Die Pestglocke
eine Rolle gespielt hatte.
Aber Byrne war gnadenlos. »Ich kann Ihnen sagen, was ihn getötet hat, Gerry. Wollen Sie es wissen?«
»Keine Zeit, Darren. Es geht auf die Zwölf-Uhr-Nachrichten zu.«
»Alle Tests, die sie in Bezug auf seine Erkrankung durchgeführt haben, hatten mit Beulenpest zu tun.«
»Sie wollen sagen, er ist an der Pest gestorben?«
»Ja. Und egal, ob die Seuche auf einem Friedhof wieder zum Leben erweckt oder aus einem anderen Land eingeschleppt wurde, die Wahrheit ist, dass der Schwarze Tod, der größte Massenmörder in der Geschichte, in diesem Augenblick durch die Straßen von Castleboyne schleicht.«
14. Kapitel
D ie Sendung war zu Ende. Ich schleuderte mein Handy auf den Beifahrersitz. »Verdammter Mist!«
Ich war wütend und fühlte mich gedemütigt. Es war mir nicht gelungen, im Sinne des Museums aufzutreten oder Byrne von einem hinterhältigen Angriff auf mich abzuhalten. Und ich hatte kläglich versagt, als er mich angriff. Neben mir auf dem Sitz begann das Telefon zu piepsen. Muriel Blunden, dachte ich. Es war mir zu peinlich, mit ihr zu reden. Ich griff nach dem Gerät, um es abzuschalten, aber dann sah ich, dass es eine örtliche Festnetznummer war: Dominic Usher.
Ich biss die Zähne zusammen und meldete mich.
»Darren Byrne hat mich heute Vormittag angerufen«, fing er an. »Er hat mir erzählt, Ihr Angestellter sei in einem kritischen Zustand – und dass er angeblich die Beulenpest hat. Als ich im Krankenhaus anrief, haben sie es geleugnet. Wissen Sie ...«
»Sie haben Darren Byrne offenbar nicht gerade im Radio gehört«, unterbrach ich ihn. »Terry Johnston ist vor einer Stunde verstorben. Und Byrne hat nicht nur seinen Tod über den Äther verkündet, er hat außerdem behauptet, in Castleboyne sei die Pest ausgebrochen.«
»Was! Dieser Narr wird noch eine Panik auslösen. Ich muss die Gesundheitsbehörde alarmieren. Sie müssen eine Erklärung abgeben.«
Und die Gesundheitsbehörde würde wahrscheinlich Druck auf das CRID ausüben, damit es seine Analyse der Sargflüssigkeit abschloss. Vielleicht hatte dieses ganze Fiasko doch noch sein Gutes.
»Bevor Sie auflegen, Dominic: Muriel Blunden vom Nationalmuseum hat angeboten, uns die gefundene Skulptur für die Kulturerbewoche auszuleihen.«
»Nobel von ihr. Wieso nicht für länger?«
»Man wird die Statue gründlich konservieren müssen. Wenn sie mehrere Jahrhunderte lang in einem luftdicht verschlossenen Behälter lag, kann man nicht sagen, was passiert, wenn sie der Luft ausgesetzt ist. Und um diese Jahreszeit lässt sich auch ein Befall durch Insekten nicht ausschließen.«
»Wir könnten sie behalten, wenn wir ein städtisches Museum hätten, oder?«
»Wenn man ihm einen offiziellen Status zuerkannt hätte, wahrscheinlich ja. Aber danach sieht es nicht aus.«
»Sie wissen sicher, dass die Grafschaft Meath kein solches Museum besitzt.«
»Ja, ich weiß. Unglaublich, aber wahr.« Tatsächlich war es ein ausgesprochen merkwürdiger Umstand für ein Gebiet, in dem sich siebentausend Jahre Geschichte und Archäologie ballten.
»Wir haben darüber nachgedacht, das Kulturerbezentrum aufzurüsten und offiziellen Status zu beantragen. Es sozusagen zum Museum der Grafschaft zu machen.«
»Gute Idee. Aber Sie würden angemessene Räumlichkeiten brauchen und Sie müssten einen Kurator anstellen. Und«, fügte ich scherzhaft an, »Sie bräuchten noch ein paar weitere Ausstellungsstücke.«
»Das ist uns alles klar«, fuhr er unbeirrt fort. »Aber wir sind uns außerdem der Tatsache bewusst, dass eine große Zahl von Artefakten verschiedener Art überall in der Grafschaft an geplanten Autostraßen und in Neubaugebieten auftaucht – die samt und sonders an das Nationalmuseum gehen. Wenn der Stadtrat in dieser Frage nicht ein wenig Widerstand demonstriert, wird man uns irgendwann vorwerfen, wir hätten uns das kulturelle Erbe der Stadt durch die Finger gehen lassen.«
Mir lag die Bemerkung auf der Zunge, das sei bisher nie ein Problem für sie gewesen. »Wenn es Ihnen ernst damit ist, für ein Museum in Castleboyne einen offiziellen Status anzustreben, dann schlage ich vor, Sie nehmen das Angebot des Nationalmuseums an und nutzen die Gelegenheit, um die Politiker, Medien und Geschäftsleute am Ort auf Ihre Absichten aufmerksam zu machen. Denn Sie werden nicht die Einzigen in Castleboyne sein, die den Fund für sich reklamieren.« Ich erzählte ihm von den Besitzansprüchen der beiden Kirchenmänner.
Usher lachte
Weitere Kostenlose Bücher