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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Schuluniformen auf einem gefällten Baumstamm. In dessen Hohlraum war vor nicht allzu langer Zeit offenbar ein Feuer gemacht worden – es lag immer noch ein Geruch von Rauch in der Luft.
    Als würden sie bereits für ihre Pubertät üben, beantworteten sie meine Fragen mürrisch und einsilbig, mit gelegentlichem Kichern dazwischen und wissenden Blicken untereinander. Ich versuchte es auf eine andere Tour. Ich erzählte ihnen, ich sei eine Skelettjägerin.
    »Womit jagen Sie die Skelette«, biss Ken an.
    »Ich suche sie unter der Erde. Hab jede Menge auf dem Friedhof gefunden, wo ihr am Freitagabend gespielt habt … Ein, zwei habe ich aber dort gelassen, in diesen Särgen. Nur jetzt sind sie verschwunden.«
    »Wir waren nicht an den Särgen, ehrlich«, sagte Jason. »Da waren so Schilder an der Absperrung.«
    »Seid ihr über die Absperrung gestiegen? Wart ihr innerhalb?«
    Sie sahen einander an. »Ja«, sagten sie dann unisono.
    »Das hättet ihr den Leuten im Krankenhaus sagen sollen.«
    »Niemals. Dann hätten wir eine Spritze gekriegt«, sagte Ken.
    »Und was ist mit Aje? War er ebenfalls innerhalb der Absperrung?«
    »Der durfte nicht, weil er uns gejagt hat«, sagte Jason.
    »Mit dem Zombiemesser«, fügte Ken an.
    »Zombiemesser?«
    Ken legte die Hand an den Mund, als hätte er zu viel verraten. Aber schon waren sie wieder Neunjährige, die mehr daran interessiert waren, mir Angst zu machen, als männlich cool zu sein.
    »Ja«, sagte Jason. »Er hat so ein großes afrikanisches Messer. Wenn du damit getötet wirst, verwandelst du dich in einen Zombie.«
    »Aber wenn du innerhalb der Sperre bist, kriegt er dich nicht«, sagte Ken mit großen Augen, während er das Spiel noch einmal durchlebte.
    Kinder ertragen nicht allzu viel Schrecken. Wie immer bei solchen Spielen hatten sich die drei Jungen einen Zufluchtsort eingerichtet. Ironischerweise an der Stelle, wo der wahre Schrecken lauerte.
    »Und wussten seine Eltern, dass er das Messer dabei hatte?«
    Ken und Jason kicherten erst, aber dann wurden sie still und schauten ein wenig verlegen drein.
    »Es war kein echtes Messer«, sagte Jason kleinlaut.
    »Das echte hatte er daheim gelassen«, erklärte Ken. »Wir haben es gesehen. Es ist riesig.«
    Auf dem Weg zu meinem letzten Ziel rief ich Finian an.
    »Es tut mir wirklich leid, Liebling, aber ich werde unsere Pläne für heute Abend absagen müssen. Ich hatte noch keine Zeit, mir ein Restaurant auszusuchen, oder gar einen Tisch zu reservieren.«
    »Oh. Na gut. Was war im Krankenhaus?«
    »Dort stirbt ein Junge an derselben Infektion wie Terry Johnston. Er hat mit ein paar Kameraden am Freitagabend auf dem Friedhof in den Maudlins gespielt. Ich bin gerade dabei, die anderen Jungs ausfindig zu machen. Ich will dieser Geschichte auf den Grund gehen.«
    »Das ist nicht deine Aufgabe«, sagte er knapp.
    »Ich habe bereits ein paar nützliche Dinge erfahren. Ich höre jetzt nicht auf.«
    Schweigen. Finians Zeichen für Missbilligung. »Ich bin um deine Sicherheit besorgt«, sagte er schließlich.
    »Ach, komm, Finian. Du hörst dich schon an wie meine Mutter.« Ich krümmte mich innerlich, kaum dass es mir entfahren war. »Tut mir leid, das war unfair. Aber ich rede nur mit ein paar Kindern. Ich verspreche dir, ich stecke meine Nase nirgendwo rein, wo sie abgebissen werden könnte.«
    »Ich würde dir raten, dieses Versprechen zu halten – sonst bekommst du es mit mir und deiner Mutter zu tun. In der Zwischenzeit werde ich meine Nase in unsere Datenbank stecken. Mal sehen, was ich über die Muttergottes von Castleboyne in Erfahrung bringe.«
    Wir hatten uns bereits verabschiedet, als mir einfiel, dass ich vergessen hatte, ihn zu fragen, ob es Neuigkeiten vom National Trust gab. Aber ich nahm an, er hätte etwas gesagt, falls es welche gäbe.
    Aje machte selbst die Tür auf. Ich bemerkte, dass seine Schuluniform sauber und ordentlich war, und da ich einen Stift in seiner Hand sah, nahm ich an, dass ich ihn bei den Hausaufgaben gestört hatte. Erst dachte ich, er sei allein, aber dann kam eine Frau die Treppe herunter und stellte sich als seine Mutter vor, Mrs. Ngozi. Ich erklärte, wieso ich hier war, und sie war einverstanden, dass ich mit ihrem Sohn sprach, aber es machte sie nervös; sie stand an der Tür, während er und ich eine unbeholfene Unterhaltung führten. Aje sprach gut Englisch, aber er war zurückhaltend, während seine Mutter unsere Begegnung anscheinend möglichst schnell beenden wollte.
    »Aje,

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