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Die Pfade des Wanderers

Die Pfade des Wanderers

Titel: Die Pfade des Wanderers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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vor, um die kümmerlichen Steinscherben, das Leder und das Holz in beide Tatzen zu nehmen. Jon-Tom bemerkte seine ehrfurchtgebietenden Klauen. Der Koala behielt die Runen wie in einer Schale in den Händen und fuhr mit seinem unverständlichen Gesang fort. Clodsahamp sah zu und nickte langsam, obwohl es Jon-Tom nicht klar war, ob er etwas von dem verstand, was der Koala sagte, oder ob er ihn lediglich ermunterte.
    Es erschienen keine glühenden Lichtpunkte, keine Gnieschies. Dies war eine andere Art von Magie, uralt und schlicht, sie war Jon-Tom ebenso fremd wie die Wirtschaftspolitik der Republikaner. Wenn man Colins eigener Beschreibung glaubte, handelte es sich dabei ebenso sehr um Glück wie um Magie.
    Das Fell am Hinterkopf des Koalas stellte sich auf. Die Behaarung seiner übergroßen Ohren schien wie von elektrischer Spannung zu zittern. Colin beendete seine Beschwörung. Dann hielt er die Tatzen einfach über das Lederviereck und öffnete sie. Soweit Jon-Tom das feststellen konnte, hatte es nichts mit Geschicklichkeit zu tun: Der Koala öffnete einfach die Tatzen und ließ alles fallen.
    Die Steine und Knochen hüpften ein paarmal hin und her, bevor sie auf dem Leder zum Ruhen kamen; dieses war, wie Jon-Tom nun erkennen konnte, von einem Netzwerk feiner Linien durchkreuzt, die mit irgendeiner Art nadelspitzer Ahle oder einem Messer gezogen worden waren.
    Colin atmete tief ein, öffnete die Augen und beugte sich vor, um das Ergebnis seines Runenwurfs zu mustern. Er wandte den Blick nicht von den Runen ab, ja er zuckte nicht einmal mit den Lidern. Eine solche Konzentration war angsterregend. Obwohl er sein Bestes tat, um es sich nicht anmerken zu lassen, war es offensichtlich, daß sogar Mudge beeindruckt war.
    Colin atmete ein weiteres Mal tief durch und nahm einige kurze Atemzüge. Dann kauerte er sich wieder nieder, um beide Tatzen auf die lederbedeckten Knie zu legen.
    »Was versuchst du heraus zubekommen?« fragte Dormas ihn schließlich.
    »Ich habe die Runen nicht für irgend etwas Bestimmtes geworfen. Häufig gibt der Wurf keine Auskunft. Manchmal ergibt sich auch ein Muster, dem man nicht vertrauen kann. Ich hoffe, daß dies jetzt der Fall ist.«
    »Warum?« Plötzlich machte Jon-Tom sich Sorgen. »Was sagt es denn?«
    In den Augen des Koalas war echte Traurigkeit zu erkennen.
    Er wandte den Blick von Jon-Tom weg auf den Otter, der neben ihm stand. »Mein Freund Mudge, wenn dieses Muster hier stimmt, dann hast du keine dreißig Sekunden mehr zu leben.«

IX
    Das kleine Häufchen Zuschauer war wie vom Schlag gerührt. Mudge konnte den Fremden in ihrer Mitte nur fassungslos anstarren. Wie sollte man auf eine derartige Verkündung reagieren? Schließlich versuchte der Otter zu lächeln. Er gab sich alle erdenkliche Mühe, doch dieses eine Mal weigerte sich sein sonst so schnelles Grinsen, auf dem Gesicht zu erscheinen.
    »Du versuchst ja nur, mir Angst einzujagen, du erbärmlicher Triefel. Du versuchst, uns allen Angst einzujagen, damit wir nich feststellen, was für 'n Mumpitzpeter du bist. Na, mich kannste jedenfalls nich narren. Ich glaube nich an deinen Beutel voller Knochen, keine Minute tu ich das nich.« Er spie auf den Boden und verfehlte das Leder und seinen stummen Inhalt nur knapp. Mißtrauisch um sich lugend, wich er vor dem schweigenden, traurigen Colin zurück.
    »Ich wünschte, es wäre anders gekommen«, entschuldigte sich der Koala. »Aber man kann nicht voraussagen, was die Runen sagen werden.«
    »Sagen? Dieser 'aufen Dreck kann ja nich mal Pups sagen. Is doch nur 'ne 'andvoll Müll, Jon-Tom.« Jon-Tom starrte seinen Freund stumm an. »Was er da sagt und was er da in der Gegend rumschmeißt - nix als Müll. Sagt mir, daß es Müll is, Euer 'exerschaft.«
    Clodsahamp musterte den zurückweichenden Otter mit einem irritierend klinischen Blick, dann fragte er den Runenwerfer: »Wodurch?«
    Colin sah wieder die reglosen Runen an. »Das wird hier nicht gesagt, Ehrwürdiger Alter.«
    »Müll is es!« Die Stimme des Otters wurde immer lauter und wütender. »Müll und 'ne lausige Lüge dazu!« Er blickte nervös um sich, als rechnete er damit, jeden Augenblick angegriffen zu werden. »Schwindel und Betrug, das sollte ich ja wohl wissen. Dieser fette Bär is 'n Trickbetrüger. In seiner Nummer steckt mehr Schnee als dort oben auf den ganzen Bergen. Oh, du schleimiger, aufgeblasener Pelzball!« Er schnitt eine Grimasse in Colins Richtung. »Echt schleimig. Aber den alten Mudge legst du nich

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