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Die Peststadt

Die Peststadt

Titel: Die Peststadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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standen.
    »Es sind meine Begleiter. Wir haben einen langen, beschwerlichen Weg durch die unterirdischen Gänge und Korridore hinter uns. Dies hier ist Kalathee, die mir sehr geholfen hat, die einstige Verwalterin von Xanadas Lichtburg.«
    Mythor deutete auf ein zartgliedriges Mädchen von ätherischer Schönheit, in blauem, engem Kleid und schwarzen Lederstiefeln, das sich erschöpft an die Schulter eines kleinen, hageren Mannes klammerte.
    »Steinmann Sadagar reinigt gerade sein Wurfmesser«, sagte Mythor und wischte über seine Stirn.
    »Der Kleine Nadomir lenkt meine Hand!« Sadagar verzog sein spitzes Gesicht. Dann ging er auf den Leibwächter zu, um den sich bereits eine alte, bucklige Frau kümmerte.
    »Die weißhaarige Schönheit dort ist Fahrna, die Runenkundige. Und dieser fellige Krieger nennt sich Nottr. Ein Becher Bier, vielleicht ein dunkler Winkel und etwas Essen würden uns guttun, Königin.«
    »Kommt zum Schloss Fordmore!« sagte sie. »Wir waren auf dem Weg dorthin. Aber bedenke, dass seit zwei Tagen die Caer die Stadt berennen. Wir alle führen ein armes Leben, selbst im Haus des Königs.«
    Der Leibwächter stand schwankend auf und hielt sich am Wagen fest.
    »Wer sind. die Fremden?« stieß er verwirrt hervor. »Haben sie dir geholfen, Königin?«
    »Sie haben mein Leben gerettet und wahrscheinlich auch deines, Dhorkan. Sie sind jetzt die Gäste der Königin.«
    »Und diese Verräter?« ächzte Dhorkan, während Elivara und Kalathee sich im Wagen zusammendrängten.
    »Sie sind tot«, sagte Nottr mit heiserer Stimme. »Alle.«
    Mythor und er sahen sich schweigend an. Sie begriffen, dass sie nicht nur mitten in einer belagerten Stadt ans Tageslicht oder ans Licht der Sterne zurückgekommen waren, sondern dass es innerhalb der Mauern Verräter gab.
    *
    Bei jedem Schritt sahen sich Nottr, Sadagar und Mythor wachsam um. Sie erkannten in dem schwachen Licht, wie stark ineinander verschachtelt die Häuser Nyrngors standen. Die Stadt barst aus allen Nähten, die Menschen hatten höher und höher gebaut, und ein ernsthafter Brand würde ganze Stadteile in ein Flammenmeer verwandeln. Die Gassen waren eng, gewunden und von schrägen Ebenen und Treppen unterbrochen. In der Mitte der Stadt, wo sich die Gassen zu einem freien Platz weiteten, gab es ein paar Bäume und spärliche Grünflächen.
    Ein rechteckiges Gebäude aus rötlichem Stein erhob sich wie eine schmucklose Zitadelle inmitten des Platzes. Auf den Zinnen loderten einige wenige Fackeln; viele Fenster und Erker befanden sich im oberen Drittel der senkrechten Mauern. Hinter vielen Öffnungen sahen die Fremden Lichter, vor denen sich hin und wieder Gestalten bewegten. Ein niedriges, aber breites Tor führte in das Schloss .
    »Das muss Fordmore sein«, meinte Mythor und registrierte, dass sich nur wenige Menschen im Umkreis des Schlosses bewegten.
    »Das Ziel der Caer und ihrer Dämonenpriester.«
    »So ist es. Ihr werdet alles dort finden, was ihr braucht.«
    Als sich das Gespann und die Gruppe dem Tor näherten, stürzten einige Wachen und alte Diener hervor. Jedermann, den Mythor und seine Freunde gesehen hatten, schien zu Tode erschöpft zu sein. Die Diener geleiteten die ganze Gruppe durch die Torgasse, durch einen kleinen parkartigen Hof und eine Treppe hinauf in eine warme, von vielen kleinen Öllampen erhellte Halle. Königin Elivara klatschte in die Hände und gab mit energischer Stimme eine Reihe von klaren Befehlen.
    Die Schar der Ankömmlinge und auch Dhorkan wurden von den Dienern umringt. Man brachte sie in kleine, gut eingerichtete Räume, schleppte heißes Wasser und Wein herbei, und eine Stunde später klopfte jemand an die Tür von Mythors Zimmer. Mythor war gerade dabei, sich mit einem großen, weichen Tuch abzutrocknen. Er schlang das Tuch um seine Hüften und rief: »Wer ist da?«
    Seine Hand streckte sich nach dem Griff Altons aus. Das Gläserne Schwert lag quer über einem Tisch, zwischen Weinkrügen, einem Brett mit Käse, Brot und Braten.
    »Ein Diener, Herr. Königin Elivara bittet dich, zu ihr zu kommen. Sie will ihren Dank abstatten für die wunderbare Rettung.«
    »Ich komme, sobald ich angezogen bin«, sagte Mythor. »Wie fühlen sich meine Freunde?«
    »Sie haben alles genossen, was das Schloss ihnen bieten konnte. Auch sie warten auf dich in der Halle.«
    Mythor und Nottr hatten auf den letzten Schritten durch den schier endlosen Felskamin undeutliche Stimmen und Geräusche gehört. Der Rauch der flackernden Fackeln

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