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Die Pfade des Schicksals

Die Pfade des Schicksals

Titel: Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie feierlich glänzend, fast geweiht erscheinen, als wäre dieser Raum in grauer Vorzeit ein primitives Heiligtum gewesen. In auffälligem Gegensatz dazu bestand der raue und unebene Boden aus anderem Gestein, das darauf zu bestehen schien, dass es nicht für Licht, sondern für Dunkelheit geschaffen sei.
    Wie Branl vermutet hatte, war der Fels kalt. Covenant spürte die Kälte bereits durch seine noch feuchten Jeans kriechen. Zum Glück machte sich auch schon die von Loriks Krill ausgehende gleichmäßige Wärme bemerkbar. Weißgold in den Händen seiner rechtmäßigen Besitzerin ließ den ganzen Dolch zu heiß für seine ungeschützten Hände werden. Für Covenant war dies der sichere Beweis, dass Joan noch lebte. Ohne es zu wollen, konnte sie mit ihrer reflektierten Verzweiflung die ganze Höhle wärmen.
    »Danke«, murmelte er, indem er Naybahn zunickte. Unabhängig davon, ob die Ranyhyn ihn verstanden, musste er seiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen. »Diese Höhle hatte ich ganz vergessen - sofern ich überhaupt jemals von ihrer Existenz gewusst habe. Ihr seid genau zur rechten Zeit ins Land zurückgekommen. Ohne euch wäre keiner von uns jemals so weit gekommen.« Vor allem Linden nicht. »Und wir würden nicht weiterkommen, das steht fest.«
    Naybahn warf leise wiehernd den Kopf hoch. Im Silberglanz schienen seine Augen stolz zu leuchten.
    Covenant wollte Branl fragen, wie Clyme und Mhornym mit dem Streitross des Eggers zurechtgekommen waren. Aber eine Antwort auf diese Frage hätte ihre Ankunft nicht beschleunigen, das Streitross wieder zu Kräften kommen lassen oder Covenants unterschwellige Ängste beseitigen können. Stattdessen fragte er abrupt: »Wie weit ist es noch bis zu Lord Fouls Hort?«
    Branl schien eine Landkarte aus seinem Gedächtnis zurate zu ziehen. »In gerader Linie liegen die Ruinen der ehemaligen Festung des Verderbers nicht weiter als fünfzehn Meilen entfernt, Ur-Lord. Aber diese Klippen sind zerklüftet und zwingen zu Umwegen. Ich schätze, dass wir mindestens zwanzig Meilen vor uns haben, wenn …« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »… wenn das Vorgebirge mit dem Ridjeck Thome wirklich unser Ziel ist.« Er zuckte mit den Schultern. »Liegt unser Ziel anderswo, wissen es die Ranyhyn. Die Gedemütigten jedenfalls nicht.«
    Covenant tat Branls Vorbehalt mit einer Handbewegung ab. »Nehmen wir einfach an, wir müssten zu Fouls Hort. Wo sollte Joan sonst sein? Diese Gegend ist einfach zu verdammt passend.« Eine Wildnis aus zersplittertem Granit zwischen dem Meer der Sonnengeburt und den Zerspellten Hügeln: genügend Trümmer, um Dutzende von Jahrtausenden zu symbolisieren. Joans Angriffe auf die Zeit brauchten eine physische Manifestation. Sie zerfetzte Augenblicke in Chaos, indem sie Steine zerschmetterte. Die Erde war die Inkarnation der Gesetze, denen sie ihre Existenz verdankte, und Joan griff sie an, indem sie der Erde schadete. Außerdem zweifelte Covenant nicht daran, dass die Trümmer von Fouls Ort noch immer von der Bösartigkeit des Verächters durchtränkt waren. Auch das Böse des Weltübelsteins klang dort noch nach. Solche Dinge würden Turiya Herems Gewalt über Joan verstärken. »Wie lange brauchen wir also bis dorthin?«
    Branl betrachtete ihn ausdruckslos. »Da du es vorziehst, dich in Vermutungen zu ergehen, Ur-Lord, will ich das auch tun. Kommt dein Pferd wieder so weit zu Kräften, dass es dich tragen kann, rechne ich damit, dass die Überreste des Ridjeck Thome spätestens morgen Abend in Sicht kommen.«
    Ein weiterer Tag … Hölle und Blut, fluchte Covenant vor sich hin. Inzwischen war schon zu viel Zeit vergangen, und die Schlange kam unaufhaltsam vorwärts. Die Erde hatte nicht mehr lange zu leben. Aber bisher hatten er und die letzten Verteidiger des Landes außer Jeremiahs Rettung aus der Verlorenen Tiefe und vor dem Croyel nichts erreicht. Gewiss, Esmer hatte durch sie seinen Frieden gefunden: Aber seine Erlösung war ein Geschenk der Urbösen, der Wegwahrer und Staves gewesen. Covenant selbst hatte bisher wenig dafür getan, seine Rückkehr ins Leben zu rechtfertigen.
    Er musste Joan gegenübertreten.
    Und darauf musste er vorbereitet sein. Einen Misserfolg konnte er sich nicht leisten.
    Aber er hatte noch immer keine Ahnung, wie er auf ihre schmerzliche Verzweiflung reagieren sollte.
    Unbestimmte Zeit später erschien Clyme mit Mhornym und dem Streitross in der Höhle. Während die Pferde gierig ihren lange angesammelten Durst löschten, zog Branl

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