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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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befürchten, dass es ein Pestbegräbnis gewesen sein könnte, oder?«
    »Ich weiß nicht, ob es eines war. Aber in diesem Stadium ist es wohl besser, wir gehen davon aus und lassen die Mediziner beurteilen, welches Gesundheitsrisiko für Sie besteht.« Ich zeigte zum Tor. »Fahren wir.«
    »Was ist mit dem anderen?«, fragte Gayle, während wir die Wiese hinabgingen.
    Ich warf einen Blick zurück zu dem kleineren Sarg, der im Gras stand. »Wir können keinen zweiten Unfall gebrauchen. Wir betrachten ihn vorläufig als Gefahr. Ich will nicht, dass ihm jemand nahe kommt, bis wir zurück sind.«
    Gayle und Terry wechselten einen Blick.
    Terry stieg in meinen kürzlich erworbenen dunkelgrünen Geländewagen, auf dessen Türen in Gelb mein Name sowie Anschrift und Kontaktnummern standen. Ich stellte meine Aktentasche in den hinteren Teil, neben einen großen Pappkarton mit wasserdichter Kleidung, einer Matte, Wanderstiefeln und verschiedenen Werkzeugen. Während ich meinen Helm verstaute, zwängte Gayle die Probengläser zwischen die Aktentasche und den Karton.
    »Was machen wir mit der Sauerei oben auf der Wiese?«, fragte sie, während ich in den Wagen stieg.
    »Lass den beschädigten Sarg vom Baggerführer wieder näher zum Gewölbe schleppen, dann deckt ihr ihn mit starker Plastikfolie ab. Dasselbe mit dem zweiten. Dann sperrt das ganze Gebiet mit Gittern ab und stellt ein paar große Warnschilder auf.«
    »Was soll ich auf die Schilder schreiben?«
    »Hm … « Leichensuppe wird als medizinischer Abfall eingeordnet, aber das klang vielleicht nicht abschreckend genug. »Schreib: ›Vorsicht, Giftmüll‹. Lass es dir von Peggy im Büro ausdrucken. Es ist nur vorübergehend. In ...«, ich sah auf die Uhr, »etwa einer halben Sunde wird die Stadtverwaltung offiziell für die Ausgrabungsstätte zuständig sein. Aber es ist nur fair, wenn wir das zumindest noch für sie erledigen – sie haben sich nicht darum gerissen, an einem Freitagnachmittag ein solches Problem auf den Schoß zu bekommen.« Ich startete den Motor.
    »So, dann wollen wir mal nach Typhus-Terry sehen lassen«, sagte Terry und setzte ein tapferes Gesicht auf. Aber als wir dem Krankenhaus näher kamen, verflog seine gute Laune. »Sind Sie gegen solche Dinge versichert?«
    »Unfälle bei der Ausgrabung? Natürlich.«
    »Wenn im Krankenhaus etwas zu bezahlen ist, erledigen Sie das, ja? Ich bin nämlich total pleite.« Er lächelte dünn und begann eine bekannte Melodie zu summen, die mit den Worten endete: »Mein ganzer Zaster ging hin für 'ne Kleine und Gin.« Terry schmückte seine Rede gern mit Zitaten aus alten Balladen und Volksliedern.
    »Ich hoffe, sie war es wert«, sagte ich. Mein gesamtes Team hatte eine großzügige Prämie erhalten, weil die Leute das Projekt vor der Zeit abschlossen. Sie waren erst am Vortag mit ihren Gehaltsschecks ausbezahlt worden.
    Er sah mich geheimnisvoll an. »Was dagegen, wenn ich rauche?«
    »Nur zu«, sagte ich und ließ das Fenster auf meiner Seite hinunter. Dann überlegte ich, ob das Päckchen vielleicht in seiner Kleidung gesteckt hatte. »Sind Sie sicher, dass sie nicht kontaminiert sind?«
    »Ach woher. Dann würden sie sowieso nicht brennen.« Er kicherte und räumte seine Lungen frei, ehe er inhalierte. Seine Stimmung hatte sich erneut geändert. »Ich habe eine Geschichte von einem Kumpel bei der Ausgrabung in Spitalfields gehört. Eine Sache, die nach dem großen Brand von London passiert ist. Zwei neugierige Gentlemen beschlossen, die sterblichen Überreste eines Dekans von St. Paul zu trinken, der hundertfünfzig Jahre zuvor in einem Bleisarg beerdigt worden war.«
    »Igitt.«
    »Es hieß, die Brühe war durch das vorbeiziehende Feuer erhitzt worden.«
    »Und sie haben das Zeug wirklich getrunken?«
    »Anscheinend. Schmeckte nach Eisen, soviel man ...« Er begann zu husten und warf die Zigarette aus dem Fenster. »Verfluchte Krebsstängel«, sagte er.
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Terry sah aus, als hätte man ihm die Sargbrühe, die er eben beschrieben hatte, gewaltsam eingeflößt. Unter der Sonnenbräune wirkte sein Gesicht grau, und die Augen waren blutunterlaufen.
    »Ich habe in Spitalfields selbst einige merkwürdige Dinge gesehen – leere Särge, einer mit Steinen gefüllt, ein paar doppelt belegt -, aber nichts wie das, was wir heute ausgegraben haben, was?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Dann haben Sie den zweiten Sarg also noch gar nicht gesehen, oder?«
    »Nein. Wieso?«
    Wir passierten

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