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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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gerade das Tor der Klinik. Terry lächelte wissend. »Sie werden schon sehen.«

3. Kapitel
    W ährend Terry die Aufnahmeprozedur durchlief, sah ich eine der diensthabenden Ärztinnen vor dem Warteraum vorbeikommen. Cora Gavin war mit mir zusammen in Castleboyne zur Schule gegangen, und wir hielten immer noch freundschaftlichen, wenn auch keinen sehr engen Kontakt. Ich nutzte die Gelegenheit, um zu erklären, was Terry zugestoßen war und den Zusammenhang mit unserer Arbeit auf dem Friedhof zu erläutern. Wir saßen gemeinsam im Wartezimmer. Sonst war niemand da. St. Loman war ein kleines städtisches Krankenhaus; Ausstattung und Personal waren auf hohem Niveau, aber in der Aufnahme herrschte selten viel Betrieb.
    Cora hörte aufmerksam zu. Sie hatte ein längliches Gesicht, mit einem kleinen, vorstehenden Mund, und sie verstärkte diese Merkmale noch durch die Art und Weise, wie sie ihr Haar zu einem hohen Knoten auftürmte.
    »Ich bezweifle, dass der Sarg Beulenpest beherbergte, selbst wenn sein Insasse ein Opfer dieser Krankheit war«, sagte sie schließlich. »Unsere Hauptsorge dürften im Moment Leptospirosen und Hepatitis A sein. Wir entnehmen ein paar Blutproben, die wir zur Analyse aufheben, für den Fall, dass sich etwas entwickelt.« Leptospirosen und Hepatitis sind Gefahren, denen Archäologen gelegentlich begegnen, wenn Erdreich durch Abwässer oder Wasser durch Rattenurin verseucht wurde.
    »Ich glaube, der Vorfall hat ihn stärker mitgenommen, als er zugibt«, sagte ich, »Dann sollten wir ihn zu seiner Beruhigung vielleicht ein paar Stunden hierbehalten und beobachten.«
    »Gute Idee. Kann ich euch die hier lassen?« Ich zeigte ihr die Probenröhrchen. »Damit wir auch wirklich alles vorschriftsmäßig machen, sollte man das Zeug vielleicht auf den Pestbazillus testen -und vielleicht noch auf Pocken und Milzbrand.«
    »Hey, seit wann versteht ihr Archäologen etwas von Labormedizin?«, sagte sie mit einem Blick auf die Behälter. So, wie sie es sagte, klang es herabsetzend. Cora gehörte zu jenen bierernsten Menschen, die es gelegentlich mit lockerem Geplauder versuchen, was aber häufig zu katastrophalen Ergebnissen führte. Ihr sympathischster Zug während der Schulzeit war ihr leidenschaftliches Eintreten für Gerechtigkeit und Menschenrechte gewesen, und wenn sie bei einer Auseinandersetzung auf deiner Seite war, konnte man keine bessere Fürsprecherin haben, und sei es auch eine ziemlich humorlose.
    Am besten hielt man es bei Cora so, dass man ihr einfach direkt antwortete. »Wenn wir bei einer Ausgrabung mit Proben von zweifelhaftem organischem Material rechnen, sind wir entsprechend vorbereitet.«
    »Wir werden die Analyse jedenfalls nicht selbst machen können. Ich schicke die Proben ans CRID in Dublin.«
    »Was ist das denn?«
    »Das Centre for Research in Infectious Diseases, das Seuchenerforschungszentrum. Dort haben sie ein Labor der Biosicherheitsstufe Drei. Nur für alle Fälle, wie du sagtest.« Sie steckte die Röhrchen in die Tasche ihres weißen Mantels und stand auf. »So, und jetzt sollte ich mich wohl mit Mr. Johnston unterhalten.«
    Am Eingang zur Aufnahme drehte sie sich um. »Wie wär's gelegentlich mit einer Partie Tennis?«, rief sie.
    Wir waren beide Mitglied im örtlichen Tennisverein, aber ich hatte seit fast einem Jahr nicht mehr gespielt. »Gern«, erwiderte ich. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sich Cora zum Aufschlag streckte und eine Granate von Ball über das Netz gesaust kam.
    Cora ging flotten Schritts zur Aufnahme weiter. Ich sah auf die Uhr an der Wand. 12.05 Uhr. Ich war bereits zu spät für meinen Termin bei Dominic Usher von der Stadtverwaltung. Ich machte mein Handy an und schickte ihm eine SMS, in der ich ihn über meine Verspätung informierte. Dann schaltete ich es wieder aus.
    Minuten später kam Terry zu mir in den Warteraum.
    »Sie behalten mich zur Beobachtung hier«, sagte er und nahm neben mir Platz.
    »Ich habe mit einer Ärztin gesprochen. Man wird sich gut um Sie kümmern. Haben Sie der Schwester gesagt, dass ich die Krankenhausrechnung bezahle?«
    Er nickte.
    »Und haben Sie ihnen gesagt, mit wem sie Kontakt aufnehmen sollen, falls über eine Behandlung zu entscheiden ist?«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte grimmig. »Die Freunde der Kindheit und meine Verwandten sind alle gegangen wie der schmelzende Schnee .«
    »Eine Ballade, nehme ich an?«
    »›Carrickfergus‹. Eine der besten. Könnten Sie mir übrigens ein bisschen Kohle

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