Die Pestglocke
leihen? Nur für den Fall, dass ich telefonieren muss.«
»Klar.« Ich kramte in meiner Börse und gab ihm, was ich an Kleingeld hatte, und dazu einen Fünfzig- Euro-Schein.
»Ich zahl es Ihnen zurück«, sagte er dankbar.
»Schon gut.« Ich stand auf. »So, Terry, ich glaube, ich muss wieder zum Friedhof. Machen Sie's gut.«
Ich stieg in meinen Freelander und sah auf dem Handy nach, ob ich Nachrichten erhalten hatte. Zwei SMS. Eine von Dominic Usher, der sich mit der Verschiebung einverstanden erklärte. Die andere war von meinem Verlobten Finian Shaw, der schrieb, dass es Neuigkeiten gebe. Finian war der Schöpfer von Brookfield, einem Schaugarten von internationalem Ruf, den er aus dem Nichts auf dem Gelände des elterlichen Hofs geschaffen hatte.
Ich rief ihn an. »Du hast mich gesucht«, sagte ich, als er sich meldete. »Ich bin im St. Loman, deshalb hatte ich das Handy ausgeschaltet.«
»Wieso bist du im Krankenhaus? Alles in Ordnung?«
»Mir geht es gut, Schatz.« Ich erzählte ihm von der Panne mit dem Sarg und was ich darin gefunden hatte.
»Pfui Teufel. Aber musstest du dich so in Gefahr begeben? Ich wette, die wenigsten deiner Archäologenkollegen würden es für einen Teil ihres Berufs halten, verflüssigtes menschliches Gewebe von einem Sarg zu kratzen.«
»Ich kenne viele, die es tun würden. In deinem Geschäft ist auch nicht alles eitel Sonnenschein, oder? Wie viele Gärtner würden die Nase rümpfen, wenn man ihnen eine Ladung Pferdemist vor die Haustür kippen würde?«
Finian seufzte hörbar. »Ich merke schon, ich habe keine Chance. Darf ich dir jetzt meine Neuigkeit erzählen?«
»Ja, natürlich. Ich hätte dich gleich danach fragen sollen.«
»Sie ist fast noch grausiger als dein Erlebnis, falls das möglich ist. Mein Vater ist vor ein paar Stunden bei einem Spaziergang auf eine Frauenleiche im Bach gestoßen.«
»O mein Gott, wie schrecklich! Die arme Frau. Und wie furchtbar für Arthur. Wie geht es ihm?«
»Na, du kennst den alten Herrn ja. Den kratzt nicht viel. Ich glaube, mich nimmt es viel mehr mit. Vor allem der Umstand, dass sie auf unserem Anwesen gefunden wurde.«
»Wo denn da?«
»Unweit der Fußbrücke. Die Leiche wurde wahrscheinlich flussabwärts gespült und ist dort in der Biegung hängen geblieben.«
»Weiß man, wer sie ist?«
»Nein. Der Polizei zufolge wurde niemand in der Gegend vermisst gemeldet. Aber es ist noch zu früh. Tatsächlich haben sie gerade erst bestätigt, dass es sich wirklich um eine Frauenleiche handelt.«
»Wieso? War sie schon stark verwest?«
»Hm … Das ist nur teilweise das Problem. Aber du kannst bestimmt leicht herausfinden, warum sie sich nicht sicher waren. Dein Freund Malcolm Sherry ist dabei, eine Autopsie durchzuführen.«
Der staatlich zugelassene Pathologe Malcolm Sherry war nicht direkt mein »Freund«, aber wir kannten uns. Finian hoffte vermutlich nur darauf, dass man seinen Vater auf dem Laufenden halten werde, nachdem er derjenige war, der die Leiche gefunden hatte. Dennoch war es unwahrscheinlich, dass mir Malcolm viel verraten würde – und ich legte auch keinen besonderen Wert darauf.
»Na gut, falls ich ihm zufällig über den Weg laufe. Bis später dann, Finian.«
»Wir haben heute eine Menge Besucher, aber Gott sei Dank werden abends keine VIPs erwartet. Würden dir Drinks um sieben passen?«
»Ich kann es kaum erwarten. Wir speisen wieder im Freien, oder?« Ich lachte. Finian und ich hatten die letzten drei Abende draußen im Garten gegessen, und er hatte jedes Mal das Essen zubereitet.
»Ich verderbe dich völlig. Eines Tages wirst du mal etwas kochen müssen.«
»Wenn sich das Wetter ändert, versprochen.«
»Eher wenn die Hölle zufriert, würde ich sagen.«
Ich hatte inzwischen mehrere Gründe, Dominic Usher anzurufen. »Tut mir leid, wenn ich Sie aufgehalten habe«, sagte ich, als er sich auf seine pedantisch jede Silbe seines Namens betonende Weise gemeldet hatte. »Erstens, ich werde es nicht vor dem Lunch schaffen. Könnten wir die Übergabe also für, sagen wir, drei Uhr vereinbaren?«
Keine Reaktion. Komm schon, Dominic, mach die Sache nicht kompliziert.
»In Ordnung. Ich werde noch da sein«, sagte er mit leicht gequältem Tonfall.
»Zweitens, bei der Ausgrabung wurde etwas verschüttet. Wir haben einen Bleisarg entdeckt, aus dem Flüssigkeit auslief. Einer meiner Leute wurde vollgespritzt, aber das meiste ist im Boden versickert. Wir stellen Schilder und Absperrgitter auf. Proben sind auf
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