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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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durcheinanderbringen. Oder sie bekommt eine Infektion, die sie unfruchtbar macht, oder ...«
    »Daisy ist nicht dumm. Sie wird sich ihr Leben bestimmt nicht so versauen.«
    »Selbst wenn ich das glauben würde, bleibt immer noch das Problem, dass sie sich regelmäßig sinnlos besäuft. Womöglich sind sogar noch Drogen im Spiel. Und es braucht weiter nichts als eine einzige Gelegenheit, wo sie sich nicht in der Gewalt hat. Aber – wir wollten unsere Sorgen ja eigentlich vergessen, oder?«
    Fran musste einen Schatten bemerkt haben, der über mein Gesicht huschte. Sie sah mich durchdringend an. »Was hast du auf dem Herzen, Illaun? Hat es mit Finian und dir zu tun?« Frans Gespür in Bezug auf mich war in mehr als einem Vierteljahrhundert geschärft worden.
    »Es ist nichts«, sagte ich.
    »Zweifel wegen der Hochzeit?« Sie gab sich absichtlich boshaft. Fran hatte Finian nie akzeptiert, hauptsächlich weil sie der Überzeugung war, dass er mich jahrelang hingehalten hatte. Allerdings hatte sie ihre Ansichten seit der Bekanntgabe unserer Verlobung für sich behalten.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich komme überhaupt nicht dazu, mir irgendwelche Gedanken über die Hochzeit zu machen. Aus Finians Sicht ist sie nur eine Art Hindernis, die wichtigeren Dingen im Weg steht.«
    »Überrascht dich das? Immerhin ist er ein Mann.«
    »Ich weiß. Aber bei ihm ist es mehr eine Sache von Ich-Bezogenheit. Er überlegt, wie er es mit ein paar Projekten in Einklang bringen kann, die er anpacken will. Das kommt wohl davon, dass er jahrelang seine eigenen Ideen verfolgt, seine eigenen Entscheidungen getroffen hat. Er hat Brookfield nicht geschaffen, indem er ein Komitee zurate zog.«
    »Du willst also sagen, er ist ehrgeizig und eigensinnig und macht gern alles auf seine Weise, richtig?«
    Ich nickte.
    »Erinnert dich das an jemanden, Illaun?«
    Fran ging daran, mit dem Malen fortzufahren. Sie erwartete keine Antwort, aber sie wusste, dass ich darüber nachdenken würde. Allerdings nicht sofort. Wir waren hier, um unsere Sorgen zu vergessen, wie Fran gesagt hatte. Ich ließ die Flasche mit dem Rest des Weins bei ihr stehen. Ich musste noch fahren.
    Als ich wieder zu malen anfing, gesellte sich ein roter Marienkäfer zu mir, angezogen von einem Klecks Kadmiumgelb, mit dem ich auf dem Deckel des Malkastens experimentiert hatte. Während er auf dem getrockneten Farbfleck herumkroch, ließ mich sein Name über die heilige Jungfrau Maria nachdenken, nach der er benannt war. Die bekannten sieben schwarzen Punkte sollten ihre sieben Sorgen darstellen, und die roten Flügel des Käfers ihren Umhang. Und das erinnerte mich an unsere Statue, und daran, dass die Konvention, Maria mit einem blauen Umhang darzustellen, früher nicht durchgängig beachtet worden war. Warum nur war die Skulptur neben dem anderen Sarg und seinem Insassen begraben worden?
    Rund eine Stunde war seit unserem Picknick vergangen, als ich merkte, dass wir beobachtet wurden. Wenn man im Freien malt, kommen oft Leute näher und schauen, was man macht, aber das hier war anders. Zunächst einmal war der Beobachter gar nicht neben uns. Er starrte vom Geländer der Brücke zu uns herüber.
    Ich stieß Fran an, und sie folgte meinem Blick. Der Mann blickte die Straße hinauf und hinunter, und dann sah er uns wieder an, als würde es ihn nervös machen, dass wir hier waren.
    »Ich glaube, ich kenne den Kerl«, sagte sie. »Er ist ganz schön nervös, was?«
    »Ich kenne ihn auch, er heißt Ben Adelola.« Ich schaute auf die Uhr. Vier. Er hatte eine Verabredung.
    Wir hörten erst den insektenartigen, hohen Quengelton in der Ferne, dann das tierische Knurren eines sich nähernden schweren Motorrads. Sekunden später gesellte sich der Motorradfahrer zu dem Mann auf der Brücke, beide drängten sich in eine Nische, die ursprünglich für Fußgänger gedacht war, damit sie vorbeifahrenden Kutschen ausweichen konnten. Wir konnten das Motorrad nicht sehen, aber als der Fahrer seinen schwarzen Helm hochschob, um mit dem anderen zu reden, fiel mir der Fleck auf seinem Oberarm auf – eine Tätowierung. Das Gesicht hatte er von uns abgewandt.
    »Ist das nicht Daisys Freund?«, sagte ich zu Fran.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Kann sein -warte.« Fran steckte die Zeigefinger beider Hände in den Mund und pfiff laut.
    Der Motorradfahrer drehte sich augenblicklich um, und ich erkannte sein Gesicht. Es war der Journalist Darren Byrne, von Ireland Today.

11. Kapitel
    Ä h ... ist dort ...

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