftung war aufgetreten, sein Blutdruck war im Keller, und seine Nieren arbeiteten nicht mehr richtig, weshalb man ihn an ein Dialysegerät angeschlossen hatte. Falls sie herausfanden, was die Giftstoffe in seinem Blut produzierte, gab es eine minimale Chance, es zu behandeln. In der Zwischenzeit standen die Aussichten schlecht, und Terry drohte ein multiples Organversagen.
»Kann man irgendetwas unternehmen? Gibt es einen Spezialisten, den man zurate ziehen kann?«
»Nein. Es gibt nichts, was irgendjemand an diesem Punkt tun würde, das wir nicht selbst schon getan oder in Erwägung gezogen haben. Darauf kannst du dich absolut verlassen.«
»Und ich kann nichts tun, um zu helfen?«
»Hattest du kein Glück damit, Kontakt mit Verwandten von ihm aufzunehmen?«
»Bis jetzt leider nicht.«
»Dann werden wir die Polizei informieren müssen. Vielleicht findet die jemanden.«
»Und du bist dir sicher, dass ich sonst nichts tun kann?«
»Du kannst beten«, sagte sie.
13. Kapitel
A m Montag kurz nach acht Uhr zog ich mich nach dem Duschen gerade an, als ich einen Anruf von einer Stationsschwester des Krankenhauses erhielt. Terry Johnstons Zustand war kritisch. Das Personal, das ihn betreute, hielt eine Fallbesprechung ab, und sie wollten unbedingt, dass ich dabei war, um das Ergebnis zu hören. Es war noch immer nicht gelungen, Angehörige von ihm ausfindig zu machen, und ich war der engste Kontakt, den sie kannten. Ich stürzte eine Tasse Tee hinunter und fuhr ins St. Loman, wo ich in einem kleinen Warteraum neben der Intensivstation Platz nahm, nachdem ich im Schwesternzimmer Bescheid gesagt hatte, dass ich da war.
Etwa zehn Minuten später kam Cora Gavin herein, mit einem Mann, dessen Augen wie Obsidiane glänzten, und dessen schwarzer Bart aussah, als wäre er von einer assyrischen Statue gemeißelt worden.
»Illaun, ich glaube, du hattest bereits Kontakt mit meinem Kollegen Hadi Abdulmalik«, stellte Cora uns vor.
Abdulmaliks Handschlag war neutral, weder fest noch weich. »Guten Tag«, sagte er höflich, dann überließ er Cora das Feld und lehnte sich an die Tür des Warteraums.
Cora nahm mit ernstem Gesicht neben mir Platz. »Mr. Johnstons Zustand hat sich leider seit letzter Nacht noch einmal drastisch verschlechtert. Septischer Schock hat eingesetzt ...« Sie sah zu ihrem Kollegen hoch.
Abdulmaliks Augen waren auf ein Fenster in der gegenüberliegenden Wand fixiert. »Herz, Lungen, Leber und Nieren wurden alle durch die bakteriellen Toxine geschädigt. Multiples Organversagen bahnt sich an, und es ist unumkehrbar. Die Nierenfunktion wurde von einer Maschine übernommen, und er kann ohne Beatmungsgerät nicht mehr atmen. Die Sepsis hat auch die Gehirntätigkeit angegriffen, und er wird das Bewusstsein wahrscheinlich nicht wiedererlangen, auch wenn wir ihn nicht weiter ruhigstellen.« Er verzog keine Miene, während er die unheilvolle Liste herunterspulte.
»Wenn ihr ihn also vom Beatmungs- und Dialysegerät nehmt, wird er sterben, wollt ihr das sagen?«, fragte ich Cora.
»Ja«, antwortete sie. »Aber er wird sich so oder so nicht mehr erholen.«
»Und normalerweise würdet ihr die Zustimmung der nächsten Angehörigen
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