Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pestspur

Die Pestspur

Titel: Die Pestspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
Vom Netzwerk:
zerstört. Unvermeidliche Folge ist der Tod durch Ersticken. Ist die Lungenpest erst einmal akut, wird sie durch Tröpfcheninfektion übertragen – genau wie bei einer für die kalte Jahreszeit üblichen Infektionskrankheit. Sie zerstört den Körper mit schrecklicher Effizienz – von der Infektion bis zum Tod vergehen meist nur zwei Tage, in manchen Fällen sogar nur ein paar Stunden.
    »Deswegen eignet sich die Lungenpest nicht für unseren Plan«, lachte er laut, bevor er die Tür zum Schankraum aufriss.

Kapitel 19

    Trotz des Schmuddelwetters waren Otto und der Kastellan eher in Immenstadt angekommen als geplant. Sie hatten die Gelegenheit genutzt, das Pferd zum Beschlagen in den gräflichen Marstall neben dem Brauhaus zu bringen, bevor sie dem hakennasigen Amtsdiener Matthes Funk ihre Ankunft gemeldet hatten.
    Jetzt warteten sie schon seit fast einer Stunde in einem kleinen Zimmer des Schlosses auf Ottos Vernehmung vor dem Ausschuss.
    Der ansonsten wortkarge Bauersknecht wurde auffallend redselig: »Was soll ich dem Ausschuss überhaupt erzählen? Ich habe mich an dem Markttumult doch gar nicht beteiligt! Vom Tod des Wachsoldaten habe ich sowieso nichts mitbekommen, da man mich niedergeschlagen hat. Und als ich aufgewacht bin, wollte ich nur schlichten, damit der Streit aufhört, habe dann aber den toten Wachsoldaten mit der Mistgabel in seinem Bauch gesehen! … Du hilfst mir doch Ulrich?«, brach es ohne Punkt und Komma aus ihm heraus.
    »Bleib gelassen. Ich bin an deiner Seite«, entgegnete ihm sein hochrangiger Freund und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
    Während sie durch die anderen Räume des Erdgeschosses schlenderten, hallten die Wände von ihren Schritten wider. »Früher hat hier ein reges Treiben geherrscht. Aber seit die Beamten des Grafen entweder entlassen oder nach Staufen abkommandiert worden sind, ist hier Totentanz«, stellte der Kastellan leise fest, bevor er den offensichtlich schlecht gelaunten Amtsdiener, der sie zur Vernehmung abholen wollte, fragte, warum er sie bei diesem mistigen Wetter hierher, in den ältesten Teil des Schlosses, geführt hatte und sie nicht gleich im Amtshaus warten ließ.
    »Was weiß ich. Ich befolge nur Befehle. Auf geht’s!«, schnarrte es den beiden unwirsch entgegen, während der hakennasige Speichellecker des Oberamtmannes zum Ausgang zeigte.
    Aus dem unfreundlichen Verhalten des Amtsdieners schloss der Kastellan, dass dies nichts Gutes verhieß. Der unbescholtene Ehrenmann kam sich in diesem Moment selbst vor wie ein Missetäter, der zu seiner eigenen Gerichtsverhandlung geführt wurde. Er würde seine Meinung und sein banges Gefühl aber für sich behalten, um den sowieso schon ängstlichen Otto nicht noch mehr zu beunruhigen.
    Da der Amtsdiener nicht unnötig nass werden wollte, eilte er den beiden schnellen Schrittes in Richtung des Schollentores voraus.
    Auf der anderen Seite des Platzes angekommen, schüttelten sie erst ihre nassen Gewänder aus und entledigten sich der Umhänge, bevor sie das schmucke Steinhaus betraten, das unter den vielen Holzhäusern hervorstach. Sie gingen so lange eine knarzende Treppe hoch, bis sie der Amtsdiener in nach wie vor unfreundlichem Ton anwies, auf einer Bank Platz zu nehmen, bis man sie aufrufen würde.
    »Wahrscheinlich ist er so stinkig, weil er mit seinen krummen Beinen zweimal durch den Regen laufen musste, um uns ins Schloss zu bringen und wieder abzuholen«, tuschelte der Kastellan Otto ins Ohr.
    Aber der war zu angespannt, um sich jetzt noch aufheitern zu lassen. Es ging ihm durch Mark und Bein, als der Zeremonienmeister die schwere Flügeltür öffnete, heraustrat und mit seinem Marschallstab zweimal so laut auf den Boden klopfte, dass wohl sämtliche Mäuse im Zwischenboden Gehörschäden davontragen mussten.
    »Der Zeuge und sein Begleiter mögen eintreten!«, rief er gut vernehmbar in Richtung der beiden, um gleich darauf mit kräftiger Stimme ins Saalinnere zu schnarren: »Der Zeuge Otto Dobler, Bauersknecht in Staufen!« Er wies Otto mit einer Handbewegung an, in den Raum zu treten, bevor er mit wichtiger Miene fortfuhr: »Ulrich Dreyling von Wagrain, Verwalter des Schlosses Staufen, Beisitzer des hiesigen Achtgerichtes, Berater unseres gnädigen Herrn, Hugo Graf zu Kö…«
    »Schon gut, tretet ebenfalls ein, Wagrain!«, unterbrach Oberamtmann Conrad Speen den Zeremonienmeister, dem dies sichtlich zu missfallen schien.
    Es war so lange mucksmäuschenstill, bis der Zeremonienmeister

Weitere Kostenlose Bücher