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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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hatte. Dann platzte er auf, und Blut floss auf Terrys Haut.
    Ich holte ein Papiertaschentuch hervor und tupfte das Blut weg. In der Zwischenzeit hatte Terry nur ein Mal geatmet. Es konnte nun nicht mehr lange dauern.
    Ich warf das blutige Taschentuch in den Abfallbehälter und wunderte mich selbst, wie der Instinkt, mich um ihn zu kümmern, meine Furcht vor Ansteckung besiegt hatte.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit atmete Terry erneut, aber diesmal schien das Ausatmen länger anzuhalten als zuvor, und ich wusste, er hatte gerade seinen letzten Atemzug getan. Unmittelbar danach wich alle Farbe aus seinem Gesicht, es war wie ein Erröten im Rückwärtslauf. Sein Herz pumpte nicht mehr. Ich machte das Kreuzzeichen und empfahl seine Seele in einem kurzen Gebet dem Himmel.
    »Das Problem war, dass wir es scheinbar mit mehreren Krankheiten gleichzeitig zu tun hatten«, sagte Cora. Wir saßen zusammen im Warteraum. Ich hielt mich inzwischen seit drei Stunden im Krankenhaus auf.
    Abdulmalik, der wie zuvor an der Tür Position bezogen hatte, fuhr fort. »Die Röntgenaufnahmen seiner Brust zeigten eine schwere Lungeninfektion, die wir als bakterielle Lungenentzündung diagnostizierten, aber dann begannen sein Blut und sein Auswurf Hinweise auf das zu liefern, was wir opportunistische Infektionen nennen, und mittels einer Bronchoskopie konnten wir Pneumozystose identifizieren.«
    »Und was ist das?«
    »Eine Pilzinfektion der Lunge. Manchmal als PCP bezeichnet.«
    »Tritt hauptsächlich bei Personen mit geschädigtem Immunsystem auf«, ergänzte Cora.
    Fran hatte recht gehabt. »Du meinst, Terry Johnston ist an Aids gestorben?«
    »Ja. Aber was wir noch feststellen müssen, ist, wieso es plötzlich so rasend schnell ging.«
    Ich saß da und ließ die Neuigkeit einwirken. Es gab mehrere Dinge, die ich nicht verstand. Aber wo anfangen? »Was ist mit den Blutungen? Ich habe vorhin Blut von seinem Gesicht gewischt.«
    Sie sahen einander an. »Es gab innere Blutungen und Blutungen auf der Haut«, antwortete Abdulmalik. »Blutvergiftung kann auch die Blutgefäße schädigen.«
    »Und die Wunden?«
    »Pustelartige Verletzungen. Wir wissen nicht genau, was sie hervorgerufen hat. Aber bei HIV und Aids sind Hautstörungen zu erwarten. Wir haben Proben von dem Material in den Pusteln genommen und sehen, was sich daraus kultivieren lässt.«
    »Es würde mich wirklich sehr interessieren, was es sein könnte.«
    »Immer noch so neugierig, was, Illaun?« Ein Zug, an den sie sich aus unserer Schulzeit erinnerte.
    »Ich glaube, da war ich nicht die Einzige.«
    Die Andeutung eines Lächelns spielte um Coras Mundwinkel.
    »Zumindest wissen wir, dass es nicht die Pest ist«, sagte Abdulmalik.
    Ich spürte, wie ich rot wurde. »Nein, das stimmt genau genommen nicht. Sie wissen, dass es nicht die Beulenpest ist, aber es könnte etwas … viel Schlimmeres sein.« Ich merkte, dass ich Terrys Worte wiederholte.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dr. Abdulmalik hat sich ausführlich mit Infektionskrankheiten beschäftigt«, sagte Cora und schlug einen förmlichen Tonfall mir gegenüber an.
    Ich wurde ein wenig zornig. »Hör zu, ich bin keine Medizinerin, aber ihr müsst auf die Leute im CRID in Dublin Druck ausüben, damit sie die Flüssigkeit aus dem Sarg analysieren. Denk mal nach -warum sollte eine Leiche in einen Bleibehälter eingeschlossen und dann neben einer lebensgroßen Statue der Jungfrau Maria in einer zugemauerten Gruft begraben werden? Findet ihr das nicht ein bisschen zu viel des Guten? Man fragt sich doch unwillkürlich, ob es sich dabei nicht um eine Form der Seucheneindämmung handelte, verbunden mit einer Art religiösem Ritual. Und was befand sich in dem Sarg, das solche Maßnahmen erforderlich machte? Haltet ihr das nicht für wichtig?«
    Abdulmalik zuckte die Achseln, als wollte er sagen, das liege außerhalb seines Bezugsrahmens. Ich erlebte einen dieser Augenblicke, in denen ich mir dachte: Vorsicht, Illaun, deine Fantasie geht mit dir durch.
    Cora beugte sich zu mir herüber und ergriff meine Hand. »Ich verstehe deinen Ansatz, Illaun«, sagte sie freundlich. »Aber du hast gerade einen Menschen sterben sehen, den du kanntest, und ich glaube, ein Teil von dir fühlt sich dafür verantwortlich. Aber es ist nicht deine Schuld, glaub mir.«
    Das war eine Cora, die ich nicht kannte. Ihr Mitgefühl berührte mich. Ohne Zweifel hatte jahrelanger Umgang mit besorgten Menschen ihre Technik vervollkommnet, aber es schien auch von

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